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Biomasseaufbereiter BA 720: Mit zwei Arbeitsdrehzahlen dient die Maschine der Kompostierung sowie der Aufbereitung von Wurzeln und Massivholz © Forstassessor Peter Liptay

Im Süden viel Neues

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 27.04.2009 - 17:03
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Über aktuelle Themen der Biomassenutzung wurden die Besucher der Technik-Tage Süd in drei Fachvorträgen informiert © Forstassessor Peter Liptay

Etwa 500 Besucher erschienen trotz des durchwachsenen Wetters zu den Technik-Tagen in der süddeutschen Jenz-Niederlassung in Pöttmes. Zur Veranstaltung kamen Forstunternehmer sowie Vertreter von Kommunen oder Nahwärmenetzen. Mit Gästen aus Italien, England, Frankreich, Lettland, Tschechien, Slowakei und Ungarn war das Publikum sehr international. Bei Vorführungen kamen die Besucher in den Genuss, fast alle Hackmaschinen von Jenz im praktischen Einsatz zu sehen. Daneben gab es Fachvorträge zu spannenden Themen der Biomassenutzung. Jenz zeigte mit den Technik-Tagen auch seine Nähe zu den Kunden in Süddeutschland. Im gesamten deutschsprachigen Raum verfügt das Unternehmen über ein engmaschiges Servicenetz mit eigenen Mitarbeitern. „Dadurch erreichen wir jede Jenz-Maschine an ihrem Einsatzort innerhalb von drei Stunden mit einem eigenen Servicetechniker”, machte der Geschäftsführende Gesellschafter Dipl. Oec. Uwe Hempen-Hermeier deutlich.

Erntelösung für Schnellwuchsplantagen

Hempen-Hermeier erwartet, dass sich der Biomasse-Boom künftig fortsetzen wird. „Vor allem die Nachfrage nach hölzerner Biomasse wird weiter ansteigen. Der Wald alleine kann bei nachhaltiger Nutzung nicht genug Energieholz liefern.” Derzeit gibt es in Deutschland erst wenige Energiewälder, bis 2020 könnten es nach diversen Szenarien zwischen 500.000 bis 1 Mio. ha sein.

Die für die Ernte im Kurzumtrieb zur Verfügung stehenden Maishäcksler sind für den Einsatz bis etwa 8 cm Stammdurchmesser begrenzt. Pappeln können nach fünf bis sieben Jahren durchaus einen BHD von 20 cm erreichen. Seit einigen Jahren bietet Jenz den Mobilhacker HEM 360 ZA als Anbauhacker für Schlepper ab 200 PS an. Der Hacker hat eine Einlassbreite von 80 cm, der Einzug befindet sich in Fahrtrichtung des Schleppers. Die Maschine verarbeitet Stammholz bis zu 40 cm und wird vor allem im Bereich der Durchforstung eingesetzt.

Zukünftig wird Jenz für diesen Hacker ein Schneidwerk für Kurzumtriebsplantagen anbieten. Dieses besteht aus einem verstellbaren Vorspanner und zwei horizontal laufenden Kreissägen. Es wird anstelle des Einzugstrichters vor dem Walzeneinzug des HEM 360 ZA montiert. Der Antrieb der Kreissägen erfolgt über die Hydraulik des Zugtraktors. Damit ist der für die Durchforstung konzipierte Hacker auch für die Ernte von Kurzumtriebsplantagen geeignet, die in der gängigen Doppelreihe gepflanzt sind. „Aufgrund der im Vergleich zum Maishäcksler wesentlich geringeren Investitionskosten für den Mobilhacker samt Schneidwerk werden die Erntekosten für den Energiewald zukünftig sinken”, erzählte Hempen-Hermeier.

Allround-Zerkleiner mit Twin-Gear-Konzept

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Biomasseaufbereiter BA 720: Mit zwei Arbeitsdrehzahlen dient die Maschine der Kompostierung sowie der Aufbereitung von Wurzeln und Massivholz © Forstassessor Peter Liptay

Mit dem Biomasseaufbereiter BA 720 stellte Jenz in Pöttmes den Nachfolger der AZ 660-Abfallzerkleinerer vorgestellt. Das neue Modell dient der Aufbereitung von Grünschnitt, Bioabfall, Altholz, Stammholz und vorgebrochenem Wurzelholz. Ausschlaggebend für die Entwicklung der Maschine war die zunehmende Tendenz, zerkleinertes Material neben der Kompostierung zur Energiegewinnung einzusetzen. Mit ihren beiden Arbeitsdrehzahlen wird diese Maschine sowohl für die klassische Kompostierung als auch für die Aufbereitung von Wurzeln und Massivholz zu hackschnitzelähnlichem Material eingesetzt. Highlight des BA 720 ist die seit Jänner lieferbare Zwei-Gang-Schaltung. Damit kann die Arbeitsdrehzahl zwischen 400 U/min für den Hackbetrieb und bis zu 1000 U/min für das Kompostieren gewählt werden. Gleichzeitig stehen die feststehenden und freischwingenden Werkzeuge zur Verfügung.

„Damit ist für jede Art von holzartiger Biomasse eine Drehzahl verfügbar, die das für den Endkunden optimal zu verwendende Material gewährleistet”, versprach Hempen-Hermeier. „Dem BA 720 liegt ein neues Logistikkonzept zugrunde”, führte er fort. „Die schwere Universalmaschine eignet sich zur stationären Aufbereitung von Biomasse. Anders als der Mobilhacker, der in den Wald hineinfährt, sollte diese Maschine am besten auf einem Zentralplatz installiert werden.”

