Geld macht kein Holz

Ein Artikel von Gerd Ebner | 23.07.2013 - 11:15
Kaum eine Thematik beschäftigt die bayerischen und österreichischen Säger so sehr wie die Rundholzversorgung. Die gute Konjunktur der 1990er- und 2000er-Jahre in Kombination mit regelmäßigen Sturmholz-anfällen ließ die Sägewerkskapazität anschnellen – mit den bekannten Folgen. Jetzt ist das Rundholz knapp und entsprechend Angebot und Nachfrage auch teurer, als über viele Jahre gewohnt.

Starker Einschlagsrückgang in Bayern

Doch einigermaßen überraschend ist eine genauere Analyse des Rundholzaufkommens nach Waldbesitzarten in Bayern und Österreich. Im bayerischen Privatwald sank das Angebot von 2006 – 8 Mio. fm (Fi, Ta, Dou) – auf weniger als 3 Mio. fm im Vorjahr. Mit Ausnahme einer kleinen Zunahme 2010 wurde es beständig weniger.
Vergleichsweise konstant ist hingegen das Angebot der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) für diese Periode: 2006 war ein Käferjahr mit fast 3,1 Mio. fm Erntevolumen. 2007 und 2008 beeinflussten die Stürme das Aufkommen: jeweils 3,3 Mio. fm/J. Seither bewegt sich der Einschlag bei rund 2,6 Mio. fm/J.
Die Stürme Kyrill, Paula und Emma waren auch für ein Mehraufkommen 2007 und 2008 in Österreich verantwortlich. In der Folge erreicht der Kleinprivatwald 2008 mit 5,1 Mio. fm seinen Höhepunkt. Dann kam FHP … deren Mobilisierung ist wohl der Anstieg 2010 und 2011 geschuldet.

Rückgang 2012

Ernüchternd war das Vorjahr. Trotz aller Anstrengungen der Interessenvertretungen und einem Rundholzpreis auf Höchstniveau gab der Rundholzstrom aus dem Kleinprivatwald nach.
Die Bundesforste-Mengen reduzierten sich nach den Kalamitäten sukzessive und lagen 2012 nur noch bei knapp 680.000 fm (Fi, Ta-Sägerundholz, \>20 cm MDM).
Markant ist die gegenläufige Entwicklung von Rundholzaufkommen und Preis in den Jahren 2006 bis 2012. Wenn man die Kalamitätsjahre 2006 (Käferholz), 2007 und 2008 (Sturmholz) außer Acht lässt, sieht man im Privatwald sinkende Mengen bei steigenden Preisen. „Der Preis ist wurscht“, heißt es in Österreich. „Niemand wartet auf 110 €/fm – das macht das Kraut auch nicht mehr fett“, ist die bayerische Einschätzung.
Die österreichische Seite nimmt für sich in Anspruch, auch durch die FHP-Bemühungen ein stärkeres Absinken der Holzmengen verhindert zu haben. „Sonst hätten wir wohl bayerische Verhältnisse“, heißt es in Anspielung auf den Rückgang auf nur noch ein Drittel der Angebotsmenge binnen sechs Jahren.
Martin Höbarth, Abteilungsleiter Forst- und Holzwirtschaft Landwirtschaftskammer Österreich, hält weiters die Beratungs- und Informationsleistung des Waldverbandes für den entscheidenden Unterschied. „Dass wir schnell reagieren können, beweist 2009. Damals wurde weniger benötigt. Daher hat der Kleinwald das Mengenangebot marktkonform reduziert.“
Trotz des witterungsbedingt sehr schwierigen Jahresstarts mit deutlichen Angebotsrücknahmen ist Höbarth zuversichtlich, dass 2013 zumindest die Vorjahresmenge auf den Markt kommen werde. „Ich erwarte einen starken Herbst.“ Ab Ende August sieht er verstärkte Kleinwaldernte voraus.

„Wåld hob i a“

Und Bayern? Hat Österreich rund 170.000 landwirtschaftliche Betriebe mit Landwirtschaft, so sind es in Bayern über 700.000 Waldbesitzer – 550.000 Einzelpersonen besitzen dort Wald. Gigantische 500.000 Flächen sind kleiner 3 ha, die durchschnittliche Waldfläche liegt bei nur 2,8 ha. Entsprechend wenig trägt der Wald zum Betriebseinkommen kommen, entsprechend häufiger werden die Euro aus dem Wald übersehen. „Das ist sehr gefährlich, weil Naturschützer schon argumentieren: Warum seid´s gegen Stilllegungen, ihr nutzt eh nix?“, warnt Hans Baur, Geschäftsführer Bayerischer Waldbesitzerverband.
Dass die Bedeutung des Waldes zunimmt, beweist die starke Nachfrage nach Waldflächen. In Bayern resultiert dies in einem Anstieg der Waldbodenpreise um ein Drittel seit 2006. „Clevere Kampagnen werden auch bei uns das Holz aus dem Wald bringen“, glaubt Baur.
Laut Baur gab es jetzt über einen längeren Zeitraum im Wald eine Verzinsung von 2 %. „Auf der Bank bekommt jeder maximal 1 %. Da bleibt das Holz vielfach im Wald stehen“, so ein Argument, das Baur oft hört. Die veralterte waldbauliche Vorgabe, dass ein hoher Vorrat gut sei, wären in Bayern noch weitverbreitet.
„Es gab aber auch Situationen, wo die Säger bewusst bremsten und das Holz nicht von den Waldstraßen bekamen“, erinnert sich Baur.GE