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EPF-Präsident Laszlo Döry und Generalsekretär Kris Wijnendaele (2. u. 4. v. re.) nutzten die Pausen ebenfalls für Konversation © Dinah Urban

Innovation geboten

Ein Artikel von Dinah Urban | 15.12.2014 - 15:17
Das Wort „Innovation“ wurde am 9. Europäischen Holzwerkstoff-Symposium von 8. bis 10. Oktober in Hannover wahrlich inflationär verwendet. Manch einer der 24 Fachvortragenden entschuldigte sich gar für die erneute Erwähnung des Begriffs. Er war dennoch nötig, weil von einer kontinuierlichen Entwicklung der Branche deren Wachstum abhängen wird.

OSB im Kommen, Sorgenkind Spanplatte

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EPF-Präsident Laszlo Döry und Generalsekretär Kris Wijnendaele (2. u. 4. v. re.) nutzten die Pausen ebenfalls für Konversation © Dinah Urban

László Döry, Präsident des Europäischen Holzwerkstoffverbands (EPF), präsentierte Daten zur Marktsituation Europas. Die Produktionskapazität von Spanplatten sank 2013 um 1,5 % auf 40,3 Mio. m³. Das Produktionsvolumen verzeichnete anteilig denselben Rückgang auf 28,4 Mio. m³. Für das laufende Jahr stellte Döry ein leichtes Wachstum um 1 % beziehungsweise 1,5 % in Aussicht. Die MDF-Produktion nahm 2013 trotz einer Kapazitätsreduzierung um –4 % um 2,1 % zu (14,5 Mio. m³). Der Verbrauch in Europa stagnierte. Heuer rechnet Döry mit einem Anstieg um 3,4 %. Die OSB-Produktion lag mit 3,6 Mio. m3 trotz eines Zuwachses um 6 % im vergangenen Jahr noch weit unter der ebenfalls stark zunehmenden Kapazität (5,5 Mio. m³). Die HDF-Herstellung war rückläufig (–5 %; 550.000 m³), während Weichfaser-Dämmmatten mit einem Plus um 8 % auf knapp 3 Mio. m³ zulegten. Dort sieht Döry Chancen für die Branche aufgrund des deutlichen Trends zur energetischen Sanierung.
Alles in allem war der EPF-Präsident recht optimistisch. Allerdings gebe es Herausforderungen zu meistern. Die Notwendigkeit, Holz zu akzeptablen Kosten verfügbar zu machen, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den nachhaltigen Rohstoff zu schaffen sowie die Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen an immer strengere Richtlinien anzupassen, hob er hervor.

Holzwerkstoff-Einsatz steigern

Georg Lange vom Bundesverband Deutscher Fertigbau pflichtete Dörys Einschätzung bei. Als Holzwerkstoff-Abnehmer zeigte er den versammelten Verantwortlichen Anforderungen seiner Branche und des Endkunden auf. Neben der möglichst geringen Ausgasung müssen sich Dimensionsflexibilität und Verarbeitbarkeit, etwa durch eine Gewichtsreduzierung, verbessern und die Dauerhaftigkeit erhöhen.

Antworten aus Industrie und Forschung

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Dr. Martin Ohlmeyer (li.) vom Hamburger Thünen-Institut stellte auf dem Symposium den Fiber Cube vor © Dinah Urban

In Sachen Formaldehydausstoß und Leichtigkeit beschrieben Paolo Romano und Christian Höfer die Bestrebungen Ikeas zur weitgehenden Emissionsfreiheit von Produkten. Um diese überhaupt nachweisen zu können, werden beim Koveranstalter des Symposiums, dem Fraunhofer WKI, eine neue Referenzgröße und Messmethode für die immer geringer werdenden Abgabemengen entwickelt. Zur Dauerhaftigkeit referierte Helen Wielders von Tricoya Technologies, Arnhem/NL. Sie stellte die Acetylierung von Holz als passenden Schutz für im Außenbereich verbautes Holz vor.
Von prozesstechnologischen Neuerungen berichtete Martin Ohlmeyer vom Thünen-Institut, Hamburg, dessen Arbeitsgruppe mit dem Fiber Cube die Messung der Fasergrößenverteilung bei der Plattenproduktion vereinfachen will. Pneumatisch vereinzelte trockene Fasern werden darin mit einer hochauflösenden Kamera in Graustufen abgebildet. Die Software vermisst die Fasern und erkenne selbst übereinander liegende Objekte.
Bernd Bergmann informierte die Teilnehmer über den Grecon-Formator, dessen Funktion die Optimierung der Fasermattenformung ist. Die Kombination aus dem „Dieffensor“, einem Online-Mattenscanner, der das Flächengewicht misst, und segmentierten, schräg stehenden Abkämmwalzen (Binos Scalper) erleichtere die Einstellung von Soll-Dichteprofilen, indem sie die Mattenhöhe automatisch und segmentindividuell korrigiert.
Für „mehr Interesse an der Zukunft“ plädierte Adalbert Westermann von Pfleiderer, indem er die Bedeutung von Megatrends und deren Analyse erläuterte. Phänomene, wie die fortschreitende Urbanisierung, gelte es, frühzeitig im Auge zu behalten und gegebenenfalls zu nutzen – zum Beispiel durch Innovationen im Holzbau. Dass die Zukunft schon da sei, vermittelten dem Auditorium Wolfgang Schroeder von Siemens und Ulf Könekamp von Dieffenbacher, welche die Vorteile der „Industrie 4.0“ darstellten. Diese computergesteuerte Prozessüberwachung soll Ressourcenverschwendung vermeiden und die Ausfallzeiten durch frühzeitige Problemerkennung minimieren.

Internationales Programm

Der geografische Fokus des Symposiums lag zwar auf Europa, thematisch bereicherten die Veranstaltung aber auch internationale Gäste. Shigehiko Suzuki von der Shizuoka University gab dem Auditorium einen Einblick in den japanischen Holzwerkstoff-Markt: 44 % der Faserdämmplatten-Produktion werden dort zur Herstellung der Tatami-Matte, einer traditionellen japanischen Bodenauflage, verwendet. Experten aus Nord- und Südamerika informierten über strenge Formaldehydregularien und die florierende Kooperation zwischen Forschung und Industrie jenseits des großenTeichs. Rainer Marutzky, ehemaliger Leiter des Fraunhofer WKI, begrüßte den Blick über den Tellerrand ausdrücklich.

Beliebtes Branchenforum

Gut 260 Teilnehmer diskutierten diesen Anstoß sowie die gelieferten Lösungsansätze und andere Themen. Das geänderte Konzept mit mehr Raum für Austausch fand Anklang. Das nächste Symposium findet von 5. bis 7. Oktober 2016 in Hamburg statt.