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Luftgüte gefragt: Am Dynea-Stand sorgte das neue emissionsarme AsWood-Leimsystem für Besucherandrang © Kanzian

Individuell

Ein Artikel von DI Christoph Pfemeter | 04.06.2009 - 13:38
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Aufschäumen, zumischen, pressen, fertig – so einfach sollen in Zukunft Light-Platten mit der Kaurit-Technologie von BASF entstehen © DI Christoph Pfemeter

Mit Produktionsrückgängen bei Leimholzherstellern haben auch die Leimproduzenten zu kämpfen. Wie so oft in Krisenzeiten steht alles im Zeichen der Optimierung. Auf der Ligna präsentierte man flexible kundenspezifische Lösungen, um auch noch das letzte Gramm Leim effizient einzusetzen.

Emissionen wie Holz

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Luftgüte gefragt: Am Dynea-Stand sorgte das neue emissionsarme AsWood-Leimsystem für Besucherandrang © Kanzian

Dynea stellte auf der Ligna ein emissionsarmes Klebstoffsystem namens AsWood für Pressformteile, Massivholzplatten sowie für Böden und Parkett-Anwendungen vor. So hergestellte Produkte weisen Emissionswerte auf, die denen natürlichen Holzes entsprechen. Die Systeme können auf die gleiche Weise wie traditionelle Amino-Systeme verarbeitet werden. Schnelle Aushärtung und Festigkeiten sowie Verleimungsqualität mit sehr hoher Feuchtebeständigkeit seien die Stärken des Klebstoffes, hieß es.



„Unser Produktentwicklungsteam für verleimte Holzprodukte im Innenbereich war in der Lage, alle guten Eigenschaften eines Amino-Systems beizubehalten, während die Emissionen beseitigt wurden”, erklärte Thomas Scharrer, Dynea-Verantwortlicher für Innenholzanwendungen. Alle aktuellen und geplanten Emissionsgrenzwerte können unterschritten werden. Als Einsatzgebiet sieht man bei Dynea Räume mit erhöhter Anforderung an die Luftqualität, wie etwa Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Wohnungen und Büros.

Neben der AsWood-Produktlinie hat Dynea auf der Ligna auch ein neues MUF-System für die BSH-Produktion vorgestellt. Prefere 4546 kann mit verschiedenen Härtern kombiniert werden und ist aufgrund seiner Flexibilität praktisch für jede BSH-Produktion geeignet, egal ob Standardproduktion und Objektbau, Hochfrequenz oder Kaltaushärtung”, erklärte Franz Windisch, technischer Verkaufsleiter bei Dynea Austria, Krems.

Sicher produzieren

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Schwedische Präzision: Jan-Willem Pijl neben überarbeiteter Mixon-Steuerung © DI Christoph Pfemeter

Vor allem die Steuerung der Leimauftragsgeräte hat man bei Mixon, Kungälv/SE, modernisiert. „Bei Laufbandgeschwindigkeiten von 360 m/min können wir die Beleimung millimetergenau stoppen”, erklärte Jan-Willem Pijl von der Mixon-Geschäftsleitung. Gerade bei niedrigen Leimholzpreisen kommt der Optimierung des Leimauftrages immer größere Bedeutung zu. Aber auch ökologische Überlegungen treten zunehmend in den Vordergrund. „Derzeit arbeiten wir mit verschiedenen Leimherstellern und der Swedwood-Gruppe an einem neuen Konzept. Swedwood möchte ab Anfang 2010 komplett ohne Formaldehyd verleimen.”

Mixon kann mit Lösungen für alle relevanten Leimarten (MUF, EPI, PUR und PRF) und Leimanbieter für die Flächen- und Keilzinkenbeleimung aufwarten. Produziert wird mit 15 Mitarbeitern und eigener CNC-Anlage. „Sonderwünsche unserer Kunden können wir einfach umsetzen, da wir vieles selbst fertigen. Die Nutzungsdauer unserer Anlagen liegt meist bei über 20 Jahren. Wer problemlos und störungsfrei produzieren möchte, liegt bei uns genau richtig”, ist Pijl überzeugt.

Herausforderung Leichtbau

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Gesellig ging es am Jowat-Stammtisch auf der Ligna zu – zu neuen Systemen wurden bewährte Spezialitäten offeriert © DI Christoph Pfemeter

Das neu entwickelte einkomponentige PUR-Prepolymer Jowapur 683.13 präsentierte man am Messestand von Jowat, Detmold/DE. Sowohl bei der Produktion von Platten in der Sandwichelementbauweise als auch bei der Weiterverarbeitung von Sandwichplatten unterliegt der Klebeprozess hohen Anforderungen. Gerade beim Einsatz von Wabenelementen stoßen viele Klebstoffe an ihre Grenzen. Die Wabenstege, oft nur wenige Zehntelmillimeter stark, berühren höchstens 1 bis 5 % der zu klebenden Oberfläche. Speziell für diese Anwendung und den dabei erforderlichen hohen Adhäsionskräften zwischen Wabe und Platte eignet sich Jowapur 683.13, informierte man am Messestand.

