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Über zwei Kreisläufe wird Prozesswärme aus dem Trockner zurückgewonnen und diesem wieder zugeführt, um den Wirkungsgrad zu erhöhen © Dinah Urban

Herrlicher Trockner

Ein Artikel von Dinah Urban | 11.11.2015 - 08:02
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Über zwei Kreisläufe wird Prozesswärme aus dem Trockner zurückgewonnen und diesem wieder zugeführt, um den Wirkungsgrad zu erhöhen © Dinah Urban

Den Sachsenwald vermuten die meisten Holzkurier-Leser wohl nicht so nah an der Küste. Doch er liegt etwas östlich von Hamburg in Schleswig-Holstein. Mittendrin zieht der idyllische Ort Friedrichsruh Erholungssuchende an. Insbesondere der „Garten der Schmetterlinge“ ist nicht nur in der Region ein Begriff. Beheizt wird das Insektenparadies samt Bismarck-Museum, Schloss und Wohnhäusern seit 2014 mit Hackschnitzeln, die bei der Landschaftspflege anfallen. Allein die Touristenattraktion verbrauchte zuvor jährlich etwa 80.000 l Heizöl. „In diesem Jahr mussten wir nur 5000 l zukaufen, im nächsten sicherlich noch weniger“, informiert Gregor von Bismarck. Dem Gründer von Sachsenwald Energy liegt der Umweltschutz sehr am Herzen. Energieverschwendung kommt für ihn nicht infrage. Deshalb führen fünf Holzvergaser eines Münchner Herstellers dem örtlichen Verteilernetz thermische Energie zu. Der elektrische Strom wird in das Stromnetz eingespeist. Damit die Holzvergaser möglichst wartungsarm ihre Dienste tun können, dürfen die zugeführten Hackschnitzel eine Holzfeuchte von 10 % nicht überschreiten. Dafür sorgt ein All-in-Dryer von New Eco-Tec Verfahrenstechnik, Mühldorf am Inn/DE.

Das klingt sogar trocken

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Trockener Regen: Gregor von Bismarck vor frisch getrockneten Hackschnitzeln © Dinah Urban

Die Hackschnitzel aus Schleswig-Holstein werden per Teleskoplader in einen Lkw-Anhänger mit Schubboden gefüllt. Von dort aus wandern sie automatisch über ein Band in die Siebstation, wo zu kleine und zu große Partikel aussortiert werden und jene mit passender Größe in den Beschicker gelangen. Darin befinden sich zwei Sensoren. Ist der Füllstand zu niedrig, geben diese Befehl zum Nachfüllen. Im Inneren landen die Hackschnitzel in einer etwa 30 cm dicken Schicht auf dem luftdurchlässigen Trocknerband. Das transportiert sie nach und nach durch den verblüffend leisen Warmlufttunnel.
Direkt aus dem Trockner gelangt das feuchteempfindliche Gut in die angeschlossene Lagerhalle. Alle 15 Minuten rieseln sie hinunter. „Das klingt sogar trocken“, freut sich von Bismarck. Er lobt den Erfindergeist von New Eco-Tec. „Das sind echte Gentlemen. Auf unsere Sonderwünsche sind sie mit Freude eingegangen und so haben wir gemeinsam eine Wärmerückgewinnung an den herrlichen Trockner angebaut, welche diesen noch effizienter macht. Bei Problemen oder Fragen macht sich, wenn nötig, schnell ein Mitarbeiter auf den Weg zu uns.“

Zugriff von überall auf der Welt

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Über mehrere Förderbänder gelangen nur Hackschnitzel mit der richtigen Größe in den Trockner © Dinah Urban

Die Bedienung des All-in-Dryers geschieht über einen Touchscreen. Dieser ist intuitiv gestaltet. Die Anzeige beginnt mit einer Darstellung des Trockners und einer Menüleiste am unteren Bildschirmrand. Dort sieht man bereits die wichtigsten Parameter auf einen Blick. Durch mehrfache Auswahl gelangt man immer tiefer in die Materie und kann Feinheiten in der Einstellung kontrollieren oder korrigieren – und das von überall auf der Welt. „Vergangene Woche war ich noch auf Italienurlaub und hatte dieselbe Anzeige, wie sie hier am Trockner zu sehen ist, in einer App auf meinem Smartphone parat“, berichtet von Bismarck. „Der Trockner läuft vollautomatisch und muss im Normalfall bloß kontinuierlich mit Hackschnitzeln befüllt werden.“ 52 m³ können das an manchen Tagen sein. Ein Mal im Jahr wird das Trocknungsband gesäubert.
Dort, wo Trockner und fünf Holzvergaser ihre Dienste tun, stand zuvor ein Dampfsägewerk, welches Bismarcks Ururgroßvater errichten ließ. Das neue Gebäude ist mit Solarzellen bestückt, um auch die Pumpen zur Wärmeverteilung möglichst ressourcenschonend zu betreiben.