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Das Keramikfett KF7/60M kann ohne Umbau in jeder Pelletspresse verwendet werden © Günther Jauk

Kaum zu glauben

Ein Artikel von Günther Jauk | 29.04.2015 - 16:26
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Das Keramikfett KF7/60M kann ohne Umbau in jeder Pelletspresse verwendet werden © Günther Jauk

Über ein Jahr musste Rüdiger Heller von der BVG Vertriebsgesellschaft auf einen Termin bei Tschopp-Betriebsleiter Stefan Zimmermann warten. Rückblickend ist Zimmermann froh, dass Heller hartnäckig geblieben ist. Immer wieder stößt der Unternehmer mit seinem Produkt auf Ablehnung, die er aber in vielen Fällen gut nachvollziehen kann: „Ich wäre ja selbst auch mehr als skeptisch, wenn mir jemand schier Unvorstellbares verspricht. Gott sei Dank gibt es aber mutige Unternehmer, wie Tschopp, die sich vor Innovationen nicht fürchten.“ Das Geheimnis von Bathan KF7/60M, so die Typenbezeichnung des Keramikfettes, ist einfach erklärt. Keramikpartikel fließen in die mikroskopisch kleinen Unebenheiten des Metalls, füllen diese aus und es kommt zu einem Glättungseffekt. Glattere Oberflächen in den Lagern bedeuten geringere Temperaturen, weniger Schmiermitteleinsatz und höhere Standzeiten.

Standzeiten vervierfacht

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Zufriedene Gesichter: Tschopp-Mitarbeiter Jordi Hansruedi, Tschopp-Betriebsleiter Stefan Zimmermann, BVG-Geschäftsführer Rüdiger Heller und Tschopp-Betriebsleiter-Stv. Silvan Gerber (v. li.) © Günther Jauk

Die BVG Vertriebsgesellschaft, 2010 gegründet, verkaufte ursprünglich keramische Ölzusätze an die Bauindustrie. Eines Tages fragte ein Kunde Heller, ob es sein Produkt auch in Fettform zur Lagerschmierung gebe. Heller musste verneinen, begann aber sofort mit der Entwicklung des gewünschten Keramikfettes. Seit 2012 ist Bathan KF7/60M am Markt und findet immer mehr Abnehmer.

Besonders gut zeigen sich die Vorteile der Keramikschmierung bei Tschopp Holzindustrie, dem größten Schweizer Pelletsproduzenten. Früher lag die Zeit zwischen zwei Fettstößen in die Kollerlager der Presse bei 335 Sekunden, heute bei 6720 Sekunden. In Kilogramm Fett bedeutet das eine monatliche Reduktion von 180 auf 9 kg pro Presse. Die Kollerstandzeiten stiegen von durchschnittlich 1000 auf 4000 Betriebsstunden. „Nach 4000 Stunden waren die Lager nicht kaputt, sondern nur die Hülsen eingelaufen“, erzählt Zimmermann zufrieden. Nicht jeder Betreiber erreicht derart hohe Standzeitverlängerungen. „Das hängt natürlich von der Qualität der eingesetzten Lager und vielen anderen Faktoren ab“, informiert Heller. Hasslacher, Preding, etwa konnte seine Kollerstandzeiten von 2000 auf 3000 h erhöhen.

Längere Standzeiten bedeuten mehr Betriebsstunden und weniger Werkstattstunden. Mehr Leistung bei weniger Revision bringt natürlich auch ökonomische Vorteile. Zwar kostet Bathan KF7/60M mit 90 €/kg ein Vielfaches mehr als herkömmliche Schmiermittel, bringt aber laut Heller und Zimmermann trotzdem beachtliche finanzielle Vorteile. „Alles in allem sparen wir uns durch den Einsatz des Keramikfettes eine Summe im oberen fünf-, wenn nicht sogar im unteren sechsstelligen Bereich“, rechnet Zimmermann vor. Tschopp produziert mit drei Pressen derzeit 60.000 t/J Pellets. Ausgelegt ist die Anlage auf 90.000 t/J. In die Berechnung von Zimmermann fließen neben dem geringen Verbrauch und den höheren Standzeiten auch die verringerten Reparatur- und Wartungskosten sowie die höhere Betriebssicherheit ein.

Einen weiteren Vorteil in seinem Produkt sieht Heller in der geringeren Umweltbelastung: „Gerade bei einem ökologischen Produkt, wie Holzpellets, spielt der Umweltgedanke eine wichtige Rolle.“ Wenn Tschopp seinen Schmiermittelverbrauch an einer Presse um 171 kg im Monat reduziert, sind das in Buttisholz übers Jahr gerechnet um 6,2 t weniger.
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Die Standzeit solcher Kollerlager wurde bei Tschopp vervierfacht © Günther Jauk