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Die Brinell-Härteprüfung, die etwa in der Parkettherstellung eine tragende Rolle spielt, fand besonders viele Interessenten © Oliver Mertens

Holzwissen für alle

Ein Artikel von Dinah Urban | 06.12.2013 - 09:16
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Der Hörsaal 1 des Zentrums Holzwirtschaft war schon zum Auftakt gefüllt © Oliver Mertens

Eine vierjährige Ulme namens Verena Becker eröffnete am 2. November mit ihren Science Slam-Mitstreitern das Programm zur 5. Nacht des Wissens am Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg. Die Doktorandin veranschaulichte den Besuchern, wie Bäume mit Trocken- und Kohlenstoffdioxid-Stress umgehen. Slam-Rivale Niko Wischnewski erklärte seine Forschungstätigkeit unter dem Vortragstitel „Zeig mir deine DNA und ich sage dir, wer du bist“. Ziel des Wettstreits war es, die eigenen Forschungsgebiete möglichst einfach und unterhaltsam darzustellen. Als Wischnewski, der Hölzer anhand von DNA-Sequenzen identifiziert, zum Vergleich die Vorgehensweise bei einem Vaterschaftstest anführte, wussten dann auch alle etwas damit anzufangen.
Nach dem gelungenen Auftakt zur Einstimmung in die Holzmaterie informierte sich Jung und Alt über die künftige Holzverfügbarkeit, die Vorgehensweisen in der Dendrochronologie, über moderne Holzwerkstoffe und Prüfmethoden sowie über die Papierherstellung. Viele der etwa 1400 Neugierigen haben sich wohl schon häufig gefragt, was sich hinter den Toren dieser Forschungseinrichtung in Hamburg-Bergedorf verbirgt. Nun nahmen sie die Gelegenheit wahr, es herauszufinden. Begrüßt wurden sie mit einem kleinen Geschenk – einer Saatbombe. Diese kleine Lehmkugel enthält Blumensamen und verwurzelt bei fachgerechter Anwendung – auf den Boden werfen und gießen – das Erlebte in Garten und Gedächtnis.

Von B wie Biologie bis P wie Physik

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Die Brinell-Härteprüfung, die etwa in der Parkettherstellung eine tragende Rolle spielt, fand besonders viele Interessenten © Oliver Mertens

Die einzelnen Institute der Forschungseinrichtung stellten ihre Tätigkeiten anschaulich dar. Die Holzbiologie informierte die Besucher etwa über die Möglichkeiten der Dendrochronologie. Dr. Peter Klein, ehemaliger Professor des Zentrums Holzwirtschaft, gab Einblicke in seinen Forschungsalltag. Wird etwa die Echtheit eines Gemäldes oder einer Geige in Frage gestellt, so kann die Jahrringabfolge im verwendeten Holz darüber Auskunft geben, ob das Material zumindest aus der richtigen Region stammt und das erforderliche Alter aufweist. Auch Dr. Gerald Koch berichtete über sein Schaffen. Für eine möglichst genaue Holzarten-Identifizierung zählen eine umfangreiche Datenbank und Sammlung zu seinem Reich.
Die Holzphysik ließ ihre Gäste zur Prüfung antreten: Sie konnten verschiedene Prüfmethoden, wie etwa die Zug- oder Brinell-Härteprüfung, verfolgen oder selbst ausprobieren. Als Andenken pressten sich die neugeborenen Technologen bunte Spanplatten. Im holzchemischen Bereich wurden die verschiedenen Holzbestandteile unter die Lupe genommen. Praktiker stellten sich – vielleicht ja auch für die anzufertigenden Notizen – ihr eigenes Papier her.

Wirtschaftsfakten für Privatleute

Univ.-Prof. Dr. Udo Mantau erläuterte stellvertretend für die Ökonomie das Thema „Energieholzverwendung in privaten Haushalten“ in Deutschland. Diese mache etwa 25% der gesamten Holzenergienutzung aus. Insgesamt werde bereits mehr als die Hälfte des deutschen Holzaufkommens zur Energieproduktion verwendet. Mantau vermutet darin jedoch nur einen vorübergehenden Trend. Bei einem ausreichenden Netzausbau anderer erneuerbarer Energiequellen werde der Druck auf das Holz wieder sinken können.
Nicht fehlen durften die Themen der Forstwirtschaft. Illegaler Holzeinschlag sowie Mittel zu dessen Bekämpfung und sinnvolle Alternativen wurden erläutert und veranschaulicht. Die Besucher konnten sich etwa bezüglich des neuen Holzhandelssicherungs-Gesetzes erkundigen.

Ein Tag voller Holzwirtschaft

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Die Preisträger: Dr. Daniel Plugge, Maren Hirsch und Martin Nopens (v. re.) mit BDH-Vorstand, Dinah Urban, Felix Haiduk und Peter Horchler (nicht. i. Bild) © Oliver Mertens

Alle Beteiligten sahen in der Veranstaltungsteilnahme eine Bereicherung. Einzelne Gäste lieferten den Forschern mit ihrer erfrischenden Denkweise außerdem interessante Anregungen. Die Absolventen der Studiengänge der Holzwirtschaft fanden zudem Gelegenheit, Familie und Freunden ihre Fachrichtung näherzubringen.
Anlässlich des Tags der Holzwirtschaft, der im Vorfeld der Nacht des Wissens abgehalten wurde, erhielten die Jungholzwirte in einem feierlichen Rahmen ihre Zeugnisse. Mantau gab als Geschäftsführer Einblicke in Lage und Entwicklungen des Zentrums Holzwirtschaft. Dr. Hans Korte überreichte als Vorsitzender der Stiftung Holzwirtschaft ein Reisestipendium und der Bund Deutscher Holzwirte (BDH) vergab den BDH-Preis an herausragende Abschlussarbeiten.