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Eder Holzbau ist ein Familienbetrieb: Ulrike Zehentbauer sowie Franz, Andrea, Katrin, Ludwig und Laura Eder am Betriebsgelände in Bad Feilnbach (v. li.) © Eder Holzbau

Hoch-Bau

Ein Artikel von Hannes Plackner | 25.11.2015 - 08:11
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Eder Holzbau ist ein Familienbetrieb: Ulrike Zehentbauer sowie Franz, Andrea, Katrin, Ludwig und Laura Eder am Betriebsgelände in Bad Feilnbach (v. li.) © Eder Holzbau

Franz Eder ist ein vielseitiger Gesprächspartner. Etwa, wenn es um den Hubschraubertyp zum Transport von Holzbauteilen geht: „Die Lama ist zu schwach, die Kamov zu teuer. Ideal ist die Bell.“ Oder um Flüchtlingsunterkünfte: „Wir bauen eine doppelstöckige Unterkunft für 24 Asylwerber um rund 400.000 € so hochwertig, dass sie als Sozialwohnbau nutzbar bleibt“. Oder zum Umgang mit älteren Arbeitnehmern: „Hoher Vorfertigungsgrad ist gut. Ein 45-jähriger Zimmerer sollte nicht mehr bei jedem Wetter auf dem Dach buckeln. Aber in der Halle ist er ein wertvoller Mitarbeiter.“
Das Interview findet in Bad Feilnbach, nahe Rosenheim, bei Eder Holzbau statt. Der Gesprächspartner ist gleichzeitig Gründer und Vordenker des Betriebes, welcher mittlerweile 14 Mitarbeiter beschäftigt. Denen wird nicht langweilig. Denn Eder hat ein Faible für anspruchsvolle Projekte.

Interessante Nische: Schutzhütten

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Die im August wiedereröffnete Höllentalangerhütte schmiegt sich in die Bergwälder der Zugspitze © Eder Holzbau

Die Helikoptererfahrungen machte Eder beim Bau der Höllentalangerhütte an der Zugspitze. Es ist ein Prachtexemplar des modernen Alpinbaus. Die in ihrem Kern 120 Jahre alte Hütte wurde in den vergangenen zwei Sommern neu aufgebaut. Die vorgefertigten Massivholzwände kamen aus Bad Feilnbach. Außenmauern waren mit Dämmung und Beplankung versehen. Innen blieb die Massivholzoberfläche sichtbar. Lkw schafften die bis zu 1,2 t schweren Elemente zunächst an die Flanke der Zugspitze. Dort übernahm die Bell. Zimmermeister Eder und ein Piloteneinweiser waren für die Vierpunkt-Anhängung zuständig. Eine Rotation (Tal-Berg-Tal) dauert keine vier Minuten. „Da hatten wir ganz schön zu tun“, erinnert sich Eder.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Bayerische Rundfunk hat die Errichtung in einer Dokumentation begleitet (zu googeln mit: „BR Höllentalangerhütte“). Das prächtige Ergebnis mit Restaurant und über 100 Schlafplätzen ist nachhaltig, hochwertig – und normgerecht. Letzteres ist keine Selbstverständlichkeit.
Zahlreiche jahrzehntealte Bergunterkünfte entsprechen nicht den Normen von Lawinen- oder Brandschutz, Hygienevorschriften oder dem Komfortanspruch. Mit seiner Expertise und seiner Möglichkeit zur Vorfertigung will Eder nun den Bau von Schutzhütten forcieren.

Neue Halle mit Wohlfühlfaktor

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Kompetenz stellt Eder Holzbau auch mit kommunalen Bauten, wie diesem Kindertageszentrum in der Messestadt München-Riem, unter Beweis © Eder Holzbau

Vorfertigung liegt im Trend – braucht aber Platz. Eder baut daher aus. Das Ziel ist, noch mehr Wertschöpfung unter Dach vorzubereiten. „Auf der Baustell‘ is des Geld schnell verloren. Je schneller es dort geht, umso besser“, ist der Zimmermeister überzeugt. Bislang ist die Elementlänge bei 12 m begrenzt, künftig sollen es 14 m sein. Besonderes Augenmerk legt der Unternehmer auf die Arbeitsergonomie. Die neue Halle wird etwa mit Fußbodenheizung ausgestattet. Der Vorteil: In einer angenehmen Umgebung bei der wettergeschützten Vorfertigung werden Zimmerer bis zur Rente aktiv beschäftigt. Abgebunden wird in Bad Feilnbach übrigens noch händisch. Aber nicht auf der Baustelle, sondern in Ruhe und präzise in der Halle. Natürlich wird nicht nur am Berg gebaut. Schulen und Kindergärten finden sich in der Referenzmappe ebenso wie Wohnbauten.
Für die Zukunft ist Eder nicht bang. Die ganze Familie arbeitet im Unternehmen. Mit Qualität, Neugier und Nischen hat der Betrieb seine Erfolgsstrategie gefunden. Unlängst entwickelte Eder mit Architekt Norman Richter (RS_zwo) das eingangs erwähnte Flüchtlingswohnheim, „aber keine Baracke, sondern mit Holzrahmen-Außenwand und BSP innen“.