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Einschätzung des Gefährdungsgrades in Salzburg für das Jahr 2016 von Dr. Ludwig Wiener © Ludwig Wiener

Kampf dem Borkenkäfer

Ein Artikel von Hans Flasch | 07.03.2016 - 08:13
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Einschätzung des Gefährdungsgrades in Salzburg für das Jahr 2016 von Dr. Ludwig Wiener © Ludwig Wiener

Insgesamt 6000 Waldbesitzer und Waldbewirtschafter hat der Forstverein Oberösterreich Salzburg seinen eigenen Angaben zufolge mit seiner intensiven Aufklärungstätigkeit schon erreicht. Unter dem Titel „Borkenkäfer – Lebensweise, Monitoring, Gegenmaßnahmen“ lud er am 24. Februar zu einer Reihe von hochkarätigen Vorträgen nach Gmunden. Der aktuellen Käfersituation in Oberösterreich und Salzburg wurde dabei großer Raum gewidmet. Die Vortragenden behandelten auch mögliche Alternativen zur stark gefährdeten Fichte.

Oberösterreich

Die Ausgangssituation in Oberösterreich war geprägt von einem geringen Borkenkäferausgangsbestand und wenigen geschädigten Bäumen und Beständen. Einschneidend für die weitere Entwicklung war das Sturmschadensereignis „Niklas“ am 31. März und 1. April 2015. Die Fichtenblüte und ein Fichtenmastjahr trugen das ihre zur „Schwächung“ bei. Bis Juni war es feucht und kühl, was einen „normalen Käferflugbeginn“ bewirkte. Erst die überdurchschnittlichen Temperaturen und die geringen Niederschläge führten zu einer erhöhten Disposition von Beständen. Zu Beginn 2016 geht man daher von einem hohen Anfangsbestand aus, der in den vielen trockengeschwächten/geschädigten Bäumen und Beständen „leichte“ Beute finden wird. Außerdem sind heuer wieder überdurchschnittliche Temperaturen zu erwarten. Laut Johann Reisenberger vom Oberösterreichischen Landesforstdienst wird die Niederschlagsentwicklung die Borkenkäferentwicklung steuern. Besonders gefährdet sind das Alpenvorland und die Trockenbereiche des Mühlviertels.

Salzburg

Über die Situation in Salzburg berichtete Dr. Ludwig Wiener von der Landesforstdirektion. Dort war der Winter 2014/2015 geprägt von relativ milden Temperaturen und wenig Schnee bis in höhere Lagen. Der Januar war regenreich, der Februar trockener. Es gab relativ viel nassen, schweren Schnee bis in höhere Lagen, allerdings sehr geringe Frostschäden. Orkan Niklas verursachte große Schäden, vor allem im Flachgau und Mittelpinzgau. Ebenso entscheidend war das Fichtenmastjahr bis zu einer Seehöhe von 1100 m. Das Zusammenwirken von höheren Temperaturen (2015 war nach 2014 das zweitwärmste Jahr seit dem Beginn der Aufzeichnungen) und geringen Niederschlägen – vor allem die große Anzahl von Trockenperioden – verursachte eine höhere Disposition hinsichtlich des Borkenkäferbefalls. So hat sich in den nördlichen Landesteilen der Borkenkäferbefall gegenüber 2014 verdoppelt. In den übrigen Landesteilen ist er zwar gestiegen, aber bei Weitem nicht so stark. 43 % aller Kupferstecherschäden und 17 % aller Buchdruckerschäden wurden in der FAST Flachgau Nord beobachtet. 2016 schätzt Wiener die Gefährdung daher im Norden am höchsten ein, wobei der Gefährdungsgrad nach Süden zu stark abnimmt (s. Grafik oben). Beide Ländervertreter riefen zur besonderen Vorsicht und zum raschem Handeln auf.

Alternative Baumartenwahl

Im abschließenden Vortrag beschäftigte sich Christoph Jasser vom Oberösterreichischen Landesforstdienst mit Alternativen zur durch den Klimawandel und Borkenkäfer gefährdeten Fichte. Die Tanne kommt mit höheren Temperaturen besser zurecht als die Fichte, ist sturmfester, Tannenborkenkäfer neigen nicht zur Massenvermehrung. Außerdem ist sie kaum von Rotfäule betroffen und hat eine höhere Schattenverträglichkeit als die Fichte. Auch betriebswirtschaftlich sei die Tanne eine tolle Sache, so Jasser. Die Verbissgefährdung sei aber wohl das Haupthindernis im Tannenwaldbau.
Bezüglich der Lärche räumte Jasser mit zwei Falschbehauptungen auf:
    Die Lärche gedeiht nicht auf schweren Böden. Das stehe in jedem Waldbaubuch. Tatsächlich erschließe die Lärche auch auf staunassen Böden Tiefen von über 50 cm. Die Feinwurzeln seien aber in der Auflage und im Oberboden konzentriert.Die Lärche verträgt viel Trockenheit. Tatsächlich habe sie dort Probleme, wo Flachgründigkeit und südseitige Exposition zusammenkommen. Die Lärche eigne sich ideal als Mischbaumart (Anteil 2/10), vor allem mit Buche oder Hainbuche. Eine kräftige Freistellung der Kronen der Z-Stämme sei bald erforderlich.
Die Douglasie ist ein geschätztes, hochwertiges Holz, hat eine sehr hohe Zuwachsleistung, ein geringes Forstschutzrisiko, eine gut abbaubare Streu und ist auch für stufige Bestände geeignet. Die größten Vorteile hat die Douglasie dort, wo für die Fichte zu wenig Niederschlag oder zu hohe Temperaturen vorherrschen: auf sauren, gut durchlüfteten Böden, unter 700 m Seehöhe auf Kuppen, Ober- und Mittelhängen. Ungeeignet ist die Douglasie auf Kalkböden, Unterhängen und Grabenstandorten, tonigen und vernässten Böden und über 800 bis 900 m Seehöhe. Hier hat die Douglasie keine Vorteile gegenüber der Fichte mehr. Douglasien – Buchen – Tannenwald soll das Ziel sein.
Nicht überall ist Nadelholz möglich. Auf geeigneten Standorten lässt sich in Oberösterreich in 80 bis 100 Jahren wertvolles und gutes Eichen-Starkholz produzieren. Voraussetzungen dafür sind freilich: eine gute Genetik, rechtzeitige Wertastung und konsequente Freistellung von etwa 60 bis 80 Stämmen pro Hektar. Die Buche sollte Bestandteil der meisten Mischwälder sein. Auf Unterhängen, entlang von Bächen auf tiefgründigen, nicht zu schweren Böden mit ausreichender Nährstoffversorgung ist Ahorn eine gute Alternative. Über die Baumartenwahl hinausgehend ist ein sehr früher Beginn der Durchforstung (sehr früh, sehr stark, selten). De facto sollte die gesamte Durchforstung im zweiten Viertel der Umtriebszeit erfolgen.