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Herbert Jöbstl © Stora Enso

Herausforderungen in Ein- und Verkauf

Ein Artikel von Gerd Ebner | 22.09.2015 - 09:21
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Herbert Jöbstl © Stora Enso

„Mir ist wichtig festzuhalten: Trotz allen Krisengeredes – der Holzbau wächst. Dank Forschung und Entwicklung hat es die österreichische Holzindustrie geschafft, Produkte zu entwickeln, die auch in schwierigen Zeiten am Markt bestehen können“, eröffnet Herbert Jöbstl, der neue Vorsitzende der österreichischen Sägeindustrie, das Holzkurier-Interview. „Man kann also sagen, wir haben eine Neuausrichtung geschafft: weg von der reinen Schnittholzproduktion hin zu mehr Weiterverarbeitung.“

Konstantere Versorgung

Als ersten Schwerpunkt seiner Amtsperiode will Jöbstl die Rundholzversorgung verbessern. „Wir wünschen uns einen kontinuierlicheren Zulauf. Das würde allen in der Produktionskette Kosten ersparen. Es ist wenig effektiv, wenn wir ein paar Monate voll sind – und dann gibt es wieder zu wenig Rundholz“, beklagt er.
Doch nicht nur „wann“ sei entscheidend. Auch „wie viel“ will Jöbstl thematisiert wissen. „Nicht 17 Mio. fm wie 2014, sondern 22 Mio. fm/J sollten in Österreich machbar sein. Da wäre ausreichend Sägerundholz dabei.“ Die verbesserte Rundholzversorgung soll auch bei FHP thematisiert werden: „FHP kann hier für gegenseitiges Verständnis sorgen.“

Geld mit geringerem Einschnitt verdienen

Die installierte Einschnittskapazität in Österreich hält Jöbstl für passend, die Schwankungen im Rundholzangebot und Schnittholzbedarf abfedern zu können. „Würde Kapazität stillgelegt werden, wäre das auch nicht im Sinne der Forstwirtschaft. Wir gewinnen oder verlieren immer gemeinsam“, meint der Kärntner. „In den Vorjahren haben wir gelernt, auch bei geringerer Anlagenauslastung Geld zu verdienen.“
Konstanz prägte laut Jöbstl die ersten sechs Monate 2015. „Wir produzierten auf Vorjahresniveau. Die bessere Versorgung wird dafür sorgen, dass die Nadelschnittholz-Produktion heuer auf 8,5 Mio. m3 steigt.“

Italienexport fast halbiert

Österreich exportierte 2007 noch rund 4,5 Mio. m3 Nadelschnittholz nach Italien, heuer dürften es, wie 2014, rund 2,4 Mio. m3 sein. „Ich bin einerseits stolz, dass unsere Branche es schaffte, diesen Rückgang am Hauptmarkt zu kompensieren. Umgekehrt wird Italien für uns immer eine überragende Bedeutung haben. Es ist ein großer, naher Markt. Es ist ein großer Markt. Aufgrund der langjährigen Beziehungen kennen wir deren Qualitäts- und Dimensionsanforderungen sehr gut.“
Ausgleich für den italienischen Minderbedarf fand man etwa in Deutschland, das „für uns als Abnehmer heuer weiter wachsen dürfte“. (Jöbstl) Wachstumsmärkte, wie Irland, Großbritannien oder Osteuropa, hat man im Auge.

Levante auch künftig großer Bedarf

Wichtigster Überseemarkt ist und bleibt die Levante. „Die politische Unsicherheit und der tiefe Ölpreis dämpfen natürlich die Nachfrage. Die Demografie macht die Levante aber immer zu einem Hauptmarkt der europäischen Holzindustrie“, weiß Jöbstl zu berichten.

Ländermatch Österreich vs. Finnland

Mit Finnland matcht sich Österreich um den Titel „fünftgrößter Nadelschnittholz-Produzent der Welt“. Derzeit sind die Finnen vorne (rund 11 Mio. m3). „Aber auch in Finnland gibt es Probleme – zahlreiche Unternehmen drosseln die Produktion“, weiß Jöbstl. „Mit einer gesicherten Versorgung könnten wir die Finnen wieder überholen.“
Die Sägewerksbranche investiert in Österreich derzeit allenfalls in Modernisierungsmaßnahmen. „Der Fokus liegt weiterhin auf höherer Wertschöpfung – also auf Weiterverarbeitung“, analysiert Jöbstl. „Während im Sägewerksbereich einige Nationen unseren technischen Standard erreicht haben, sind wir bei der Weiterverarbeitung weiterhin Weltspitze – etwa beim Brettsperrholz.“
Dass Brettsperrholz aufgrund des hohen Rohstoffanteils nicht der Weisheit letzter Schluss ist, weiß Jöbstl: „Es ist aber das absolut richtige Produkt zur richtigen Zeit.“ //