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Martina Caminada, proPellets Schweiz © Günther Jauk

Gut ist übertrieben

Ein Artikel von Günther Jauk | 10.09.2015 - 00:20
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Martina Caminada, proPellets Schweiz © Günther Jauk

Im vergangenen Jahr sind die Verkäufe von Pelletskesseln in Österreich um rund die Hälfte eingebrochen. Wie ist die Lage in der Schweiz?

Im Grunde haben wir mit denselben Dingen zu kämpfen wie die Österreicher. Auch bei uns war der vergangene Winter quasi nicht vorhanden. Was die Kesselverkäufe betrifft, wachsen unsere Zahlen nicht in den Himmel. In den vergangenen zwölf Monaten sind unsere Absatzzahlen leicht zurückgegangen. Pro Jahr werden in der Schweiz rund 1000 Kessel verkauft. Von den Pelletsproduzenten erhalten wir unterschiedliche Meldungen. Einige Unternehmen verkaufen problemlos, andere melden Absatzschwierigkeiten.

Der Schweizer Pelletsindustrie geht es somit gut?

Gut ist übertrieben. Die Schweiz ist das einzige europäische Land, in welchem der Preisvorteil von Pellets gegenüber Heizöl für eine Kilowattstunde Wärme bereits negativ war. Im Zusammenhang mit den wesentlich höheren Anschaffungskosten einer Pelletsheizung ist das natürlich ein Problem. Viele Kunden glauben auch, was nicht stimmt, dass der Pelletspreis dem Ölpreis folge. Laut einer Studie des WWF hat die Schweiz mehr Ölheizungen als jedes andere Land. Ich glaube, dass bei niedrigen Ölpreisen der Wechsel von einer Öl- zu einer Pelletsheizung eher hinausgeschoben wird. Trotzdem sehe ich gerade im Sanierungsbereich für Pelletskessel noch hohes Potenzial in der Schweiz.

Welche Maßnahmen setzt proPellets Schweiz in diese Richtung?

Ein Knackpunkt beim Kesselverkauf sind die Installateure. Um für diese einen besseren Zugang zu Pelletsheizungen zu schaffen, haben wir die Weiterbildung zum Pelletsexperten entwickelt. Eine Schulung mit Zertifikat, wo neben handwerklichen Aspekten auch auf mögliche Förderungen eingegangen wird. Der Grundgedanke dahinter ist, Pelletsheizungen nicht nur für Kunden, sondern auch für Installateure attraktiver zu machen. Die ersten Schulungen werden im kommenden Jahr stattfinden.

Sind die Schweizer Produzenten ENplus-zertifiziert?

Die großen Hersteller sind ausnahmslos zertifiziert. Für einige kleinere Produzenten, welche ausschließlich regional verkaufen, ist das ENplus-Zertifikat wenig attraktiv. Viele Kunden legen, solange die Pellets problemlos verbrennen, vor allem Wert auf Regionalität.

Wohin wird sich die Branche in den kommenden Jahren entwickeln?

Die Produktionskapazitäten werden voraussichtlich weiter steigen. Derzeit wird an zwei Standorten ausgebaut. Ich bin zufrieden, wenn der Markt in Zukunft langsam, aber stetig weiterwächst. Wichtig ist uns, dass wir uns als Teil der Energiestrategie 2050 weiterhin etablieren und fixer Bestandteil selbiger werden.