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Referenten des Holztages 2015: Jöbstl, Montecuccoli, Cora, Orsini, Brezin-schek, Torgersen, Woschitz, Moderator Eder (v. li.) © Gerd Ebner

Italien kriselt weiter, 2016 aber Hoffnung

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.09.2015 - 08:41
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Referenten des Holztages 2015: Jöbstl, Montecuccoli, Cora, Orsini, Brezin-schek, Torgersen, Woschitz, Moderator Eder (v. li.) © Gerd Ebner

„Die vergangenen Jahre waren nicht leicht. Es gilt aber festzuhalten, dass der Holzbau auch in der Krise weiter zugenommen hat“, eröffnete Herbert Jöbstl, neuer Vorsitzender der Sägeindustrie Österreich, sein Referat am 11. September am Holztag in Pörtschach.

Holzeinschlag muss steigen

„Wir müssen den Holzeinschlag weiter steigern. Trotz Teilerfolgen wurde das Mobilisierungsziel verfehlt. Der Einschlag sinkt. Als realistisches Ziel halte ich 22 Mio. fm/J für erreichbar, selbst 26 Mio. fm/J sind in Österreich pro Jahr möglich.“
Für Italien scheint es laut Jöbstl noch nicht aufwärtszugehen. Trotzdem konnte Österreich die Nadelschnittholz-Exporte im 1. Halbjahr stabil halten. „Der Motor in Europa bleibt aber Deutschland mit seinem großen Binnenmarkt“, urteilte er vor gut 150 Teilnehmern auf der Veranstaltung des Fachverbandes der Holzindustrie.

Levante – gebeutelter Riesenmarkt

Die Levante wird, als wichtigster Überseemarkt, weiter von Unruhen gebeutelt. „Die Region hat eine junge, wachsende Bevölkerung – sie wird immer viel Holz benötigen“, reüssierte Jöbstl. Japan kaufe konstant nach dem Bedarfseinbruch 2012.
Die USA spielen für die Europäer noch keine Rolle. „Der US-Bau läuft dort sehr gut. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange sich Nordamerika alleine versorgen kann. 2016 könnte das Jahr sein, in dem die Schnittholznachfrage das lokale Angebot übersteigt.“

Wie gewonnen, so bei Restholz zerronnen

„Seit 2010 haben sich der Schnittholzpreis und der österreichische Rundholzpreis weitgehend entkoppelt. Mit der Folge, dass wir Marktanteile verlieren. 2014 hat sich diese Differenz etwas reduziert: Der Rundholzpreis hat stärker nachgegeben als der Schnittholzpreis. Leider haben wir Säger diesen positiven Effekt direkt beim Sägerestholz wieder verloren“, bedauert Jöbstl.
Österreichs Nadelschnittholz-Produktion wird heuer leicht auf 8,5 Mio. m3 steigen. „Das ist positiv für alle in der Wertschöpfungskette. Wir gewinnen oder verlieren gemeinsam. Wenn die Säger gefragte Produkte anbieten wird mehr Rundholz nachgefragt. Das ist wiederum für die Forstwirtschaft positiv“, schloss Jöbstl seinen Vortrag, der ad hoc den proHolz-Slogan „Stolz auf Holz“ auf „Erfolgreich mit Holz“ adaptierte.

Königsweg Weiterverarbeitung

EOS-Vizepräsident Christoph Kulterer verwies in Pörtschach auf den substanziellen Rückgang der Nadelschnittholz-Nachfrage in Italien. Anhand von Grafiken zeigte er, wie die Sägeindustrie damit umzugehen lernte: „Die Lösung war Innovation, also die Erhöhung der Wertschöpfung und Investition in die Weiterverarbeitung.“ Bei einem Binnenmarkt, der nur ein Zehntel des deutschen ist, schuf die Alpenrepublik etwa BSH-Produktionskapazitäten, welche die deutschen deutlich übersteigen.
Kulterer verwies darauf, dass die Baugenehmigungen in Italien am Stand von 1936 angelangt seien. Die Ausführungen des Marktanalysten Brezinschek (s. Kasten re.) mit der Aussicht auf Erholung stimmen ihn positiv.
Detailliert analysierte Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, die internationalen Nadelschnittholz-Ströme. Demnach wirkt sich der geringere Import Chinas an kanadischem Nadelschnittholz schon jetzt aus – die Lager in Nordamerika sind voll. Diese Entwicklung im Zusammenspiel mit vergleichbar günstigem Rundholz erfordern weitere US-Holzbauimpulse, war seine Schlussfolgerung.

