Jahr der Richtungsentscheidungen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.12.2015 - 07:59
Das auf den ersten Blick markanteste Ereignis des heurigen Jahres passierte am 31. März: Sturm Niklas sorgte alleine in Bayern für 2,5 Mio. fm Schadholz. Das sind rund 15 % des Einschlags des Freistaates. Der Zeitpunkt am Ende der Einkaufssaison, die erste Reaktion der betroffenen Waldbesitzer und das schwache Marktumfeld der Verarbeiter ließen die Rundholzpreise überregional sinken.

Substanzverlust gebremst, nicht beendet

Doch mit Kalamitäten können Waldbesitzer und Säger umgehen. Tiefgreifender werden andere 2015er-Ereignisse wirken. Der Holzkurier berichtete ausführlich über den Sub-stanzverlust der deutschen und österreichischen Holzindustrien. Die Bilanzsummen haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch verringert, die Betriebsergebnisse sind zum Teil rot.
Daran hat sich 2015 nicht viel verändert. Der gesenkte Rohstoffpreis brachte den Sägern über den Sommer etwas Entlastung. Doch spätestens, als man im Herbst vergeblich auf ein Wiedererstarken der Levante hoffte, stellte sich vielerorts Ernüchterung ein. Die Verpackungsindustrie Italiens ist der zweite wichtige Absatzmarkt für Anfallware.

Levante – Minderabnahme naheliegend

Levante und Italien – beide Märkte sind derzeit mit Anfallware überfordert. Italiens Verpacker brauchen konstant sehr große Volumina. Demgegenüber ist für 2016 nicht garantiert, dass der Levanteraum weiter so stark nachfragen wird. Ein Ölpreis um oder unter 50 US-$ und die allgemeine politische Instabilität senken wohl kurz- und mittelfristig den Nadelschnittholz-Absatz.
Auf der Internationalen Nadelschnittholzkonferenz (ISC) wurde für 2016 ein leichtes Marktwachstum von 1 bis 2 % vorhergesagt. Dieses wird sich aus derzeitiger Sicht wohl nur knapp ausgehen:
China: 2016 Aufwärtstrend im Wohnungsbau möglich, insgesamt dürften die Hochbauaktivitäten aber auch 2016/17 abnehmen.
Japan: Höhere Selbstversorgungsraten lassen Importbedarf bis 2020 sinken.
Positives wird (wie so oft) für die USA vorhergesagt. Der Nadelschnittholz-Bedarf soll 2016 um 6 % steigen, 2017 nochmals um 11 % (ISC-Vorhersage). Doch die US-Prognosen waren zuletzt meistens zu optimistisch. Damit wird wohl der europäische Heimmarkt – und hier insbesondere Deutschland – am entscheidendsten sein.

Alles sauber?

Heuer rückte einmal mehr der Rohstoff ins Blickfeld - insbesondere, woher das Holz kam. Die Holzindustrie Schweighofer kann diesbezüglich ein Lied singen. Seit April wechselt sich beinahe im Wochenrhythmus der Vorwurf illegaler Holzverwendung mit einer Entgegnung seitens der Holzindustrie ab.
Die Holzernte stand wohl noch nie so im Fokus der Umweltschutzverbände wie heuer.
Es tut sich noch mehr im Wald: Der Wunsch nach Außernutzungstellung wird jährlich begehrlicher. Und jeder Forstwirt weiß, wie sehr sich die Wälder der Zukunft verändern werden, wenn es zu einem Temperaturanstieg von „nur“ 2° C bis 2100 kommt, wie auf der Klimaschutzkonferenz in Paris festgemacht wurde.