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Das Rohmaterial wird in einem Tiefbunker mit Schubbodenaustrag aufgegeben © Günther Jauk

Kein Span vergeudet

Ein Artikel von Günther Jauk (für Timber-Online bearbeitet) | 31.08.2016 - 16:45
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Die Tschopp Holzindustrie mit ihrem 60 m hohen Pelletsturm © Günther Jauk

Bei Tschopp Holzindustrie, Buttisholz/CH, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Angefangen mit der Erweiterung der Pelletierung 2011 über die Errichtung eines 60 m hohen Silos 2014 (s. Holzkurier Heft 37/14, S. 29) bis hin zur Installation der neuen KWK-Anlage im vergangenen Jahr, arbeitet das Unternehmen seit Jahren an einem schlüssigen Restholz- und Energiekonzept. Mit der Inbetriebnahme eines Bandtrockners von Swiss Combi sowie einer Aufgabe- und Aufbereitungsstation für eigenes und fremdes Material ist dieser Investitionszyklus jetzt abgeschlossen. Als Generalunternehmer für den jüngsten Ausbauschritt fungierte Knoblinger, Ried im Innkreis.

Frisches und getrocknetes Material verwertbar

Das Hauptgeschäft bei Tschopp ist die Fertigung von Schalungsplatten. Jährlich verarbeitet das Unternehmen rund 90.000 fm zu 1,35 Mio. m2 Schalungstafeln, die das Unternehmen ausschließlich in der Schweiz absetzt. Seit einigen Jahren produzieren die Eidgenossen auch Pellets. „So können wir das Rohmaterial besser ausnutzen und die Wertschöpfung im Betrieb steigern“, erklärt einer der beiden Geschäftsführer, Daniel Tschopp. Mit 60.000 t Jahresproduktion und einer Kapazität von 90.000 t ist Tschopp der größte Schweizer Anbieter. Bis vor Kurzem konnte das Unternehmen ausschließlich trockenes Material verwerten, weshalb ein Großteil des Rohstoffs an trockenen Sägespäne zugekauft werden musste.
Durch den Bandtrockner kann Tschopp jetzt seine anfallenden Sägenebenprodukte verpressen und auch noch frisches Material zukaufen. „Der Trockner macht uns wesentlich flexibler und vom Markt unabhängiger“, informiert der Geschäftsführer. Zudem plant das Unternehmen, seine Kapazitäten bis in vier Jahren voll auszufahren.

Sortenreine Trennung

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Das Rohmaterial wird in einem Tiefbunker mit Schubbodenaustrag aufgegeben © Günther Jauk

Für die Rohstoffübernahme ist in einer Halle ein Tiefbunker mit Schubbodenaustrag vorgesehen. Dieser wird direkt vom Lkw oder mittels Radlader beschickt. Mit rund 150 m3 kann der Bunker zwei Lkw-Ladungen pro Stunde aufnehmen. Der Schubboden fördert das Rohmaterial auf die Sortierstation. Dort werden Eisenteile und grobe Fremdkörper ausgeschieden und die Fraktionierung in Sägespäne und Hackschnitzel wird vorgenommen. „Dadurch ist sichergestellt, dass die beiden 2000 m3-Rohstoffsilos sortenrein mit Sägespänen beziehungsweise Hackschnitzeln gefüllt werden“, erklärt Knoblinger-Projektleiter Johannes Waselmayr. Entscheidend ist dies für den nachfolgenden Trocknungsprozess. Die Silos übernehmen zudem eine Pufferfunktion für Nächte und Wochenenden.
Von den Silos gelangt das Material in den Bandtrockner, wobei die Hackschnitzel vorher zerkleinert werden. Dabei setzt Tschopp auf eine Hammermühle. Ein Eisen- und Schwergutabscheider vor der Mühle sorgt für Betriebssicherheit und einen verschleißarmen Betrieb. „Wie die gesamte Installation zeichnet sich auch dieser Teil durch höchste Flexibilität aus. Sägespäne und gemahlene Schnitzel können in beliebigen Mischungsverhältnissen gefahren werden“, informiert Waselmayr.

