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Grafische Darstellung von Biege-E-Modul und Biegefestigkeit von Hochleistungs-Holzwerkstoffen © Holzkurier

Hochfeste Holzprodukte noch kaum im Einsatz

Ein Artikel von Hannes Plackner | 01.07.2015 - 14:00
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Marktanteile der Festigkeitsklassen bei BSH © Holzkurier

Die Frage, ob der Markt hochfeste Holzprodukte brauche, beantworteten die Timber-Online-Leser unentschieden (s. Holzkurier Heft 27). Ja- und Neinstimmen halten sich ungefähr die Waage.
Bei den tatsächlich produzierten Mengen sieht das Bild anders aus. Das zeigt eine Erhebung im wichtigsten konstruktiven Sortiment, dem Brettschichtholz. Dessen Produktvolumen wird im deutschsprachigen Raum auf 3 Mio. m3/J geschätzt. Der Holzkurier holte Einschätzungen von acht Branchenexperten (Herstellern, Händlern, Zertifizierern) ein. Im Mittel schätzten diese den Anteil der schwächsten, aber günstigsten Festigkeitsklasse GL 24 auf 84 %. GL 28 hat mit 11 % auch noch Relevanz. GL 32 (3,4 %) und vor allem GL 36 (1%) versinken fast in Bedeutungslosigkeit. Wenn, dann werden solche Sortimente von Ingenieurholzbauern selbst hergestellt. Sind Vertrieb, Engineering und Produktion in einer Hand, kann sich der Einsatz hochfester Holzwerkstoffe lohnen. Das braucht aber Kompetenz und Erfahrung. Sobald Brettschichtholz als Handelsware verkauft werde, habe GL 24 einen Marktanteil von „weit über 90 %“, meinten die Experten.
Im Zuge der Erhebung meldeten sich einige BSH-Hersteller, welche GL 36 in ein paar Wochen aus dem Sortiment nehmen werden. Am 8. August endet die Koexistenzperiode der BSH-Norm EN 14080. Bis dahin ist diese in der Version 2005 gültig. Danach darf nur mehr die 2013 verabschiedete, strengere Norm angewandt werden. Dort sind Festigkeitsklassen nur mehr bis GL 32 vorgesehen.
Zudem werden die Vorgaben für die Lamellenfestigkeit verschärft. „Das ist kaum mehr zu sortieren“, kommentierte ein Hersteller. Dabei haben manche schon mit GL 32 ihre Probleme. Vor allem beim homogenen Binderaufbau (GL 32h), bei dem der komplette Querschnitt aus hochfesten Lamellen bestehen muss, stoßen die Betriebe an ihre Grenzen. „Die Ausschreibungspraxis ist bei solchen Produkten problematisch“, berichtete ein Praktiker.
Warum Hochleistungs-BSH in der Praxis wenig gefragt ist, liegt auch daran, dass die Festigkeit (wie viel hält das Teil aus, bevor es bricht) oft nicht den Ausschlag gibt. Bemessungsrelevant ist vielmehr die Durchbiegung - vor allem in Decke und Dach. Wie sehr ein Träger nachgibt, hängt vom Elastizitätsmodul (E-Modul) ab. Da sind die Unterschiede zwischen den Klassen geringer. Während GL 36 um 50 % biegefester als GL 24 ist, macht der Unterschied bei der Biegesteifigkeit nur 27 % aus. Nicht mal Furnierschichtholz aus Fichte schneidet hier besser ab. Einen Ausweg würde Laubholz bieten.
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Marktanteile von BSH-Festigkeitsklassen laut Expertenumfrage © Holzkurier

Etwas steifer, deutlich fester

Das statisch leistungsfähigste Vollholzprodukt ist Pollmeier-Baubuche. Mit bis zu 16,8 kN/mm2 ist sie um 45 % steifer als Standard-BSH. Die Biegefestigkeit ist mit 70 N/mm2 fast dreimal, die Druckfestigkeit mit knapp 50 N/mm2 doppelt so hoch. Vor allem bei Anwendungen, in denen nicht Steifigkeit, sondern Festigkeit zählt, tut sich hier eine echte Alternative auf. Der Vollbetrieb, der nun für das I. Quartal 2016 anvisiert ist (s. Link 1), wird seitens der Verarbeiter schon gespannt erwartet. Immerhin könnte das der Durchbruch von Laubholz am Bau sein. Buchen-BSH wurde bisher nur in minimalen Mengen erzeugt.
Hasslacher Norica Timber hat Birken-BSH im Sortiment und argumentiert, damit die statischen Vorgaben mit 20 % weniger Material als bei Fichte-GL 24 zu erfüllen.
Ein Laubholz-Produkt gibt es übrigens, welches sich am Bau – und sogar in der Außenanwendung – bewährt hat: Der I Tec 20-Träger von Doka. Mit Birke im Gurt und Pappelsperrholz im Steg hält er 80 % mehr als herkömmliche Produkte.
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Grafische Darstellung von Biege-E-Modul und Biegefestigkeit von Hochleistungs-Holzwerkstoffen © Holzkurier