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Sowohl die Produktion als auch der Bedarf an Pellets sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen © Holzkurier

Gepresste Erfolgsstory

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 13.02.2006 - 10:33
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Dr. Chrisitan Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria © proPellets Austria

Der Endverbraucher-Preis sank im Frühjahr auf bis zu 140 €/t ab. „Die Produzenten hatten zu geringe Lagerkapazitäten, sie mussten vielfach zu äußerst günstigen Preisen verkaufen”, erläutert Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, Wolfsgraben.
Es folgte der Anstieg auf rund 180 €/t und das Ringen um jede Tonne Pellets. Ein vom hohen Ölpreis getriebener enormer Anstieg neuinstallierter Heizanlagen traf dann noch einen überaus harten Winter.

Markanter Preisvorteil. „Seit dem Vorjahr legten die Verkäufe von Pelletsheizungen um 30 bis 40% zu. Geht man von einem üblichen Bedarf von 6 t pro Jahr und Heizung aus, wären das bei 10.000 neuen Anlagen 60.000 t/J Mehrbedarf”, freut sich Rakos über die jüngsten Zahlen.
„Mit Pelletsanlagen fährt man immer günstiger als mit Öl - auch wenn die Preise derzeit bei 175 und 185 €/t angekommen sind. Bei 70 Cent/l Heizöl liegt man bei Vollkostenrechnung mit einem Pelletspreis von 220 €/t erst kostengleich, bei geförderten Anlagen gar erst bei 250 €/t. Heizöl Extraleicht notiert jetzt bei 66,2 Cent/l. Kostet Heizöl dagegen 1 €/l, wären Pelletsheizungen selbst bei einem Pelletspreis von 350 €/t wettbewerbsfähig”, kalkuliert und argumentiert Rakos.
Im Winter 2006/07 könnte man auf Grund der gestiegenen Nachfrage bei 200 €/t Endverbraucherpreis anlangen.

Heuriger Winter ist Bewährungsprobe. Mit einer Schneedecke, die in manchen Teilen Österreichs bereits seit November die Holzernte erschwert, wurde auch die Produktion der Sägewerke gedrosselt und damit die Rohstoffzufuhr der Pelletierer. Eine Verknappung sorgte für weiteren Preisauftrieb -auch weil mit dem Konkurs der Ökowärme eine Produktionsmenge von 30.000 t plötzlich fehlte. Neu ist nun, dass auch Großanlagen (Hotels, Wohnbauanlagen, Gewerbe-Gebäude) mit Pellets betrieben werden - diese haben selbst im Winter einen konstanten Verbrauch, weil sie nicht den Pellet-Jahresverbrauch einlagern können. Auch das sorgt für einen Mehrbedarf.
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Enorme Wachstumsraten offenbart der österreichische Pelletsmarkt © Holzkurier

Markt-Monitoring. Damit künftig der Bedarf der österreichischen Abnehmer besser eingeschätzt werden kann, wird proPellets Austria gemeinsam mit den Anlagenherstellern ein Markt-Monitoring etablieren. Quartalsweise wird man erfahren, welche Verkäufe es pro Leistungskategorie gibt. „Die Versorgungs-Sicherheit ist essentiell für die Kunden - und wir werden sie sicherstellen. Trotz geringer Bevorratung, hartem Winter und verminderter Sägewerksproduktion gab es bisher in Österreich nur Lieferverzögerungen”, meint Rakos.

Bedarf um über 50% gestiegen. Für 2005 geht man bei proPellets Austria davon aus, dass 443.000 t (+36%) produziert wurden, bei einem heimischen Bedarf von 233.000 t (+54%). 210.000 t wurden exportiert - in die Kernmärkte Deutschland (Anlagen 2005: 7000; 2006: 14.000) und vor allem nach Italien.

2006 weiteres Wachstum. Wie hoch der heimische Bedarf noch steigen kann, ist schwer zu beurteilen. Bei proPellets Austria hält man es für möglich, dass es heuer zu einem Anstieg von 30% bei den Kesselverkäufen für Kleinverbraucher kommen könnte. Doch prozentuell noch stärker könnte der Absatz bei Großverbrauchern wachsen.
„2008 sind 74.000 Kessel realistisch. Weil auch größere Verwerter dazukommen wird der Bedarf pro Kessel wohl auf 8 t/J steigen - das wären dann 600.000 t Jahresbedarf in Österreich. Das ergibt für 2010 einen Gesamtbedarf von über 800.000 t/J. In Deutschland wird man 2015 minimal bei einem Bedarf von 3,5 Mio. t/J und maximal bei 5 Mio. t/J liegen (sh. Holzkurier Heft 4, S. 10).

