Ja, in drei Monaten

Von Januar bis August wurden in Deutschland, 25 % mehr Wohnungsbauten genehmigt als im Vergleichszeitraum 2015. Dieser Bauboom ist in mehreren Teilen der Holzwirtschaft zu spüren. BSP kann seine Stärken neben kommunalen Schul- und Kindergartenprojekten auch bei länger nutzbaren Flüchtlingsunterkünften ausspielen. Zudem werden deutlich mehr Ein- und Mehrfamilienhäuser in BSP realisiert. Die Auftragsbücher deutscher Fertighaushersteller sind teilweise bis Ende 2017 gefüllt, österreichische Hersteller sprechen von „mehreren Monaten“. Neben den Heimmärkten gibt es aber zunehmend eine Vielzahl an internationalen Projekten, die nach wie vor mit Brettsperrholz aus dem Alpenraum realisiert werden.

Optimierung und Neubauten

Kurzfristig reagierten die Hersteller auf die massive Nachfragesteigerung mit maximaler Produktion. In vielen Werken wurden die Anlagen im Drei- oder Vierschichtbetrieb voll ausgefahren. Zudem wird an mehreren Standorten an der Leistungssteigerung bestehender Produktionsstraßen gearbeitet. Stora Enso etwa verfügt „durch das Drehen mehrerer kleiner Schrauben“ in Bad St. Leonhard bald über 15 bis 20% mehr Kapazität. Außerdem denkt das Unternehmen laut über ein zusätzliches 75.000 m³-BSP-Werk in Schweden nach. Binderholz tätigt eine Erweiterung in Deutschland. Am Standort Burgbernheim stellt das Unternehmen gerade von BSH- auf BSP-Fertigung um. Bereits im Dezember möchte man die Anlage hochfahren – mit Start der Bausaison 2017 soll das Werk voll produzieren. Mit zusätzlichen Erweiterungen in Unternberg verfügt Binderholz dann über eine Produktionskapazität von 200.000 m³. Zum Vergleich: 2008 lag die summierte Produktionsmenge im deutschsprachigen Raum auf diesem Niveau.

Globale Aussichten

Es sind aber nicht nur die heimischen Hersteller, die auf steigende Nachfrage reagieren. 2015 nahm Cross Timber Systems, Jelgava/LV, die erste BSP-Presse im Baltikum in Betrieb, in Schweden startet Martinsons in Bygdsiljum noch heuer mit der Produktion. Es wird die erste Fertigungslinie für großformatige BSP-Elemente in Skandinavien sein. In Finnland möchte das Unternehmen CLT-Plant 2017, ein neues Brettsperrholz-Werk, in Betrieb nehmen. Die nordischen Hersteller profitieren neben dem wachsenden Heimmarkt auch von der Nähe zum Meer. Stora Enso plant sein drittes BSP-Werk direkt am Hafen, wodurch das Unternehmen seine Märkte in England und Übersee besser bedienen könnte. Aber auch dort ist man nicht untätig. Nach ersten Werken in Kanada, Japan und den USA arbeitet man jetzt in Großbritannien und Australien an eigenen Produktionen. Mit der Segezha-Gruppe gab im September zudem das erste russische Unternehmen bekannt, in die BSP-Produktion einsteigen zu wollen.

Was noch zu tun ist

Nach wie vor fehlt in Europa eine echte Standardisierung. Wäre BSP ein vom Hersteller unabhängiges, standardisiertes Produkt, könnte es seine Stärken, insbesondere bei Leistungsausschreibungen, besser ausspielen. In Japan und Nordamerika liegt der Entwurf für eine Bemessungsnorm auch ohne große Hersteller bereits vor. Zudem gilt es, in Österreich an den immer noch hemmenden Bauordnungen zu arbeiten. Die technischen Voraussetzungen für den mehrgeschossigen Holzbau sind auf jeden Fall gegeben. Ein 18-stöckiges Studentenwohnheim in Kanada oder bald auch das 84 m hohe HoHo in Wien stellen das sehr gut unter Beweis. Man darf somit gespannt sein, wie lange es noch dauert, bis die technischen Fähigkeiten von Brettsperrholz auch in Österreich ohne Sonderregelungen voll ausgeschöpft werden können.