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So entspannt kann Forschung sein: Ein Terrassendecking aus mit DMDHEU modifizierten Buchendielen wird von einem Fachkollegen der Göttinger Forscher im eigenen Garten auf Herz und Nieren geprüft © Uni Göttingen

Holzmodifizierungsprozess sucht Anwender

Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 17.05.2016 - 11:18
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So entspannt kann Forschung sein: Ein Terrassendecking aus mit DMDHEU modifizierten Buchendielen wird von einem Fachkollegen der Göttinger Forscher im eigenen Garten auf Herz und Nieren geprüft © Uni Göttingen

In Mischwäldern mit natürlich in der Region vorkommenden Baumarten kommt in Deutschland reichlich Laubholz auf. Auf dessen hochwertige Verwendung sind die Sägeindustrie und anschließende Verarbeitungsstufen noch nicht umfassend vorbereitet. Prozesse, um etwa wenig dauerhafte Hölzer für den Außeneinsatz fit zu machen, unterstützen die Branche bei dieser Aufgabe. Die Forscher der Georg-August-Universität Göttingen beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der Entwicklung von Maßnahmen, mit denen Buche, Pappel, Erle, aber auch Kiefer einer hochwertigen Verwendung zugeführt werden können. Vor 20 Jahren wirkte der heutige Direktor der Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte bei der Entwicklung der thermischen Modifizierung mit, die von Industrie und Verbrauchern umfassend angenommen wurde. Univ.-Prof. Dr. Holger Militz und sein Team beschäftigen sich heute unter anderem mit der Imprägnierung von Hölzern mit Dimethyloldihydroxyethyleneurea (DMDHEU). Das Verfahren trägt der Nachfrage nach wasserlöslichen Modifizierungsmitteln Rechnung, die keine chemischen Großanlagen voraussetzen wie die auf dem Markt befindlichen, sondern auch von Tischlern und anderen kleineren Betrieben angewandt werden können. Der Stoff erhöht die Dauerhaftigkeit der Hölzer erheblich und verringert das Quell- und Schwindverhalten um bis zu 70 %, zeigen Untersuchungen. Allerdings geht die Modifikation auch mit einer erhöhten Sprödigkeit einher.
„DMDHEU diente ursprünglich der Vernetzung von Textilfasern“, informiert Militz. „BASF belieferte die Branche als Produzent und unterstützte uns bei der Entwicklung erster Verfahren für die Behandlung von Holz.“ Nach dem Verkauf der Textilvernetzersparte gab BASF seine Patente an die Universität zurück. DMDHEU war noch nicht am Markt etabliert. Die Forscher verfeinerten daher in Eigenregie den Prozess, der für die Behandlung von Kiefernarten, Pappeln, Erlen und anderen Hölzern als Tropenholzersatz gedacht ist. „Jetzt suchen wir interessierte Unternehmen, die es mit uns zur Praxisreife bringen möchten“, ruft Militz auf. „Es steht also quasi ein fertiger Prozess zur Übernahme bereit.“
Die Holzforscher kooperieren im Bereich der Holzmodifizierung bereits mit mehreren Unternehmen. Ein Arbeitskreis unterstützt etwa das Unternehmen Pollmeier bei der Produktion von Buchenfurnierschichtholz. Ein weiteres Forschungsfeld ist die Behandlung von Holz mit Plasmaverfahren, um Oberflächen besser beschicht- und verklebbar zu machen.