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Holzmarkt auf Achterbahnfahrt

Ein Artikel von Birgit Steininger | 16.02.2017 - 17:02
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Der europäische Holzmarkt war in den Jahren von 1973 bis 1989 von Höhen und Tiefen geprägt. Dies spiegelte sich auch in Österreich wider.
Nach jahrelanger Stagnation erholte sich der Holzmarkt 1972 ab dem zweiten Halbjahr. Die Rundholzpreise erlebten einen enormen Aufschwung. Von Januar bis Dezember 1973 stieg der Sägerundholz-Preisindex (SRHPI) um mehr als 25 %. Lag dieser 1973 (I. Quartal) bei 72,2 %, verzeichnete man am Ende der betrachteten Periode einen SRHPI von 121,7 % (IV. Quartal 1989). Die Sägerundholzpreise standen dabei zumeist in enger Korrelation mit jenen des Sägeschnittholzes.

Nachfrage übersteigt Produktion

Die Schnittholznachfrage war 1973 hoch. Unter anderem stieg der Export nach Italien und Übersee. Die Holzproduktion konnte damit jedoch nicht Schritt halten. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Hohe Schneelagen im November 1972 und ein abermaliger Wintereinbruch im März 1973 beeinträchtigten die Holzernte. Dies verschärfte die Marktsituation und ließ die Preise für Rundholz ansteigen. Der Holzkurier-Artikel „Österreichs Sägeindustrie sitzt auf dem teuersten Rundholz des europäischen Kontinents“ verdeutlicht die Situation von 1973. Laut einem WIFO-Bericht bekamen Waldbesitzer im Dezember 1973 um 46 % mehr bezahlt als elf Monate zuvor im Januar.

Weltweiter Holzboom

Die im Jahr 1973 weltweite Hausse auf den Schnittholzmärkten hatte auch Auswirkung auf die österreichische Ausfuhrtätigkeit. Der Anstieg der Exportpreise für Schnittholz war die Folge. Die österreichischen Marktpreise für Rund- und Schnittholz wurden davon auch beeinflusst.
1973 verzeichnete das internationale Holzhandelsgeschäft einen Rekordumsatz. Experten meldeten sich zu Wort und schrieben diesem nur teilweise einen echten Mehrbedarf zu. Ein nicht geringer Teil war spekulativen Lager- und Vorratshaltungen und dem Vorziehen späterer Einkäufe zuzuschreiben. Exporteure und Importeure waren sich der unnatürlichen Wurzeln des Holzbooms bewusst.
Eine Abwertung der italienischen Lira und die Schilling-Aufwertung brachten 1973 zusätzliche Unsicherheiten auf den österreichischen Markt und verschärften die Preissituation. Bis 1974 stieg der Preisindex weiter und erreichte im II. Quartal einen Höchstwert von 106,9 %.

Tiefer Fall

Nach den Blütejahren kam der Fall. Der SRHPI sank auf einen Wert von 74,1 % (III. Quartal 1975). Auswirkungen des weltweiten Konjunktureinbruches und unter anderem die chronische Krisensituation in Italien machten sich bemerkbar. Forstbetriebe mussten den Einschlag reduzieren und Säger blieben zum Teil auf ihrem Schnittholz sitzen. Laut WIFO wurde 1975 der damals geringste Holzeinschlag seit 1952 gemessen.
Welch ein schwieriges Jahr 1975 für die österreichischen Forstbetriebe war, legte ein Forstdirektor dem Holzkurier dar: „1975 war für alle Forstbetriebe ein Jahr harter Prüfungen und Bewährungen, eine Durststrecke, die nur mit großem Anpassungsvermögen, eiserner Sparsamkeit und vollem Einsatz ohne größere Verschuldung und Substanzverluste überwunden werden konnte.“
Mit der ansteigenden Schnittholzkonjunktur Ende 1975 zeichnet sich eine Erholung am Exportmarkt ab. Im Zuge dessen stiegen auch die Rundholzpreise in Österreich.
Windwürfe zum Jahreswechsel 1975/76 ließen den Holzeinschlag 1976 auf einen damaligen Rekordwert von 11,58 Mio. fm ansteigen. Der hohe Holzanfall konnte jedoch aufgrund einer regen Nachfrage im Export untergebracht werden.
Lag der SRHPI im IV. Quartal von 1975 bei 75,5 %, erhöhte sich dieser bis Ende 1976 (IV. Quartal) auf 93,7 %.

