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Hermann Schreder installierte über der Presse einen zusätzlichen Vorratsbehälter © Ruf

Hobelabfall wird Heizmaterial

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer (für Timber-Online bearbeitet) | 13.06.2014 - 10:02
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Hermann Schreder installierte über der Presse einen zusätzlichen Vorratsbehälter © Ruf

Mit 32 Jahren wagte Hermann Schreder in seinem Heimatort Sondermoning/DE den Sprung in die Selbstständigkeit. Seither entwickelt sich das Geschäft gleichmäßig gut. Mittlerweile beschäftigt er neun Mitarbeiter. Der grundsätzliche Arbeitsablauf ist bei Schreder ähnlich wie in vielen anderen Zimmereibetrieben. Vor allem wenn die Vierseitenhobelmaschine loslegt und die Balken gleichzeitig von allen vier Seiten bearbeitet, fallen massenweise Späne an und es stellt sich die Frage: wohin damit?

Bunker benötigt Platz und Arbeitsaufwand

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Ein maßgeschneiderter Anbau wurde beim Neubau der Zimmerei für die SZ1+ realisiert © Ruf

Zu seinen Zeiten als angestellter Zimmerer hatte Hermann Schreder die Variante mit einem riesigen Spänebunker kennengelernt, in dem die Hobelabfälle gesammelt wurden. Zusammen mit gehäckselten Holzabfällen erzeugten sie später in einer Hackschnitzelheizung Wärme für den Betrieb. Doch nicht nur der Platzbedarf für den Bunker war Schreder schon damals ein Dorn im Auge. Auch der Arbeitsaufwand war enorm: „Im Sommer haben wir die Reste aus dem Bunker geräumt und entsorgt, um wieder Platz zu schaffen.“ In seinem eigenen Betrieb musste sich Schreder zunächst mit einer unbefriedigenden Lösung arrangieren. „Wir hatten leider nur eine kleine Werkstatt, sodass wir unsere Späne im freien Gelände in einem Lkw-Anhänger sammeln mussten, der rund 18 m3 aufnehmen konnte.“ In der Praxis erforderte diese Form der Entsorgung einen recht hohen Aufwand und Einnahmen ließen sich auf diese Weise nicht erzielen.

Brikettierpresse beim Neubau eingeplant

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Der große Vorratsbehälter fasst bis zu 12?m3 Späne und federt die Spitzenzeiten ab, wenn die Vierseithobelmaschine verstärkt in Betrieb ist © Ruf

Inzwischen ist das anders. Basis dafür war der Umzug in ein neues, nahe gelegenes Gebäude 2011. Dort installierte Schreder eine Brikettierpresse sowie eine Heizanlage, in der Restholz und Holzbriketts verfeuert werden. Passende Anlagen hatte er im Maschinenhandel von Hans Kalsperger gefunden, der seit 21 Jahren auf Holzbearbeitungsmaschinen spezialisiert ist. Kalsperger hat seinen Sitz in Oberteisendorf und vertreibt unter anderem Brikettieranlagen von Ruf, Zaisertshofen/DE, für geringe Durchsatzleistungen. Mit Ruf-Pressen von ihm haben in den vergangenen Jahren bereits einige Schreiner in der Region begonnen, ihre Sägespäne zu brikettieren. Ruf stellt Brikettieranlagen für Holz und sonstige Biomasse mit Durchsatzleistungen bis zu 1500 kg/h her. Speziell für geringe Durchsatzleistungen (30 bis 60 kg/h) wurde das Brikettiersystem Ruf SZ1 entwickelt und eignet sich damit optimal für kleinere Handwerksbetriebe. Die SZ1+ war von Anfang an Bestandteil der Planungen im Neubau. Dementsprechend wurde für sie eine maßgeschneiderte Umhausung an der Außenwand des neuen Betriebsgebäudes erstellt. Mit bis zu 150 bar Betriebsdruck komprimiert der 4 kW starke Hydraulikmotor die Späne und stößt zylindrische Briketts mit einem Durchmesser von 70 mm aus. Die Dicke dieser Scheiben variiert bei Schreder meist zwischen 20 und 30 mm – abhängig von Form und Größe der Späne. Unter dem hohen Druck, der beim Pressen entsteht, wirkt das im Holz enthaltene Lignin als natürliches Bindemittel und es müssen keinerlei Zusätze als Binder zugegeben werden. Die Briketts bleiben mit knapp 1 kg/dm3 zuverlässig in ihrer Form und weisen eine deutlich höhere Dichte als unkomprimiertes Holz auf. „Die Briketts verfügen über ausgezeichnete Brennwerte und zeichnen sich durch ihre aschearme Verbrennung aus“, informiert Geschäftsführer Roland Ruf.

