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Entwicklung der Bauinvestitionen in Italien seit 2000: Während die Neubauzahlen (rot) seit 2007 rückläufig sind, wachsen die Sanierungsinvestitionen (grün) konstant. Blau ist der Index beider Parameter © ANCE/FLA

Holzbau könnte Italien sicherer machen

Ein Artikel von Gerd Ebner vom Holztag aus Klagenfurt | 06.09.2016 - 16:34
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Entwicklung der Bauinvestitionen in Italien seit 2000: Während die Neubauzahlen (rot) seit 2007 rückläufig sind, wachsen die Sanierungsinvestitionen (grün) konstant. Blau ist der Index beider Parameter © ANCE/FLA

Das Wirtschaftswachstum werde in Italien mit +1,1 % 2015 und 2016 bescheiden bleiben, eröffnete Dr. Pierluigi Schifino, Präsident Fedecomlegno, sein Referat am Holztag in Klagenfurt. Doch gab es in seiner Präsentation einige Lichtblicke am Apennin. So erfolgen pro Jahr 350.000 neue Anstellungen, das sind 1,3 % aller Arbeitnehmer.
Der Rückgang des Nadelschnittholz-Imports hat sich im Vorjahr verlangsamt. „Heuer dürften die Einfuhren wachsen“, sagt Schifino voraus. In den ersten fünf Monaten gab es einen 6 %igen Zuwachs auf 1,7 Mio. m3, wovon 920.000 m3 (+3 %) aus Österreich stammten. Beim Leimholz betrug der Importzuwachs gar 12 % auf 220.000 m3. Die österreichischen Lieferungen stiegen auf 170.000 m3 (+10 %).
Von einem belebten italienischen Immobilienmarkt wusste Emanuele Orsini zu berichten. Der Assolegno-Präsident verwies darauf, dass die Immobilienverkäufe im I. Quartal um 21 % gegenüber dem Vorjahr anstiegen. Die Baudarlehen lagen außerdem im Vorjahr bereits um 93 % über 2013. Trotz allem flossen 2015 nur 125 Mrd. € in Bauinvestitionen. Das ist der tiefste Wert seit zumindest 20 Jahren – er soll aber heuer minimal steigen.
Stabilisierend wirkt faktisch nur der Sanierungssektor. „Dieser liegt schon um 21 % höher als noch 2008“, so Orsini. „Während der Neubau seit 2007 drastisch zurückgeht, wächst die Renovierung Jahr für Jahr.“ (s. Grafik unten) Die Liquidität der Bauunternehmen wird einerseits durch die öffentliche Hand geschwächt: Diese zahlt im Schnitt erst nach 168 Tagen. Andererseits verwies Orsini darauf, dass die Kredite an Bauunternehmen von 52,5 Mrd. € 2008 bis 2014 auf nur noch 15 Mrd. € sanken.
Nicht unerwähnt ließ Orsini in Klagenfurt die gute Zusammenarbeit mit Österreich. Durch proHolz Austria wurde etwa an der Universität Trient eine Professur für Dr. Maurizio Piazza geschaffen (s. Beitrag S. 19).
Am 24. August forderte das Erdbeben in Amatrice zumindest 290 Todesopfer. Es war damit ähnlich verheerend wie das Erdbeben 2009 in L’Aquila. In einer ersten Reaktion betonte Regierungschef Matteo Renzi, künftig verstärkt auf den Baustoff Holz zu setzen. Er will in einem Dreistufenplan helfen – in allen drei sind verstärkt Holzbauten wahrscheinlich: Soforthilfe mit temporären Bauten, langfristiger Wiederaufbau in Amatrice und schließlich italienweite Prüfung, wie bedeutende Gebäude – etwa Schulen – erdbebensicherer gemacht werden können. Für Letzteres wird auf Regierungsebene überlegt, jährlich 2 bis 3 Mrd. € bereitzustellen.

Erdbeben in Italien – Vorschläge des Holzindustrieverbandes

    Soforthilfe mit Holzbauten: Holzbauten können in kurzer Zeit realisiert werden. Am Ende der Soforthilfe können die Unterkünfte recycelt werden.Wiederaufbau mit Holz: Innerhalb von sechs bis acht Monaten beginnt der Wiederaufbau (Motto: Alles muss sein, wie es war). Die große Frage ist, wie man wiederaufbauen soll. Man sollte Zement/Beton reduzieren und ausbessern, ohne zu zerstören.Prävention in ganz Italien: Plan der Regierung: Investitionen von 2 bis 3 Mrd. €/J, um Schulen, Gebäude etc. zu erneuern und gleichzeitig erdbebenresistenter zu machen.

„Zuerst muss der Notfallplan umgesetzt werden. Danach müssen wir bestehende Gebäude erdbebenresistenter machen und eine sicherere Bauweise finden.“
Matteo Renzi, Ministerpräsident Italien