Mit einem neuen patentierten Produktionsverfahren stellt Jowat reaktive PUR-Hotmelt-Granulate her, die mit bestehenden Aufschmelz- und Auftragsgeräten appliziert werden. Damit sind PUR-Hotmelts nun auch für kleinere Betriebe, die hohe Investitionen in die Auftragstechnologie scheuten, eine interessante Alternative. Jowa-therm-Reaktant 607.40 wird in anwenderfreundlichen und feuchtigkeitsdichten Pullring-Dosen mit 600 g Inhalt geliefert.

Klebstoff-Zulassung für die USA

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Zertifizierter 1K-PUR-Klebstoff für den US-Markt – Purbond-Geschäftsführer Walter Stampfli freute sich über internationales Interesse © DI Christoph Pfemeter

Über große Resonanz und internationale Nachfrage durfte sich Purbond während der fünf Ligna-Messetage freuen. Neben der Präsentation der neuen europaweit zugelassenen Klebstoffe der Purbond HB S-Linie, zeigte man auch die dazugehörige neu entwickelte Applikationstechnik PurTech. Die Technik wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Applikationsgerätehersteller Robatech entwickelt und besteht aus einem Auftrags- und Kontrollsystem sowie den entsprechenden faserfreien 1K-PUR-Klebstoffen der patentierten HB S-Linie. „Diese mit dem Rohstoffpartner Bayer MaterialScience entwickelten Klebstoffe können ihre Möglichkeiten speziell mit der flexiblen Systemtechnik von PurTech entfalten. Denn die Stärke der Klebstoffe besteht darin, den Produktionsprozess beim Anwender nachhaltig zu optimieren. Die Systemtechnik ermöglicht einen hochpräzisen und berührungslosen Klebstoffauftrag auf Keilzinkenprofile und Flächen und besticht mit unübertroffener Qualität und Wirtschaftlichkeit, bei lückenloser Kontrolle und Dokumentation. Das System funktioniert nahezu verschmutzungsfrei und benötigt nur eine minimale Wartung”, erzählte Walter Stampfli, Geschäftsführer von Purbond.

Die HB E-Linie schloss kurz vor Messebeginn alle gemäß ASTM-Standards geforderten Prüfungen in den USA mit Erfolg ab. Die Klebstoffe dieser Linie sind damit die ersten zugelassenen 1K-PUR-Klebstoffe für den tragenden Holzleimbau in den USA. Mit der neuen Zulassung schließt man eine Lücke in der Reihe seiner bereits weltweit zugelassenen Klebstoff-Produkte, für die die Klebstoffspezialisten in Europa, USA, Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland kompetente Ansprechpartner vor Ort haben, informierte Stampfli.

30% leichter

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Leicht: Jürgen Hirsch De Hessele zeigte die Kaurit-Light-Spanplatte – mit 30 % weniger Gewicht © DI Christoph Pfemeter

Für die industrielle Möbelproduktion stellte BASF, Ludwigshafen/DE, die Kaurit-Light-Technologie vor. Mit der Innovation kann ein Holzwerkstoff mit 30 % weniger Gewicht produziert werden. Die Platten bestehen aus Holzspänen, dem aufgeschäumten Kaurit-Light-Polymer und dem Bindemittel Kaurit-Leim. Die Eigenschaften und die weiteren Verwendungsmöglichkeiten sind analog zu herkömmlichen Spanplatten. Das Polymer wird im Beleimmischer einer Spanplatten-Anlage mit den Spänen der Mittelschicht vermengt. „So können die Platten ohne Umstellung der Anlage produziert werden und Hersteller mit geringem Investitionsaufwand in die Light-Platten-Produktion einsteigen”, berichtete Jürgen Hirsch De Hessele, Verkaufsmanager bei BASF, am Ligna-Messestand. Das Aufschäumen des Polymers erfolgt direkt vor Ort. „Das patentierte System wird schon für Küchenarbeitsplatten und im Messebau eingesetzt. Im nächsten Schritt sollen 18 mm Standardplatten in Light-Version produziert werden”, wusste Hirsch De Hessele. In einer strategischen Partnerschaft mit Nolte Holzwerkstoff, Germersheim/DE, übertrug man das Produktionsverfahren in den industriellen Maßstab. Nach erfolgreichen Praxistests begann Nolte bereits 2008 mit der Vermarktung der mit Kaurit-Light hergestellten leichten Platte Rheinspan AirMaxx.

Auch in Sachen Öko-Effizienz ist der neue Holzwerkstoff mit einer herkömmlichen Spanplatte vergleichbar und erreicht ähnliche Werte. Das ergab eine vom TÜV zertifizierte Öko-Effizienzanalyse des Unternehmens.