Aggresiver Einzug

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Eine Durchsatzleistung bis 180 srm/h erzielt der Jenz HEM 581 © Forstassessor Peter Liptay

Die Einzugswalze mit grober Verzahnung wurde mit einem innenliegenden Getriebe versehen. Der aggressiv arbeitende Einzug gewährleistet so kurze Beschickungsintervalle und hohe Durchsatzleistungen. Die Maschine ist mit der elektronischen Steuerung „easygreen” versehen. Neben der Maschinenüberwachung stellt diese dem Betreiber Service- und betriebswirtschaftliche Daten, wie zusätzliche Stundenzähler und Angaben über den Kraftstoffverbrauch zur Verfügung.

Darüber hinaus verfügt sie serienmäßig über die neue energiesparende JES-Funktion. Damit kann der Betreiber bei einer kurzen Betriebsunterbrechung die komplette Anlage per Knopfdruck auf Standgas herunterfahren und genauso schnell wieder auf Betriebsdrehzahl hochfahren. Die Energiesparfunktion wird durch die serienmäßige Vario-Flex-Steuerung ergänzt. Der Betreiber optimiert so das Motormanagement, indem er die dem Material angepasste Drehzahl auswählt. Im Ergebnis kann ein Kraftstoffverbrauch von etwa 0,3 l/m3 erreicht werden.

Energieeffiziente Hackgutproduktion

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Jenz-Chippertruck: Mit MAN-Trägerfahrzeug eignet sich der selbstfahrende Hacker ideal für den schnellen Wechsel von einem Arbeitsort zum anderen © Forstassessor Peter Liptay

Verbesserungspotenziale für die Biomasse-Aufbereitung sieht Hempen-Hermeier in der Reduktion des Energieeinsatzes pro erzeugter Wärmeeinheit. „Beim Hacker heißt das, den Kraftstoffverbrauch pro Kubikmeter Hackschnitzel zu senken. Das kann man durch Veränderung der Drehzahl und vor allem durch scharfe Messer erzielen”, berichtete Hempen-Hermeier. Hierfür hat Jenz ein spezielles Messersystem entwickelt (s. Link). Es basiert auf einfach austauschbaren Klingen und macht ein Nachschleifen außerhalb der Maschine überflüssig. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Senkung der Transportkosten beim Wechsel des Einsatzortes.

Auf langen Strecken punktet hier der Chippertruck als selbstfahrender Hacker auf Lkw-Fahrgestell besonders. Die Maschine zur Stammholzaufbereitung ist für das Hacken von Ganzbäumen bis 560 mm Durchmesser sowie Schlagabraum und Strauchschnitt mit sehr hoher Leistung konzipiert. Die wechselnden Arbeitsorte werden durch das MAN-Trägerfahrzeug schnell erreicht.

Mit 80 km/h auf der Autobahn

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Kräftiger Holzknacker: Der Woodcracker 1350 zerkleinert Holz mit 38 t Spaltdruck © Forstassessor Peter Liptay

Dadurch, dass die zweite Hinterachse lenkbar ist, kann das Fahrzeug mit einem Wendekreis von 16,6 m auch auf engem Gelände gut rangieren. Die Besucher in Pöttmes konnten dem selbstfahrenden Hacker in der Ausführung mit dem HEM 581 im Praxiseinsatz zusehen.

Um das zulässige Gesamtzuggewicht von 40 t auszunutzen, besteht die Möglichkeit, zum Lkw ein zusätzliches Ladevolumen von 35 bis 40 m3 Hackschnitzel mitzuführen und mit 80 km/h auf der Autobahn zu transportieren. Jenz zeigte dem Publikum auch den Woodcracker 1350 auf einem Radbagger zum Vorzerkleinern von Starkholz und Wurzeln. Mit einer maximalen Öffnung von 1350 mm übt die Spaltzange einen maximalen Druck von 38 t bei 250 bar aus. Bei Jenz plant man heuer den Bau von 140 bis 150 schweren Hackern, Schreddern und Zerkleinerern. Trotz Wirtschaftskrise erfreuen sich Maschinen zur Biomasseaufbereitung weiterhin guter Nachfrage.

Die Ligna vor der Haustür

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Gute Stimmung trotz trüben Wetters herrschte beim Jenz-Team während der Technik-Tage Süd im bayerischen Pöttmes © Forstassessor Peter Liptay

Sein Produktprogramm inklusive BA 720 und Chippertruck wird Jenz auch auf der Ligna präsentieren, aufgrund der räumlichen Nähe zu Hannover fast eine Hausmesse für das Unternehmen.

Einen Nachfragerückgang spürt man auf einigen Exportmärkten - vor allem dort, wo nicht in Euro abgerechnet wird. Das Unternehmen verzeichnete 2008 im dritten Jahr hintereinander einen zweistelligen Anstieg seiner Erlöse auf 40 Mio. €. „Mit unserer Bilanz sehen wir unsere Position als Marktführer für schwere mobile Hacker in Europa bestätigt”, lautet das Fazit von Hempen-Hermeier. Treffend schloss der die Vorführung kommentierende Vertriebsmitarbeiter die Maschinendemonstrationen mit den Worten ab: „Jenz, we can.”

Jenz

Gründung: 1921
Geschäftsführer: Dipl. Oec. Uwe Hempen-Hermeier,
Dipl.-Kfm. Andreas Güntzel
Produktionsstätte: Petershagen/DE
Niederlassung in Österreich: Norbert Goldnagl, Kasten
Mitarbeiter: 160
Produkte: Mobilhacker und Biomasseaufbereiter
Umsatz: 40 Mio. € (2008)