14738357252647.jpg

Der österreichische Nadelholzeinschlag (blau) wird mit 17?Mio.?Efm (±3?%) auch heuer deutlich unter dem FHP-Ziel von 22?Mio.?Efm zu liegen kommen (grün: Laubholz, rot: Energieholz) © Fachverband der Holzindustrie

Gute kurzfristige Absatzchancen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 14.09.2016 - 08:41
14738357252647.jpg

Der österreichische Nadelholzeinschlag (blau) wird mit 17?Mio.?Efm (±3?%) auch heuer deutlich unter dem FHP-Ziel von 22?Mio.?Efm zu liegen kommen (grün: Laubholz, rot: Energieholz) © Fachverband der Holzindustrie

In Österreich dürften heuer erneut rund 17 Mio. Efm (±3 %) geerntet werden. „Damit sind wir weit weg vom gemeinsam mit der Forstwirtschaft definierten Ziel von 22 Mio. Efm/J“, eröffnete Herbert Jöbstl, Vorsitzender österreichische Sägeindustrie, den vom Fachverband der Holzindustrie organisierten Holztag 2016 in Klagenfurt.

Nachbarländer helfen mit Rundholz aus

14738357276787.jpg

Die österreichische Sägeindustrie wird heuer 9 Mio. m3 produzieren - das entspricht ungefähr dem Mittelwert der Jahre 2009 bis 2016 © Fachverband der Holzindustrie

Derzeit können sich die Sägewerke mit hohen Rundholzimporten aus den Nachbarländern behelfen, erklärte Jöbstl am 2. September. Tschechien, Deutschland und Slowenien liefern schadholzbedingt mehr als im 1. Halbjahr 2015 (s. Link).
Die Absatzsituation empfindet Jöbstl heuer als deutlich günstiger als in den Vorjahren. Die Produktion dürfte minimal auf 9 Mio. m3 (+2 %) steigen. Dass es nicht mehr wird, hat mit einer temporären Rundholz-Unterversorgung im Juni und Juli in einigen Regionen zu tun. „Die Absatzmöglichkeiten sind da“, zeigte sich Jöbstl zufrieden.

Italienexport könnte heuer zunehmen

Die Exportentwicklung beim Nadelschnittholz ist erfreulich (s. Link). Erstmals seit 2010 könnten die Ausfuhren nach Italien wieder steigen. Das Plus von 4 % nach fünf Monaten, das Jöbstl in Klagenfurt präsentierte, drehte allerdings bis Ende Juni auf –1 %. Die Levante war nach fünf Monaten mit 11 % deutlich im Plus, ebenso wie die Nummer 3, Deutschland, oder Japan (+18 %).

Überseemärkte immer wichtiger

Diese Zahlen unterstreichen die am Holztag von EOS-Präsident Sampsa Auvinen getätigten Aussagen, dass die Überseemärkte für die europäischen Sägewerke immer wichtiger werden (s. Link). Bei den Weiterverarbeitungsprodukten läuft es für die österreichischen Hersteller fast noch besser. Exemplarisch zeigte Jöbstl die BSH-Ausfuhrstatistik: 470.000 m3 (+9 %).

Europa baut wieder

Vom europäischen Baumarkt erwartet sich der oberste Sägewerksvertreter viel: Dieser könnte von 2013 bis 2018 um 23 % zulegen. „Die Potenziale liegen künftig aber auch in Osteuropa“, erkennt Jöbstl. Spanien, Deutschland und Großbritannien („Alle österreichischen Industrien sind schon auf der Insel.“) performen laut Jöbstl gut. Glaubt man Euroconstruct, sind nur zwei Länder bei den Baubeginnen 2015-2017 rückläufig: Belgien und Italien (–0,9 %).
„Wir können die Marktchancen aber nur nutzen, wenn wir den Rohstoff zu vertretbaren Preisen erhalten“, appellierte Jöbstl an die in Klagenfurt anwesende Forstwirtschaft. Der Wunsch nach Preisstabilität schwang unausgesprochen mit. „Seit dem Vorjahr passt die Relation Rundholz- zu Schnittholzpreis wieder. Daher sind wir weltweit erfolgreich. Wird der Rohstoff zu teuer, sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig“, erinnerte Jöbstl einmal mehr. „Das gilt umso mehr, als wir beim Restholz deutliche Erlöseinbrüche hinnehmen mussten.“ Im Zuge eines kurzen Statements verwies Felix Montecuccoli am Holztag auf die erschwerten Produktionsbedingungen im Gebirgsland Österreich: „Die höheren Erntekosten müssen abgedeckt werden. Jetzt fehlt noch eine kleine preisliche Motivation.“

Auf Schlussrängen beim BIP-Wachstum

Beim Wirtschaftswachstum nehmen Deutschland (+1,4 %; 173. Platz von 190 Ländern), Österreich (+1,3 %, 177. Platz) und Italien (+1 %, 182. Platz) weltweit die Schlussränge ein, eröffnete Dr. Christoph Schneider, Ökonom der Wirtschaftskammer Österreich, die traurige Wahrheit 2016.
Wachstum wäre in Mitteleuropa nur mit mehr Investitionen möglich. In Österreich sinkt allerdings die Investitionsquote seit 2013 – wenn Geld in die Hand genommen wird, dann überwiegend von Unternehmen und nicht von der öffentlichen Hand. Um 8 % ist die Investitionsquote hingegen in Deutschland in diesem Zeitraum gestiegen.
Hinderlich für eine Erholung ist die globale Unsicherheit. „Die Unsicherheit wird bald zur neuen Normalität. Der einschlägige Faktor ist mittlerweile doppelt so hoch wie vor der Krise“, so Schneider. „Und das Weltwirtschaftsklima trübt sich weiter ein.“