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Xaver A. Haas, Geschäftsführer Haas Fertigbau © Haas Group

Haas legt Fokus auf Kerngeschäft Holzfertigbau

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 09.02.2017 - 18:20
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Xaver A. Haas, Geschäftsführer Haas Fertigbau © Haas Group

Herr Haas, mit dem Verkauf der Bauelemente-Sparte begann die Restrukturierung. Was hat zu dieser Maßnahme geführt? Hat sich die hohe Wertschöpfungstiefe in Ihrem Unternehmen in den vergangenen Jahren als Nachteil erwiesen?
Die Haas Group hat sich über Jahrzehnte sehr stark diversifiziert und war lange Zeit äußerst breit aufgestellt. Dies war über viele Jahre ein Erfolgsrezept. In einem zunehmend spezialisierten Wettbewerbsumfeld ist es jedoch nicht möglich, auf Dauer in allen bearbeiteten Gebieten Spitzenleistungen zu erbringen. Wir sind deshalb zum Entschluss gekommen, unsere Ressourcen zu bündeln. Investitionen erfolgten dort, wo es möglich ist, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nachhaltig eine führende Marktposition einzunehmen und ein stabiles Wachstum zu erzielen.
Aus der für ein Fertigbauunternehmen un- typisch hohen Wertschöpfungstiefe mit eigenen Fenster- und Türenwerk, Weich- und Hartholzsägewerk haben wir uns jetzt zurückgezogen.
Obwohl oder gerade weil in den vergan- genen Jahren an einigen Standorten tiefgreifende Restrukturierungsmaßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden, sind es Marktführer, die ihre Marktpositionen durch den Erwerb und die Weiterentwicklung unserer früheren Standorte weiter ausbauen wollen.

Wie sieht die jetzige Strukturierung des Unternehmens aus? Worauf liegt der Fokus?
Wir konzentrieren unsere Aktivitäten nun auf ein deutlich schmäleres Portfolio. Der Fokus liegt klar auf dem Kerngeschäft Holzfertigbau. Der Verkauf der anderen Aktivitäten ermöglicht die Weiterentwicklung unseres Kerngeschäftes.
Wir produzieren rund 600 Ein- und Mehrfamilienhäuser, 100 Industrie- und Gewerbebauten und 400 Landwirtschaftsbauten pro Jahr. Ein weiteres Tätigkeitsfeld sind nach wie vor BSH-Konstruktionen und Bauteile. In diesen Segmenten wollen wir weiter mit innovativen Lösungen an einer höheren Marktdurchdringung arbeiten. Wir verfolgen die Ziele, die Vorteile unserer Standorte in Deutschland, Österreich und Tschechien zu nutzen, die Prozessabläufe weiter zu optimieren und Kosten ohne Qualitätseinbußen zu senken.
Im vergangenen Jahr wurde mit Hochdruck an der Verbesserung der Performance gearbeitet. Wir erhöhten die Marketingaktivitäten insbesondere im Onlinebereich und verstärkten den Vertrieb. Ein Schwerpunkt lag auf der Einführung neuer Baureihen, ein weiterer auf der Optimierung der Prozessabwicklung inklusive standortübergreifender Produktionsoptimierungen. Die Erfolge sind sichtbar.

Sind weitere Restrukturierungsmaßnahmen geplant?
Noch im vergangenen Jahr haben wir den beschlossenen Rückzug aus Frankreich kommuniziert und die notwendigen Schritte eingeleitet. Allerdings ist es noch zu früh, um Details zur angestrebten Lösung zu berichten. Es gibt keine Berührungspunkte, geschweige denn Synergien zwischen der französischen Organisation und unseren restlichen Fertigbauaktivitäten. Das macht es für uns wenig interessant, an dem Standort festzuhalten. Wir beschlossen, dort nicht zu investieren, sondern eine andere Lösung für Haas Weisrock zu finden.

Sind Investitionen in die bestehenden Standorte geplant? Wenn ja, in welchen Bereichen wird investiert?
Wie in den vergangenen Jahren investieren wir auch in den kommenden in den Ausbau des Holzfertigbaus. Im Bereich der Technik stehen hier vor allem Automatisierungsthemen auf der Agenda – mit dem Ziel, die bestehenden Kapazitäten in unseren drei Werken besser zu nutzen. Dabei geht es um Digitalisierung und Industrialisierung. Daneben fließen große Teile der Investitionsbudgets auch weiterhin in den Ausbau der Marketing- und Vertriebsaktivitäten.

Wie entwickelte sich das vergangene Jahr und was erwarten Sie im laufenden?
In Österreich, aber auch in Deutschland konnten wir das operative Ergebnis 2016 steigern. Die Aussichten für 2017 sind aufgrund der guten Verkaufszahlen des vergangenen Jahres sehr gut. Der Auftragseingang Ende 2016 lag in Österreich und Deutschland um 25 beziehungsweise 30 % über dem Vorjahr. 2017 gilt es, die begonnenen Projekte weiterzuführen. Kernthemen der kommenden zwei Jahre sind die strukturierte Entwicklung der Geschäftsfelder mehrgeschossiges Bauen und Bausatzgeschäft sowie eine deutliche Erhöhung des Vorfertigungsgrades bei Produktion und Montage.

Welche Ziele haben Sie sich in den kommenden Jahren gesetzt?
Profitables Wachstum im Kerngeschäft ist das erklärte Ziel. Hier befinden wir uns auf einem guten Weg. Nach einem schlechten Jahr 2015 in Deutschland gelang uns 2016 bereits der Turnaround im Fertigbau.
Auf Gruppenebene sind die Ergebnisse bis Ende 2016 aufgrund notwendiger Aufräumarbeiten und Konsolidierungsbuchungen noch von außerordentlichen Effekten belastet. 2017 gehen wir aufgrund eines deutlichen Wachstums im Fertigbau und trotz des Entfalls der Jahresumsätze der verkauften Gesellschaften von einer Gesamtleistung von über 200 Mio. € aus.