Achse der Pellet. In Zentraleuropa gibt es die Achse Deutschland, Schweiz (+5000 Kessel 2005), Österreich und Italien, in der Pellets spätestens seit 2005 einen Boom erleben, während die benachbarten Staaten praktisch noch keinen Bedarf haben. „Frankreich ist ein schlafender Riese”, meint Rakos.

Importabhängiges Italien. Die Versorgung Italiens wird möglicherweise ein Problem: Selber hat man keine großen Produzenten und der Heizöl-Preis ist mit 1 €/l schon sehr hoch.
Da in Italien überwiegend kleinere Pelletsöfen installiert sind, kann man von einem Bedarf von 1,5 t/J pro Ofen ausgehen. Das ergab bei rund 100.000 neuen Öfen 2005 einen Mehr-Verbrauch von 150.000 t. 2003 lag der Bedarf noch bei 177.000 t und die italienische Produktion bei 158.000 t.
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Die Entwicklung des Kesselstandes in Österreich – 1997 bis 2006 © Holzkurier

Rohstoff-Frage. Stellte sich bis zum Sommer des Vorjahres alleine die Frage, wohin mit den produzierten Pellets, hat man ab sofort wohl eine neue Kernfrage: Woher kommt das Rohmaterial? Rakos erkennt daher die Notwendigkeit eines weiter moderat steigenden Pelletspreises, weil auch das Rohmaterial im harten Wettbewerb teurer werde. „Wir haben einen äußerst kompetiven Wettbewerb sowohl im Ein- als auch Verkauf”, weiß er.
Kernthemen der Zukunft werden auch eine vermehrte Lagerhaltung der Hersteller sowie insbesondere eine höhere Flexibilität bei der Produktion sein. „Wenn der Bedarf hoch ist, verwendet man eben Hackgut und lassen es vor der Pelletierung durch die Hammermühle”, erläutert Rakos. „Das machen ja einzelne schon jetzt.”
Größere Anlagen können auch Pellets aus Hackgut mit Rinde und Durchforstungsholz verbrennen. „Der Preis bei Pellets ist bald dort, dass wir Hackgut verwenden können”, meint Rakos. Die Mehrkosten der Produktion aus Hackgut liegen bei etwa 30 €/t im Vergleich zu Sägemehl.

Alternative Hackgut. Es gibt für die Pelletshersteller also möglicherweise bald die Alternative Hackgut. Damit entsteht ein Rohstoffwettbewerb, unter anderem mit den Ökostrom-Anlagen.
„Die Ökostrom-Anlagen sind eine problematische Entwicklung, weil dort mit einem Wirkungsgrad von 30% das verbrannt wird, was wir mit 80% nutzen. Wir verwerten wertvollen Rohstoff effizienter.”
Mittelfristig hält er es für wahrscheinlich, dass auch kurzumtriebige Baumarten und landwirtschaftliche Reststoffe für die Pelletierung verwendet werden. Eine erste Anlage, die ausschließlich Waldhackgut pelletiert, wird in der Schweiz heuer in Betrieb gehen.

Welthandel hilft. Noch mehr Ausgleichspotenzial ortet Rakos aber durch den internationalen Pelletshandel, der Österreich oder auch die derzeitigen Exportmärkte mit Ware versorgen könnte - Italien etwa per 60.000 t-Schiffen, wie schon geschehen.
Eine Pufferfunktion in der Versorgung kommt auch Kraftwerken zu. Bis zu einem Pelletspreis von 150 €/t buhlen einstige Kohlekraftwerke um den Rohstoff. Darüber erhält der private Verbraucher die Pellet und die Kraftwerke steigen auf Kohle um.

Kaufkräftige Wärmeproduzenten. „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Wärmemarkt zahlungskräftiger ist als der Strommarkt”, erläutert Rakos.
Die Pellet-Kesselproduktion hält er für keinen limitierenden Faktor: „Die Hersteller tätigen derzeit Millionen-Investitionen.” Noch zeigt die 2005er-Inventur der installierten Anlagen in Österreich: Öl zu Pellets mit 900.000 zu knapp 40.000.