Sandwich-Bauweise

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Das von Tschopp ebenfalls neu errichtete Kraftwerk mit 8,5?MW thermischer Leistung © Günther Jauk

Der Swiss Combi-Bandtrockner mit einer Verdampfungsleistung von 4400 kg/h (bei 90° C Vorlauftemperatur) und 102 m2 Trocknungsfläche verfügt über 40.000 t Jahreskapazität. Ausgeführt haben die Eidgenossen die Anlage als Paneelen-Konstruktion. Das bedeutet, dass der Trockner unter dem Band aus Sandwichpaneelen besteht. „Dadurch wird der Trocknungskanal besser zugänglich, womit sich auch der Säuberungsaufwand reduziert. Zudem wirkt diese robuste Bauweise auch schallreduzierend“, erläutert Swiss Combi-Verkaufsingenieur Kilian Urwyler die Konstruktion. In Buttisholz errichteten die Trocknungsspezialisten den zweiten Trockner dieser Art.

Erweiterung möglich

Die Schweizer haben den Trockner so konzipiert, dass durch eine spätere Verlängerung die Kapazität verdoppelt werden kann, ohne dabei Antriebs- und Förderelemente zu erneuern. „Diese maximale Flexibilität war uns ein zentrales Anliegen“, informiert Tschopp. Ebenfalls möglich ist die nachträgliche Integration einer Abluft- \>\>rückführung, welche die Trocknungseffizienz um bis zu 25 % steigern würde. Als Energiequelle dient in Buttisholz reines Wasser – ohne die Beigabe von Glykol. „Dies hat den Vorteil, dass das Kühlwasser des Kraftwerkes direkt verwendet werden kann und kein zusätzlicher Wasser/Glykol-Kreislauf notwendig ist“, informiert Urwyler.
Erzeugt wird die benötigte Energie im ebenfalls neu installierten Holzheizkraftwerk, welches über 8,5 MW thermische und 1,3 MW elektrische Leistung verfügt. Dieses wiederum wird mit Rinde aus dem hauseigenen Sägewerk und alten Schalungstafeln befeuert.
Da unterschiedlich feuchte Produktchargen getrocknet werden, wird die Nassprodukt-Feuchte gemessen und anhand des ermittelten Wertes die Schichtdicke des Produktes im Trockner angepasst. Das ermöglicht eine frühzeitige Anpassung des Durchsatzes und so das Erreichen des gewünschten Restfeuchtegehalts.
Vom Trockner gelangen die Späne in den Trockenspansilo und über ein mechanisches Fördersystem weiter zum bestehenden Pelletswerk. Dort werden die Späne mittels entsprechender Dosiereinrichtungen direkt auf die beiden bestehenden Pressenlinien aufgegeben.

Leise Konstruktion

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Das von Tschopp ebenfalls neu errichtete Kraftwerk mit 8,5 MW thermischer Leistung © Günther Jauk

Neben größtmöglicher Flexibilität legten Tschopp und Knoblinger bei Planung und Ausführung besonderen Wert auf Betriebssicherheit und Wartungsfreundlichkeit. Wesentliches Thema war aufgrund der exponierten Lage auch die Schallemission, was besonders bei den im Freien befindlichen Anlagenteilen berücksichtigt wurde. Swiss Combi verbaute aus demselben Grund zusätzliche Ab- und Zuluftschalldämpfer.

Kreislauf geschlossen

Tschopp ist mit seiner Investition zufrieden: „Jetzt können wir unser gesamtes Rundholz weiterverarbeiten und so die Wertschöpfung deutlich steigern. Zudem hat sich die Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt deutlich reduziert.“ Nach diesem Schwall an Investitionen im Bereich Bioenergie legt Tschopp seinen Fokus jetzt wieder auf die Plattenfertigung. Derzeit investiert das Unternehmen in die Automatisierung von Arbeitsabläufen.