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Holzrahmenbau dominiert mit 55%, danach kommt schon X-Lam als Bauweise Nummer 2 in Italiens Holzbau © FederlegnoArredo Eventi

Holzbau Italien wächst weiter

Ein Artikel von Georg Binder, Sieglinde Weger | 19.01.2016 - 16:08
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Holzrahmenbau dominiert mit 55%, danach kommt schon X-Lam als Bauweise Nummer 2 in Italiens Holzbau © FederlegnoArredo Eventi

Die Baukonjunktur in Italien ist sehr schlecht – trotzdem erlebt der Holzbau eine konstant steigende Entwicklung. Das sind die Ergebnisse einer tief greifenden Branchenerhebung mit 225 Unternehmen aus dem Holzsektor von FederlegnoArredo (s. letzter Absatz). So stieg der Anteil des Holzbaus am Wohnungsneubau in den vergangenen Jahren auf rund 6 %.

Überwiegend Holzrahmenbau

Bei den Holzbauweisen dominieren der Rahmenbau mit 55 % und die Massivbauweise mit X-Lam (Brettsperrholz) mit 38 %. Diese Technologie trägt dazu bei, dass sich zunehmend „herkömmliche“ Bauunternehmen in den Holzbau bewegen.

Sehr kleine Unternehmen

Die untersuchten Unternehmen sind mehrheitlich klein strukturiert. 60 % der untersuchten Unternehmen fertigen im Schnitt pro Jahr zwei bis zehn Holzhäuser, nur 1 % der Unternehmen produziert mehr als 50 Holzhäuser pro Jahr. Viele dieser Unternehmen bauen auch mit anderen Materialien. Es zeigt sich der Trend, dass „klassische“ Bauunternehmen den Holzbau in ihre Repertoires aufnehmen, forciert durch den Einsatz von Brettsperrholz.

Weitere Anbieter und Importe

Zu den von den analysierten 225 Unternehmen errichteten Holzbauten kommen 311 weitere Gebäude (284 davon Wohnbauten) dazu, hauptsächlich von Bauunternehmen errichtet, die anlassbezogen mit Holz arbeiten. Der Umsatz für dieses Volumen beträgt 72 Mio. €. Hinzu kommen Importe aus dem Ausland (zusätzlich zu den von den 225 Unternehmen importierten Waren), wie folgt: 18,6 Mio. € für Fertighäuser und ca. 30 Mio. € für Brettsperrholz und andere Produkte für den Bau von Holzhäusern. Aus Importen wurden geschätzte zusätzliche 875 Gebäude aus Holz (803 Wohnbau) realisiert, Umsatz ca. 200 Mio. €.

Neubau eingebrochen, Sanierung wächst

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Holzbauregionen Italiens (nach Umsatz bemessen) © FederlegnoArredo Eventi

Der allgemeine Bausektor verzeichnete von 2008 bis 2016 einen Rückgang der Investitionen von 35 %. Besonders stark ist der Wohnungsneubau mit einem Rückgang von ca. 67 % betroffen.
Der Bereich Sanierung weist im oben genannten Zeitraum ein beträchtliches Wachstum von insgesamt 23 % auf. Dies nicht zuletzt wegen der Steuererleichter-ung für Instandsetzung und der Anhebung des Energiestandards bei Bestandsgebäuden. 2016 wird mit einem leichten Rückgang im Bauwesen von 0,5 % gerechnet. Der Sektor Holzbau konnte im Licht dieser Entwicklung die Produktionsmengen halten und seinen Marktanteil konstant steigern. Eine wichtige Rolle dabei spielen das steigende Bewusstsein für ökologisches Bauen, Vorfertigung und kurze Bauzeiten, das Erdbebenverhalten von Holzbauten und strengere energetische Standards.

Sechs Prozent Marktanteil

2014 wurden in Italien 3025 Häuser aus Holz fertiggestellt, 2715 davon sind Wohnbauten. Gesamtumsatz: 658 Mio. €, davon entfallen 79 % auf den Wohnbau. Der Anteil des Holzbaus am Wohnungsneubau liegt bei 6,4 %. Im Vergleich dazu lag der Anteil des Holzbaus bei der jüngsten Erhebung von Paolo Gardino Consulting 2009 noch bei knapp 3 %.

Ein erster internationaler Vergleich

Nach den Daten der europäischen Produktionsstatistik PRODCOM für vorgefertigte Gebäude aus Holz reiht sich Italien mit einem Umsatz von 602,5 Mio. € an vierter Stelle in der Länderliste ein – hinter Deutschland, UK und Schweden. Im Vergleich dazu Österreich: Platz 5 mit 575,4 Mio. €. In den EU-28 Ländern wird ein Gesamtumsatz von 7,2 Mrd. € in dieser Produktionsklasse erzielt.

Studie „Häuser und Gebäude aus Holz“

Der Branchenverband Assolegno/FederLegnoArredo untersuchte 2014 den Holzbausektor in Italien. Das neu gegründete Studienzentrum des Dachverbands FederLegnoArredo (FLA) untersuchte 225 ausgewählte Unternehmen. Darunter befinden sich die nach Umsatz führenden Unternehmen, wie die Gruppe Rubner, Kiens, Cammi Group und Foresti Distribuzione Laterizi aus Brescia, Wolf System, Pircher Oberland, Toblach, Sistem Costruzioni, Modena, Wood Beton/Gruppo Nulli, Brescia, sowie Damiani-Holz&ko, Brixen, und Cogefrin, Bologna.
Anhand veröffentlichter Bilanzen, regelmäßiger Umfragen zur Marktentwicklung sowie einzelner Interviews wurden die Daten ermittelt und hochgerechnet. Zum Segment des Wohnbaus zählen Ein- und Mehrfamilienhäuser (mehrgeschossig mit tragender Holzstruktur) und Aufstockungen. Als Nichtwohnbauten sind Schulen und Industrie- sowie Gastronomiegebäude zusammengefasst.
Die 225 in die Studie einbezogenen Unternehmen weisen einen Umsatz von insgesamt 911 Mio. € auf. Die Hälfte davon wird in der autonomen Region Trentino/Südtirol erwirtschaftet. Von ihrem Gesamtumsatz entfallen 385 Mio. € oder 42 % auf Holzgebäude, davon wiederum rund 291 Mio. € oder 76 % auf den Wohnbau.
Die untersuchten Unternehmen haben 2014 mehr als 1800 Gebäude aus Holz hergestellt, was einem Marktanteil von rund 60 % am gesamten Holzbau entspricht. Auf den Wohnbau entfallen davon 1628 Bauten mit 2068 Einheiten, die meisten in Ein- und Mehrfamilienhäusern. 15 % der gebauten Wohneinheiten befinden sich in mehrgeschossigen Holzbauten, 6 % in Aufstockungen. Die 42-seitige Studie „Häuser und Gebäude aus Holz“ soll künftig jährlich im November aktualisiert werden. Sie kann kostenpflichtig direkt beim „Centro Studi FederLegnoArredo Eventi“ angefordert werden:
www.federlegnoarredo.it