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Kontinuierliche Zunahme der installierten Pelletskessel in Österreich - im Vorjahr wurden aufgrund des tiefen Ölpreises nur etwa 8000 Kessel verkauft © proPellets Austria

Italien Top-Pelletsmarkt

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 03.03.2010 - 08:42
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Kontinuierliche Zunahme der installierten Pelletskessel in Österreich – im Vorjahr wurden aufgrund des tiefen Ölpreises nur etwa 8000 Kessel verkauft © proPellets Austria

Die Pelletsbranche befindet sich nach den aufregenden Startjahren nun in ruhigerem Fahrwasser. Mittlerweile gibt es so viele Installationen, dass die Neuanlagen prozentuell nicht mehr einen so hohen Anteil einnehmen. In Österreich und Deutschland stieg die Bedarfszunahme nun parallel mit den hinzukommenden Pellets-Produktionsmengen”, analysiert Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, die jüngste Marktentwicklung. In Österreich wurden 2009 bei einer Kapazität von 1,1 Mio. t 695.000 t Pellets produziert, der Bedarf stieg parallel auf 590.000 t.

Lebhafter Außenhandel

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Produktion und Bedarf entwickelten sich im Vorjahr parallel – derzeit laufen vier neue Produktionen in Österreich an © proPellets Austria

Seit wenigen Monaten wird von der Statistik Aus-tria der Pellets-Außenhandel erhoben. Demzufolge gelangen monatliche Mengen von rund 14.000 t speziell aus Tschechien und Rumänien nach Österreich. Bei monatlichen Ausfuhren von etwa 25.000 t bleibt Österreich aber weiterhin eine Exportnation. Nach Italien wurden in den Spitzenmonaten Juni, Juli und August jeweils rund 30.000 t ausgeführt.
In Österreich starteten kürzlich:
R & Z Pellets in Leiben bei MelkR & Z Pellets WiesenauWaldviertel Pellets ZwettlHot’ts in OberweisIn Wiesenau entwickelte sich ein Standort, an dem ein Pelletsbetreiber bei einem Sägewerk einstieg, um ein energetisches Gesamtkonzept zu verwirklichen: Strom, Wärme und eben Pellets. Dass Pelletsproduzenten Sägewerke übernehmen, um sich so den Rohstoff zu sichern, werde laut Rakos die Ausnahme bleiben. „Investoren wollen in der Regel keine Sägewerke betreiben”, meint Rakos.
Derzeit liegt der Pelletspreis gut 30 % unter den Preisen der konkurrierenden Energieträger. Der Preisunterschied ist laut Rakos notwendig, damit die Kunden die höheren Anschaffungspreise (rund 17.000 € pro Gesamtinvestition) bei einem Wechsel zu Pelletskesseln kompensieren können.

Holzprodukte deutlich unterbewertet

„Früher oder später wird es aufgrund der Ölknappheit zu einer Explosion der Energiepreise kommen. Spätestens dann werden alle erkennen, dass Holz preislich unterbewertet ist. Die Kunststoffbranche wundert sich, dass Holz mit solch guten Eigenschaften so günstig ist”, erzählt Rakos.
Die Bedeutung von Pellets wurde mittlerweile weltweit erkannt. Neue Pelletswerke mit 1 Mio. t Jahresproduktion in Russland und in den USA sind Beispiele. Die beiden US-Werke, die von Andritz ausgerüstet werden, haben europäische Heizkraftwerke als Abnehmer. „RWE baut in den USA für den Eigenbedarf ein Werk. Im US-Süden ersetzen Pelletsproduktionen die abgesiedelte Zellstoffindustrie. Dort gibt es Wälder, die sonst ohne Nutzungsalternative wären.”

Industriepellets auch für Wärmemarkt?

So entstehen derzeit zwei entkoppelte Märkte: Stromerzeuger im industriellen Maßstab und der Wärmemarkt für Kleinabnehmer. „Da der qualitative Unterschied oft nur der Rindenanteil ist, und oftmals auch der Rohstoff für Industriepellets entrindet wird, nähern sich die beiden Pelletsqualitäten an“, meint Rakos. „Bei einem aufgrund von Ölmangel weiter boomenden Wärmemarkt wird dieser für alle Hersteller interessanter werden.“ Da im Vorjahr der Ölpreis stark absackte, gab es in Österreich deutlich weniger Pelletskesselverkäufe: rund 8000 Stück im Vergleich zu 11.100 Stück im Jahr zuvor. Aber: Der Ersatz des alten Ölkessels wurde wohl vorerst nur aufgeschoben. Heuer wäre der Jahresstart bei den Kesselverkäufen gut gewesen, das Interesse auf den Messen war hoch, informiert Rakos. „Steigt der Ölpreis, werden auch die Verkäufe wieder massiv zunehmen“, sagt er für Deutschland und Österreich voraus.

Pelletshochburg Italien

Unglaubliche 190.000 Pelletskaminöfen wurden im Vorjahr in Italien verkauft. „Italien wurde damit zum größten Pelletsmarkt Europas. 1 Mio. t werden pro Jahr schon benötigt“, rechnet Rakos vor. Treibende Kräfte sind der gegenüber den Stückholz-Öfen höhere Betriebskomfort von Pelletsanlagen und das hochbesteuerte Heizöl. Die „bösartigen PR-Kampagnen“ (Rakos) rund um cäsiumverseuchte Pellets und Altholz-Pelletierung brachen den Boom nicht. Ein weiterer Markt mit exponentieller Dynamik ist für Rakos Frankreich. Im „Stromland“ Frankreich bremsen zwar die dortige Energieagentur und die großen Stromproduzenten. „Auf Dauer werden sich Pellets dennoch als Alternative zur Stromheizung durchsetzen“, erwartet Rakos. Fast zusammengebrochen ist 2009 der skandinavische Markt für Pelletskleinanlagen. Dort wurden im Rekordjahr 2007 rund 30.000 Pelletsbrenner abgesetzt – im Vorjahr waren es etwa 3000 Stück. Ein hoher Pelletspreis (250 €/t) und wenig bedienerfreundliche Pelletsbrenner sorgten für Gegenwind.

Stabile Aufwärtsbewegung in Deutschland

Deutschland wird sich entsprechend der Vorjahre kontinuierlich weiterentwickeln. Für Rakos wäre es keine Überraschung, wenn eine ähnliche Pelletskessel-Dichte wie in Österreich entstehen könnte. Die Pellets-Produzenten wären mit der Abnahme sehr zufrieden, die Lager wären derzeit auf geringem Niveau. Daher hält Rakos eine kontinuierliche Preisentwicklung auch im April, Mai für wahrscheinlich – der Rückgang in den Vorjahren zu dieser Zeit sei nicht zu erwarten. Rasch reagieren müsste die mitteleuropäische Pelletsindustrie nun nach einem Todesfall aufgrund der hohen Kohlenmonoxid-Konzentration in einem Pelletslager (s. Beitrag S. 8). „Bei Endkundenlagern wird es keine Probleme geben, bei Großlagern kann eine Gefährdung eintreten. Wir sind dabei, alle betroffenen Pelletskunden zu informieren“, so Rakos.

Stromproduzenten entdecken Pellets

Ganz massive Bedarfszuwächse wird es in Europa laut Rakos beim Pelletseinsatz in Kraftwerken geben. „Alle Energiekonzerne haben wahrgenommen, dass die Verstromung von Pellets eine kostengünstige Chance zur Verbesserung der CO2-Bilanz ist.“