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Holznutzung – hitzig diskutiert

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer (für Timber-Online bearbeitet) | 16.01.2014 - 10:37
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Laut den vom Biomasseverband erhobenen Daten werden 80 % des Holzes kaskadisch genutzt. Diese werden über die Holz-, Papier- und Plattenindustrie zugeführt. Der überwiegende Teil des Holzes geht an die Sägeindustrie, die das „Herz“ des kaskadischen Holzflusses darstellt. Nur 20 % werden in Form von Brennholz oder Waldhackgut direkt energetisch verwertet.Der Forderung nach einer ordnungspolitischen Verankerung einer verpflichtenden kaskadischen Holznutzung, die seitens der Papierindustrie auf nationaler wie auf europäischer Ebene erhoben wird, widerspreche den Grundregeln der Marktwirtschaft und könne nur als Versuch gewertet werden, sich wieder als monopolistischer Rohstoffabnehmer etablieren zu wollen, heißt es.

Gesetze helfen nicht automatisch

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Die Annahme, dass Brennholz- und Waldhackgutsortimente bei einem gesetzlich verordneten kaskadischen Nutzungszwang direkt für die stoffliche Nutzung in der Papier- und Zellstoffindustrie verfügbar wären, sei ein Irrglaube, argumentiert die Biomasselobby weiter. Einerseits sei der überwiegende Teil der für die Brennholz- und Waldhackguterzeugung eingesetzten Rohstoffe aus Qualitätsgründen (Ast- und Kronenmaterial, unerwünschte Holzarten) für die stoffliche Nutzung ungeeignet. Andererseits werde rund die Hälfte des in Österreich direkt energetisch genutzten Brennholzes und Waldhackguts in bäuerlichen Betrieben sowie deren engerem Umfeld zur Beheizung der eigenen Gebäude eingesetzt. Die Motivation dieser Waldbesitzer, Holz für die Papierindustrie zu ernten, das sie bisher als kostengünstige Wärmequelle selbst genutzt haben, dürfte enden wollend sein, meint der Biomasseverband.

Rotes Tuch Ökostromförderung

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Die Holzbezugskosten der Papierindustrie waren vor dem Ökostromausbau höher als nach dem Ökostromausbau, führt der Biomasseverband aus. Die Behauptung der Papierindustrie, dass die Holzpreise und damit ihre Holzbezugskosten vor dem Ökostromausbau niedriger waren als jetzt, sei bei längerfristiger Betrachtung eine Faktenverdrehung. Die Faserholzpreise waren in den 1980er-Jahren und zu Beginn der 1990er-Jahre – lange bevor das Ökostromregime implementiert wurde – deutlich höher als die derzeitigen Preise. Betrachtet man nur die nominelle Preisentwicklung, dann sei der Faserholzpreis zwischen 1980 und 1992 im Durchschnitt bei 42 €/FMO und zwischen 2011 und 2013 bei 40 €/FMO gelegen. Die langfristig negative reale Preisentwicklung der Industrieholzsortimente ist für die Forstwirtschaft unter Berücksichtigung der steigenden Betriebsmittel- und Personalkosten eine Herausforderung.Die Sicherstellung der Waldpflege und der für die Waldstabilität wichtigen Durchforstungsmaßnahmen sei unter den schwierigen Arbeitsbedingungen im Gebirgsland Österreich nur mit „fairen“ Holzpreisen möglich.

Verschwendung von Steuern?

Die Behauptung der Papierindustrie, dass über das Ökostromregime (die derzeitige Gestaltung des Fördersystems) mit 271 Mio. €/J ineffiziente Ökostromanlagen gefördert und durch diese Holzverschwendung die Standorte der Holzindustrie in Österreich gefährdet werden, sei nicht richtig, meint die Interessenvertretung.Das Fördervolumen für feste Biomasse im Ökostromregime belief sich in den vergangenen Jahren unter Berücksichtigung des Marktwertes (European Energy Exchange – EEX) nur auf 175 Mio. €/J. Ein großer Teil der Biomasse-KWK-Anlagen wurde an Standorten der Holzindustrie errichtet. Dort werden sie ganzjährig hocheffizient zur Bereitstellung des Prozesswärmebedarfs betrieben und verfügen über optimierte betriebsinterne Holzversorgungskonzepte, argumentiert der Verband. Dies erhöhe die Wertschöpfung in der Holzindustrie und leiste einen Beitrag zur Absicherung der für den Holzmarkt sehr wichtigen österreichischen Standorte der Sägeindustrie.

Energieimport ist Hauptproblem

Die energieintensive Paperindustrie sei von Energieimporten wesentlich abhängiger als von Holzimporten, ist sich der Biomasseverband sicher. Der Brennstoffbedarf der Papierindustrie für die Energieerzeugung belaufe sich auf 9,2 Mio. fm/J. Das sei 1 Mio. fm/J mehr als der Holzbedarf für ihre Produktionslinien.Die Bedeckung des Brennstoffbedarfs erfolge zur Hälfte mit Bioenergie aus Nebenprodukten der Produktion (Lauge, Rinde, Schlämme und Sonstiges) sowie etwa zu 50 % mit fossilen Energieträgern. Die Verbrennung von 800 Mio. m3 Erdgas, 9000 t Heizöl und 130.000 t Kohle verursache einen CO2-Ausstoß von 2 Mio. t/J.Die Papierindustrie sollte daher an der Erhöhung der Energieversorgungssicherheit in Österreich durch den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien besonders interessiert sein und statt teurer Negativkampagnen einen positiven Beitrag leisten, schließt der Biomasseverband.