Kleinerer, bilateraler Warenstrom in Richtung Italien

Betroffen macht Torgersen, dass der Warenstrom von Österreich nach Italien „nur noch“ der sechstgrößte der Welt sei. „Es ist noch nicht lange her, da war er der drittgrößte“, erinnert er sich. Es wäre sogar möglich, dass der italienische Import heuer weiter rückläufig sei. „Im Vorjahr half uns noch die Sonderkonjunktur durch die Expo – das fehlt heuer“, so Torgersen. Er verwies weiters auf das Auseinanderdriften von Nord- und Süditalien. „Aus dem Süden hören wir nur katastrophale Zahlen.“


Dott. Domenico Corà, Vorsitzender der italienischen Holzimporteure und -händler, geht davon aus, dass Italiens Bruttoinlandsprodukt heuer zumindest leicht (+0,7 %) wachsen werde. Zwischen 1,2 und 1,5 % sollten es 2016 werden. Der gesamte italienische Export sollte heuer um 4,1 % zulegen, der von Holzprodukten um 4,3 %.

Italiens Holzhandel seit vier Jahren in der Krise

„Die schlechte Baukonjunktur schwächt aber weiter den Holzsektor. Wir befinden uns seit vier Jahren in der Krise – in dieser Zeit verlor die österreichische Holzindustrie 800.000 m3 Absatzmenge“, fasst Cora in Pörtschach zusammen (von 3 Mio. m3 2011 auf 2,2 Mio. m3 2014; Gesamtimport Italiens: 4,9 Mio. m3 2011 auf 3,9 Mio. m3 2014).
„Stabil im Absatz sind fast nur neue Produkte, wie XLam. Wir gehen davon aus, dass der Bedarf im ersten Halbjahr erneut zurückging. Leider waren auch Juli und August nicht gut. Jetzt gilt es zu hoffen, dass der Neustart nach der Sommerpause trotzdem gelingt“, suchte Cora Positives.

Seid im Herbst vorsichtig!

Inständig appellierte er, dass die österreichischen Exporteure im Herbst „Vorsicht walten lassen“. Italien sei extrem unter Druck: „Bitte vermeiden Sie einen extremen Preiskampf und schauen Sie sich den Markt im Detail an. Liefern Sie nur, was Ihre Kunden benötigen.“ Zum Abschluss präsentierte Cora dafür eine Folie mit dem Slogan: Keep calm and panta rhei (Anmerkung: Bleibe ruhig und „alles bleibt im Fluss“). Die italienischen Unternehmen wandeln sich teilweise: Manche Händler liefern nun nach Österreich. Auch den österreichischen Produzenten billigte Cora Anpassung zu: Sie schufen effiziente Leimholzproduktion als Alternative zur reinen Schnittholzerzeugung.

Mehr Baukredite

Dass die italienischen Baudarlehen im ersten Quartal um 35 % zulegten, hob Dott. Emanuele Orsini, Präsident Assolegno, FederlegnoArredo, als positiv hervor: „Davor lagen die Bauinvestitionen ja am Boden.“ Holz performt für ihn überdurchschnittlich, weil „dieser Baustoff für Sanierungen und Aufstockungen so gut geeignet ist. Das ist das Material für dicht verbaute Gebiete – das ist die Zukunft.“
Holzwerbung im Maßstab 1:1 wäre die Expo 2011 gewesen. „Holz war dort der Hauptdarsteller und Ministerpräsident Matteo Renzi musste eingestehen: ,Ohne Holzbauten hätten wir das nie geschafft.‘ Das ist für Orsini unbezahlbare Werbung.

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