Start-Stop-Automatik

Mit einer Silogröße von 1000 mal 1000 mal 970 mm kann die Ruf SZ1+ von Haus aus rund 800 l Späne aufnehmen und daraus pro Stunde bis zu 60 kg Briketts pressen. Um für noch größere Spänemengen gerüstet zu sein, installierte Schreder über dem Silo der Presse einen zusätzlichen Vorratsbehälter, der bis zu 12 m3 fasst. „Vor allem ,wenn wir mit der Vierseitenhobelmaschine viele Balken hinterei-nander bearbeiten, fällt schnell viel Material für die Presse an, das nach und nach brikettiert werden kann“, sagt Schreder.Die Anlage startet automatisch, sobald ein gewisser Füllstand im Silo erreicht wird. Als Auslöser dafür dient ein optischer Sensor. Sinkt die Spänemenge im Silo unter den Startwert, produziert die Presse noch eine festgelegte Zahl von Briketts und stoppt, kurz bevor das Silo komplett geleert ist. Sobald neues Material nachgefüllt wird, läuft das Brikettiersystem automatisch an. Ebenfalls ohne manuelles Zutun schiebt die Presse die Briketts über eine Auslaufrinne in bereitstehende Auffangbehälter. Pro Jahr kommen 50 bis 70 m3 Briketts zusammen – weit mehr, als das Unternehmen für die Beheizung des Betriebs benötigt. Dafür hat Schreder eine Heizung mit einer Leistung von 49 kW installiert, in der er vorwiegend Restholz verfeuert. Die Briketts verwendet er ergänzend. Den weitaus größeren Teil verkauft er direkt ab Werk an Kunden aus der Region. Schreder verarbeitet in seiner Zimmerei Fichte, Lärche und teilweise Eiche. Ohne eine zusätzliche Trocknung können die Späne der Brikettieranlage direkt zugeführt werden. Grundsätzlich gilt: Die Späne sollten einen Restwassergehalt von 15 % nicht überschreiten, um eine gute Brikettqualität zu erzielen. Unterm Strich rechnet Schreder damit, dass sich die Anlage allein durch den Brikettverkauf nach etwa vier Jahren amortisiert haben werde. Dabei sind die wesentlichen Vorteile (vereinfachtes Handling sowie die Zeitersparnis beim Umgang mit den Spänen) noch unberücksichtigt.

Zur Inbetriebnahme reicht ein Knopfdruck

Da die Presse sehr eng in den Betriebsablauf eingebunden ist, sind für Schreder Zuverlässigkeit und Service sehr wichtige Kriterien. Er erklärt: „Die Presse dürfte bei uns nicht lange ausfallen. Denn wenn der Spänebunker voll ist, droht unserem gesamten Betrieb ein Stillstand. Das ist aber noch nie passiert. Dementsprechend wichtig waren mir vor dem Kauf die positiven Rückmeldungen, die Kalsperger von Kunden erhalten hatte, welche bereits Ruf-Pressen einsetzen.“Die Entscheidung hat er nie bereut. Der positive Eindruck, der bereits bei der Lieferung der Presse entstand, hat sich im laufenden Betrieb bestätigt. Der Ruf-Monteur stellte die Anlage auf und schloss sie an. „Da die Brikettierpresse bereits programmiert war, mussten wir nur noch Späne einfüllen und die Anlage per Knopfdruck starten. Seither presst sie die Hobelspäne zuverlässig“, fasst Schreder seine Erfahrungen zusammen. Lediglich ein Mal musste er den Service von Ruf in Anspruch nehmen. Durch einen Bedienfehler beim Wiederanfahren nach einem Stromausfall war der Endschalter des Presskolbens etwas verschoben worden. In diesem Fall reichte ein Telefonat mit dem Servicetechniker von Ruf, um das Problem zu finden und zu beseitigen. „Ich habe den Endschalter wieder in die richtige Position gebracht – seither arbeitet die Presse wieder zuverlässig und störungsfrei“, berichtet Schreder.