Krisenstimmung am Holzmarkt

1977 war die Wirtschaft erneut mit Herausforderungen konfrontiert. Die Abwertung der skandinavischen Währungen, Verluste am Levante-Markt und die Konkurrenz aus Kanada verschärften die Situation. Das II. Halbjahr von 1977 stand im Zeichen rückläufiger Rundholzpreise. Ende 1977 lag der SRHPI bei 93,4 %.
1978 (IV. Quartal 96,1 %) und 1979 waren von einer günstigen Konjunkturlage und steigender Schnittholznachfrage geprägt. Die Belebung, vor allem in Italien und Süddeutschland, zeigte sich im Preisanstieg bei Sägerund- und Schnittholz. Im IV. Quartal von 1979 lag der SRHPI bei 110,5 %.
Ein Jahr später schwächte die Baukonjunktur ab. Die Nachfrage ging kaum zurück. Vor allem wirkten sich hier die verstärkte Tendenz zum holzintensiveren Bauen und die Verwendung von Holz verstärkt im Innenausbau aus. Der Absatzmarkt erweiterte sich und ließ den SRHPI auf 121 % im IV. Quartal von 1980 ansteigen.
Im II. Quartal von 1981 erreichte der Index den Höchstwert von 122,4 %. Die Werte vom Holzboom 1973/74 wurden übertroffen.

Unruhige Jahre

Die frühen 1980er-Jahre waren von einer allgemeinen schwachen Konjunkturentwicklung und einer verminderten Bautätigkeit in Westeuropa geprägt. Mit Preissenkungen und Angebotserweiterungen der Ostblockstaaten wurde zusätzlich Druck auf den österreichischen Holzmarkt ausgeübt. Ende 1981 sank der SRHPI auf 115,3 %.
Schadholzmengen aus Sturmereignissen von 1981/82 in den Ostseeländern belasteten zusätzlich den internationalen Holzmarkt. Aufgrund Österreichs hoher Exportorientiertheit riefen Windwurf-Kalamitäten in den Nachbarländern auch Preisreaktionen im Inland hervor.
Im I. Quartal von 1983 erreichte der SRHPI einen Tiefstwert von 99 %. Bis zum II. Quartal 1984 erhöhte sich der Index wieder auf 110,8 %. Der Preisanstieg wurde vor allem auf die Entlastung vom kanadischen Angebotsdruck am europäischen Schnittholzmarkt zurückgeführt.
Zu Beginn 1984 stieg die österreichische Schnittholznachfrage. Der Aufschwung währte jedoch nicht lange und war Mitte 1984 auch schon wieder vorüber. Verringerung der Bautätigkeit, vor allem in Italien, und Rückgänge im Export senkten die Preise. 1984 belastete zusätzliches Sturmschadholz aus Westdeutschland den europäischen Holzmarkt. Ende 1984 (IV. Quartal) lag der SRHPI bei 109,3 %.
Krisen in der europäischen Bauwirtschaft und eine rückläufige Holznachfrage in den Erdölländern ließen den Exportpreis für Nadelschnittholz 1985 und 1986 stagnieren. 1985 ging der Holzeinschlag laut einem WIFO-Bericht um 4 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Waldbesitzer reagierten auf die niedrigeren Rundholzpreise und der Holzeinschlag wurde reduziert. Im IV. Quartal 1985 lag der SRHPI bei 97,9 %.
Kriegerische Auseinandersetzungen im Libanon, Irak und Iran 1986 beeinträchtigen die Schnittholznachfrage am Levantemarkt. Zu Jahresende von 1986 belief sich der SRHPI auf 98,8 %.

Aufbruchstimmung

1987 trat eine Belebung des internationalen Holzmarktes ein. Unter anderem war dies auf eine erhöhte Bautätigkeit in den westlichen Industriestaaten zurückzuführen. 1988 und 1989 waren vom internationalen Konjunkturaufschwung geprägt. Die Rundholzpreise stiegen.
In österreichischen Exportmärkten (Italien und der Levante) fiel die Nachfragebelebung zum Teil etwas geringer aus. Im IV. Quartal von 1989 nahm der SRHPI weiter zu und lag bei 121,7 %.