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Gemeinsame Entwicklung: H.I.T.-Geschäftsführer Franz Anton und Eisenring-Geschäftsführer Peter Marty (v. li.) vor der Kosmetikstation © Martina Nöstler

Holzkosmetik zuerst durchführen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 05.05.2015 - 07:38
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Gemeinsame Entwicklung: H.I.T.-Geschäftsführer Franz Anton und Eisenring-Geschäftsführer Peter Marty (v. li.) vor der Kosmetikstation © Martina Nöstler

Der Hobelwarenhersteller Eisenring aus Gossau/CH stand vor einer bedeutenden Problemstellung: Wie schnell kann man Minderqualitäten in der Produktion bestmöglich aufarbeiten? Gefragt war aber eine Anlage, die schon bei der Rohware eingreift, sodass:
    keine Minderqualitäten anfallendie Maschinen- oder Mitarbeiterstunden nicht steigenund die Ausbeute steigt
Eisenring-Geschäftsführer Peter Marty wandte sich vertrauensvoll an den Maschinenhersteller H.I.T. aus Ettringen. „Ich habe die Schlüsselkomponenten, wie Scanner, Mechanisierung und Leimkopf, gesucht“, führt Marty aus und meint weiter: „Und vor allem war ich auf der Suche nach einem Maschinenhersteller, der nicht jammert, sondern eine Lösung entwickelt. Denn hier sind Innovationen gefragt.“

Gesucht, gefunden

„Wir haben uns bereits öfter mit diesem Thema beschäftigt“, erklärt H.I.T.-Geschäftsführer Franz Anton. Ein entsprechendes Portal für die Holzkosmetik ließ sich der Maschinenbauer schon vor Längerem patentieren. Die Erfahrungen mit dem Flickroboter Woodfix und dem bei einem namhaften Kunden installierten Fräsroboter flossen nun auch in die Entwicklung der Astkosmetikanlage ein.
Bisher wurde in der Holzindustrie zumeist störende Äste oder Risse ausgefräst und mit einem entsprechenden Pendant wieder aufgefüllt. Diese Gleichmäßigkeit der Ausflickäste sticht jedoch besonders bei „ruhigen“ Sortierung, wie beispielsweise bei Wandverkleidungen, heraus. Eine natürliche Kosmetik war also beim Hobelwerk Eisenring gefragt.

Kleben, nicht fräsen

H.I.T. schlug einen besonderen Weg ein: Statt die störenden Holzmerkmale auszufräsen und mit Holzästen wieder auszufüllen, setzt man auf ein Füllmaterial, welches die Risse kitten soll. Ein ähnliches Verfahren wird beispielsweise bereits in der Parkettindustrie angewendet. Dort sollen die Risse allerdings mit farbigen Kunststoffen deutlich sichtbarer werden.
Zurück zur Hobelware: H.I.T. entwickelte gemeinsam mit Eisenring eine automatische Anlage samt Zuführung, Abtransport und Scanner. Derzeit steht die Anlage noch in Ettringen. „Die eigentliche Kosmetikstation werden wir auf der Ligna in Hannover zeigen“, sagt Anton. Im Sommer soll die Anlage dann in Gossau installiert werden.

Automatische Erkennung mit Scanner

Die Hobelware wird entstapelt und zu Transportlagen zusammengefasst. Diese durchlaufen auf einem Förderband einen Scanner von Bidac, Kaltern/IT. „Wir erhalten die genauen Daten der Holzmerkmale – also Breite, Länge sowie Tiefe eines Risses. Aufgrund der Ergebnisse kann die Steuerung die genaue Klebermenge ermitteln“, führt der H.I.T.-Geschäftsführer aus.
Die gesamte Brettlage mit 1,5 m Breite gelangt – noch immer auf dem Transportband liegend – zur eigentlichen Kosmetikstation. Die beiden oben sitzenden Portale fahren die zu reparierenden Holzmerkmale an. Mit etwa 200° C injizieren die Düsen mit rund 60 bar den Klebstoff zielgenau in die Äste und Risse. Unmittelbar danach presst die Kühlplatte auf die Stelle. Innerhalb einer Sekunde ist das Material abgekühlt und der Vorgang beendet. Aufgrund dieser Geschwindigkeit ist kein Stoppen des Transportbandes notwendig. Der gesamte Prozess läuft kontinuierlich ab.

Je früher, desto besser

„In unserer Fertigung folgt nach der Holzkosmetik die Paketierung der Bretter und eine entsprechende Einteilung in die Qualitätsklassen“, erklärt Marty den geplanten Ablauf. „Je früher die Qualitätsfindung in einer Produktion passiert, umso höher die Ausbeute.“ Die Anlage soll in Gossau dreischichtig und mannlos im Einsatz sein.
„Mit dieser Investition wird unsere Fertigung planbar und wir erwarten uns einen Wettbewerbsvorteil, da wir aus der Rohware mehr herausholen können“, informiert Marty. Ein Vorteil sei zudem, dass der Klebstoff tief in das Holz beziehungsweise teilweise auch durch die gesamte Stärke gepresst wird. Damit sei das Hobeln nach der Kosmetik kein Problem.

Andere Anwendungen bereits angedacht

Das neue System lässt sich natürlich nicht nur für Hobelware anwenden. Der Ettringer Maschinenspezialist denkt hierbei ebenso an einen Einsatz in der Leimholzindustrie, wo durch entsprechende Ausbesserung der Rohware alle nachfolgenden Anlagen, wie Kappsägen und die abschließende Kosmetik, deutlich entlastet werden können.

H.I.T.

Standort: Ettringen/DE
Geschäftsführer: Franz Jeckle, Franz Anton
Mitarbeiter: 70
Produkte: Nachschnitt- und Besäumanlagen, Sortierungen, Stapelanlagen, Mechanisierungen für Säge- und Weiterverarbeitungsbetriebe, Anlagen für die Brettsperrholzfertigung, Leimbinderpressen

Gebr. Eisenring AG

Standort: Gossau/CH
Geschäftsführer: Peter Marty
Mitarbeiter: 27
Produkte: Hobelware (auch oberflächenbehandelt), Handel mit Massivholz, Astkosmetik in Lohnauftrag