Jahr der Aufräumarbeiten

„Cordes übernimmt Rettenmeier-Gruppe“ – dieser Artikel vom 9. Oktober war im Vorjahr die meistgelesene Meldung auf Timber-Online.net. Auf Rang 2 folgt eine mehrseitige Analyse zu den Rettenmeier-Finanzen. Die Zusammenfassung der Bilanzen der wichtigsten deutschen Sägebetriebe („509 Mio. € Verlust seit 2008“) schaffte es ebenfalls in die Top-5. Kein Thema erregte 2014 mehr Aufmerksamkeit als die Ertragsprobleme der Sägebranche und deren Auswirkungen. 2014 war das Jahr der Aufräumarbeiten.
Das belegen auch die meistgelesenen Meldungen aus Österreich. Der Chefwechsel bei VM-Holz (Dr. Heimo Schader ging, Peter Fercher übernahm) schaffte es auf Rang 3. Die Verlagerung des Stora Enso-Sägewerks von Sollenau nach Polen lag knapp dahinter. Negativ in Erinnerung bleiben auch der Konkurs der Holzwerke Stingl, Guttaring, oder der Holzindustrie Kern, Waldbach. Oskar Pfeifers Leserbrief-Aufruf, „Einschnitt wochenweise abstellen“, traf den Nerv der Zeit und war auf Rang 6 der meistgelesenen Artikel des Jahres. Das Aus für Binderholz MDF-Werk in Hallein bewies, dass es auch der Holzwerkstoff-Branche nicht allzu gut geht. Großes Aufsehen erregte der Leitartikel „Preisabsprachen?“, indem über die Kartellermittlungen der österreichischen Sägeindustrie berichtete wurde. Die Causa ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Obwohl die Bundeswettbewerbsbehörde seit Juli 2013 ermittelt, gibt es noch keine Entscheidung, ob auch tatsächlich Anklage erhoben wird, wie der Holzkurier auf Anfrage erfuhr.
In Deutschland interessierte der Brand bei der Branchengröße Ladenburger und Klenks Restrukturierungsbemühungen zahlreiche Leser. Viele fragten sich auch, wie es bei HIT Torgau nach der Pleite des Kapitalgebers Prokon aussieht. Aufsehen erregten weiters Hüttemanns Ankündigung, in Olsberg 52 Mitarbeiter der BSH-Produktion zu entlassen, und die wiederkehrende Berichterstattung zu Klausners Auseinandersetzung mit dem Land Nordrhein-Westfalen, zunächst vor dem Landgericht Münster und mittlerweile vor dem Europäischen Gerichtshof.

Zuerst Brand – dann Betrieb des Jahres

An negativen Schlagzeilen hat es 2014 nicht gefehlt. Je bedrohlicher eine Nachricht klingt, umso eher wird sie gelesen. Das darf nicht über jene Entwicklungen hinwegtäuschen, die in die richtige Richtung gehen. Bestes Beispiel ist vielleicht das Sägewerk Mayer in Neckarbischofsheim. Im Juni brannte es zum dritten Mal in sieben Jahren. Erneut wurde aufgebaut. Dieses Durchhaltevermögen würdigte die Holzkurier-Redaktion mit der Wahl zum „Sägewerk des Jahres 2015“. Ebenfalls aus der Asche wieder aufgebaut wurde Weinbergers BSH-Fertigung in Abtenau.
Gute Nachrichten gibt es aus Leoben. Mayr-Melnhof Holz schaffte binnen eines Jahres den Turnaround und schloss 2013 mit Gewinn ab. Ebenfalls erfreulich: Mit Natalie und Mattheo Binder wird die nächste Generation in die Verantwortung bei Binderholz eingebunden. In Thüringen hat der junge Unternehmer Christoph Sporrer das schon geschlossene Leimholzwerk Franz Bayerl wieder mit Leben gefüllt.

Weniger Japan, mehr Deutschland

Was bleibt noch von 2014? Mitteleuropa hat weiterhin die weltweit höchsten Rundholzpreise. Der Export ist wenig profitabel. Die massive Rubelabwertung zu Jahresende machte Russland in der Levante und China zu einem Billigbieter. Japans Bauboom litt unter der Mehrwertsteuer-Erhöhung.
Dafür war die Bautätigkeit in Europa im Vorjahr stark. Das zeigen exemplarisch Österreichs Nadelschnittholz-Exporte der ersten drei Quartale. Nach Deutschland stiegen sie um 11%, nach Großbritannien haben sie sich verdoppelt und sogar nach Italien gab es ein Plus von 3,8%. Japan (–34 %) und die Levantedrehscheibe Slowenien (–6,7 %) waren dagegen müde Märkte. In Deutschlands Außenhandelsbilanz kletterte China mit +30% mittlerweile auf Rang 7 der größten Nadelschnittholz-Destinationen. Noch kein Entlastungsmarkt – entgegen so mancher Hoffnung – waren die USA. Dafür baut Klausner sein erstes US-Sägewerk in Florida auf.

Brettsperrholz, Buche und Baugenehmigungen

Deutschlands Baukonjunktur war 2014 stark – und verspricht weiteres Wachstum. Die Baugenehmigungen der Bundesrepublik notierten in den ersten drei Quartalen um 5% über 2013 und um 19 % über 2012. Das liegt auch an der Zinssituation. Deutsche und Schweizer Kommerzbanken haben im Vorjahr erstmals Negativzinsen eingeführt. Das sind Beschleuniger für die Baubranche.
Brettsperrholz gewinnt weiterhin Marktanteile. 2014 wurde aber anders als in den Vorjahren, kein großes Werk in Betrieb genommen. Das verbesserte die Auslastung bestehender Linien.
Nicht fehlen darf Pollmeier im Jahresrückblick. Seine 100 Mio. €-Investition in Creuzburg könnte die Buche auf die Baustellen bringen. Erste Projekte wurden 2014 realisiert. Von der Buche werden wir künftig mehr hören. Das belegt die im Oktober präsentierte dritte deutsche Bundeswaldinventur. Der Holzvorrat ist von 2002 bis 2012 um 7% gestiegen. Fichte hat als einzige Holzart verloren (–3,9 %). Deutschland baut seinen Wald auf klimatolerantere Gewächse um. Das brachte in zehn Jahren um 10% mehr Buchen, 16% mehr Eichen und 48% mehr Douglasien. Weil in Deutschlands Wäldern nur 55 bis 80% des Zuwachses genutzt werden, steigt der Starkholzanteil.