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Italien: Sanierung und Verpackung, sonst wenig

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.06.2015 - 08:23
Von Eiche bis zu libyschen Akkreditiven spannte sich am 12. Juni der Themenbogen der Holzexporteursrunde*, die sich in Altlengbach traf. Vieles läuft heuer noch unrund.

Rundholz günstiger

Die Versorgung in ganz Österreich bezeichnet die Exporteursrunde jedenfalls als sehr gut. Ausgehend von den süddeutschen Windwurfgebieten, gab es auch in Österreich einen Preisrutsch, den einer „auf 90 €/fm“ festmachte. Das Schadholz dürfte aber in einem bis zwei Monaten wieder vom Markt sein. Wie es dann mit der Versorgung weitergeht? „Die Anbieter sind die 100 €/fm gewöhnt …“, umschrieb es einer kryptisch.
Mit Bedauern wurde ein Abrutschen des österreichischen Einschlags auf 17 Mio. fm festgestellt. „Davon sind schon 5 Mio. fm Biomasse. Es kommt immer weniger sägefähiges Rundholz“, hieß es. „Wenn ein Standort wie Ybbs im 1. Halbjahr im sechsstelligen Bereich weniger einschneidet, dann sagt das doch einiges aus.“

Beschaffung in Kroatien erschwert

Bei Laubholz ist die Situation einfach: Die Nachfrage ist verhalten, außer es handelt sich um dunkle Laubhölzer. Die Eichenpreise ziehen enorm an - ausgehend von starker Nachfrage und Beschaffungsschwierigkeiten in Kroatien. Die Nachfrage kommt nicht nur aus Europa. China und Indien entdecken die Eiche heuer ebenfalls verstärkt. „Wir haben einen reinen Verkäufermarkt“, wurde angemerkt. Das Buchen-Tischlersortiment geht ebenfalls gut. Schwarznuss ist sowohl in Europa als auch den USA kaum zu bekommen.

Österreichs Bau vermisst Impulse

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Flagge Österreich © Holzkurier

Der österreichische Inlandsabsatz war heuer von einer schwachen Bauentwicklung geprägt. Eine Aussage: „Daher stagnieren auch die Preise. Bei Bausortimenten – wie OSB – die Preise anheben zu wollen, ist illusorisch. Heuer wird es wohl keine Impulse mehr geben.“
„Für Italien haben wir uns keine großen Ziele gesteckt – dieses Ziel haben wir erreicht“, lautete die ironische „Ein-Satz-Zusammenfassung“ eines Unternehmers, der seit Jahrzehnten in Italien tätig ist. Gut nachgefragt zu ebensolchen Preisen ist Verpackungsware. Bei 17 mm-Seitenware erkennt man seit zwei Wochen zunehmende Preiszugeständnisse. Im Scherz merkte einer an: „Ist doch logisch, wenn Rundholz um 5 €/fm nachgibt, müssen es beim Schnittholz gleich 10 €/m³ sein.“

Abseits der Norm – dann zum Händler

„Massengeschäfte sind aber immer weniger für uns Händler interessant, die macht die Industrie selber. Wir können nur mit Service und Geschwindigkeit punkten. Es gibt genug Spezialsortimente, die kaum noch ein Säger anbietet. Bekommt ein Kunde von uns, was er sonst bei sechs Produzenten zusammensammeln müsste, ist der Preis sekundär. Der Kunde weiß, was es kostet, für einen Auftrag in Österreich drei und in Südtirol eine Verladestelle anzufahren.“

Kein Kran in Friaul

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„In ganz Friaul steht kein Kran: Bauseitig fokussiert sich die Hoffnung weiter alleine auf den italienischen Sanierungsmarkt. Dort gibt es seit zehn Jahren ein sehr geschicktes Steuererleichterungssystem“, erkannte jemand richtige Ansätze. Außerdem gibt es im Schulbau aufgrund der Bauzeit und ökologischen Relevanz nur ein Baumaterial: Holz. „Dass 70 % der Expo 2015-Bauten in Holz errichtet werden, ist ebenfalls eine tolle Werbung für Holz.“

Eichen-Zuschnitte nach Italien

Bei Laubholz gibt es in Italien noch einen aufnahmefähigen Zuschnittmarkt. „Italienische Weiterverarbeiter, die exportieren, sind sehr liquide. Wird nur in Italien verkauft, schaut es anders aus.“

Levante-Marktstakkato

Die Holzexporteursrunde blickte auch auf den wichtigsten europäischen Überseemarkt: die Levante. Man erkannte:
– Politische Spannungen im gesamten Mittelmeerraum: „Je suis Mohammed“ – als Zeichen der Kritik an der Politik des Westens
– Libyen: Für die nächsten sechs Monate gibt es ein L/C-Verbot. Es herrscht faktisch Bürgerkrieg. Es gibt keine Euro-Umtauschmöglichkeit, am Schwarzmarkt sind 40 % Aufschlag zu zahlen. Bliebe als Möglichkeit, 140 €/m³ frei Libyen zu liefern, was nicht möglich ist.
– Jemen: Hier herrscht Bürgerkrieg.
± Tunesien/Ägypten: Bedarf ist da, aber unter Normalniveau
± Marokko/Algerien: Märkte sind aufnahmefähig, werden aber von vielen neuen Nationen „überliefert“.
In letztere Stammmärkte der mitteleuropäischen Exportnationen liefern heuer auch verstärkt Portugal, Belgien und Spanien. „Um 30 bis 40 €/m³ unter unseren Preisen“, beklagte in der Holzexporteursrunde einer. Der Jahresstart fiel in Algerien heuer ins sprichwörtliche Wasser. Im März, April ändert sich der Absatz zum Positiven. „Aber erhöhte Konkurrenz spüren wir weiter von I & K aus Deutschland, die um 15 bis 20 €/m³ unter uns anbieten“, umschrieb man in der Runde die Marktsituation anhand der Anfangsbuchstaben zweier großer deutscher Holzindustrien.

Heuer weniger Herbstflaute in Levante?

Am 17./18. Juni begann der Fastenmonat Ramadan. „In den vergangenen drei Jahren dauerte es immer zwei Monate, bis sich die Nachfrage danach erholte“, hieß es in Altlengbach. „Weil aber heuer das Geschäft vor dem Ramadan schwächer war, denke ich doch, dass heuer der Einbruch nicht so groß sein wird.“ Selbst im Ramadan wird heuer eine gewisse Nachfrage erwartet.

* Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cato Holz, Innsbruck; Jung Holz, Maishofen; Mühlbauer Holz, Himberg; Stix Holz, St. Pölten; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf; Timber Export, Wolfsberg; Vesely Export, Wien; Weiss, Reitdorf