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Forstschutzgrundrisiko auf Ebene der Bezirksforstinspektionen © BFW

Gelbe Karte für Forstschutz-Risiko

Ein Artikel von Dr. Christian Tomiczek, Christof Schweiger, beide BFW | 13.08.2012 - 18:01
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Forstschutzgrundrisiko auf Ebene der Bezirksforstinspektionen © BFW

Langzeitdatenreihen zeigen, dass die „Risiken für Forstschutz-Probleme“ österreichweit unterschiedlich zu beurteilen sind. Einzelne Regionen werden häufiger und in größerem Umfang von Schadensereignissen getroffen und weisen somit ein höheres „Forstschutz-Grundrisiko“ auf als andere. Wesentliche Einflussfaktoren sind die Naturnähe der Waldbestände, der Erschließungsgrad, der Schutzwaldanteil, die Waldbesitzstruktur, die Personalausstattung in den Forstbetrieben und den Bezirksforstinspektionen (BFI), der Jahresniederschlag sowie unterschiedliche rechtliche Bestimmungen.
Werden Forstschutz-Probleme zu spät erkannt oder wird deren Entwicklung falsch eingeschätzt, entstehen hohe Folgekosten. Kennt man das Forstschutz-Grundrisiko, können Schritte zu dessen Reduktion gesetzt werden. Diese umfassen Maßnahmen im Wald selbst (Bestandesumbau, Aufschließung) und die Einführung neuer Beobachtungs- und Informationssysteme.

Forstschutz-Grundrisiko

Die Arbeitsgruppe (BFW, LWF und Bundesländer) hat gemeinsam die Einflussfaktoren auf das Forstschutz-Risiko definiert und gewichtet. Vorläufig ist die kleinste zu beurteilende Einheit die Waldfläche der BFI.
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Forstschutz-Problems ist und welches Ausmaß das Problem erreichen kann, ist regional unterschiedlich. Naturnahe Wälder scheinen ein geringeres Forstschutz-Risiko zu haben als naturferne, sekundäre Waldbestände. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Niederschlag, wie uns Trockenjahre deutlich vor Augen führen. Die Waldbesitzstruktur, der Aufschließungsgrad, der Schutzwaldanteil sowie rechtliche Gegebenheiten (Beispiel Natura 2000, Nationalparkflächen) und natürlich die Personalausstattung in Betrieben und BFI sind von hoher Bedeutung, um ein Forstschutz-Problem rechtzeitig zu erkennen und rasch genug eingreifen zu können.

Fünf Risikostufen

Die Einflussfaktoren werden in fünf Risikostufen eingeteilt und anschließend nach einem Punktesystem dynamisch bewertet. Beispiel: Eine gute Erschließung bedeutet ein „sehr geringes Risiko“, eine schlechte Erschließung ein „sehr hohes“. Die unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen und deren Einfluss auf die Gesamtpunktezahl werden noch bewertet, die Erhebungen dazu sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Das Forstschutz-Grundrisiko der jeweiligen BFI wird aus der Punktesumme errechnet. Weniger als 35 Punkte bedeuten ein „sehr geringes Forstschutz-Grundrisiko“, 66 und mehr Punkte ein „sehr hohes Forstschutz-Grundrisiko“. Beispiel: Das Forstschutz-Grundrisiko der BFI Spittal an der Drau wird als „sehr hoch“ eingestuft: Sie weist einen hohen Anteil an naturfremden Beständen und Schutzwald auf, hat eine schlechte Waldbesitzerstruktur sowie eine große Waldfläche ohne Forstpersonal.
Auch die geringe Ausstattung mit Forstpersonal in der BFI selbst und die mittelmäßige Erschließung waren Gründe dafür, dass diese BFI im Gesamtranking schlecht abschnitt. In sechs BFI (Wien Umgebung, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Salzburg Umgebung, Feldkirch und Wien) gilt das Forstschutz-Grundrisiko als „sehr gering“. Erwartungsgemäß liegt die Mehrheit im Bereich „Mittleres Risiko“.

Einflussmöglichkeiten

Um das Forstschutz-Grundrisiko zu senken, bleiben natürlich nicht viele Möglichkeiten. Die Waldbesitzstruktur wird sich genauso wenig beeinflussen lassen wie der Schutzwaldanteil, das Klima oder der Anteil von Waldflächen mit rechtlichen Einschränkungen. Allerdings ließe sich das Forstschutz-Grundrisiko durch Waldbestände mit einer größeren Naturnähe, einem höheren Erschließungsgrad oder mehr Forstpersonal in den Betrieben und bei Behörden grundsätzlich vermindern.Nachdem nun das Forstschutz-Grundrisiko je BFI errechnet wurde, soll in einem nächsten Schritt das Forstschutz-Risiko für die wichtigsten fünf bis zehn Schadfaktoren (Sturm, Schnee, Borkenkäfer, Eschentriebsterben, Eichenschädlinge, Kiefernschädlinge, Wild) abgeleitet werden. Hier werden zusätzliche Einflussfaktoren, wie etwa Altersklassen- und Baumartenverteilung, Geländeneigung, durchschnittliche Schadholzmengen der Vorjahre, zur Beurteilung des Schadensrisikos herangezogen werden.
In weiterer Folge wird von den Experten eine Empfehlung heraus­gegeben, wie die Entwicklung eines Schadfaktors beobachtet und beurteilt werden kann. Wird eine Schadschwelle überschritten, müssen die Beobachtungshäufigkeit und die Dichte erhöht und im Bedarfsfall Gegenmaßnahmen zur Eindämmung des Problems ergriffen werden.

Waldläufermodell

Das dafür notwendige Monitoring sollte auf Bezirksebene erfolgen. Dies könnte durch eigenes BFI-Personal, aber auch über ein „Waldläufermodell“ durchgeführt werden. Die Festlegung von „Forstschutz-Benchmarks“ soll in einem weiteren Schritt als Richtlinie dienen, wie das Forstschutz-Risiko in Zukunft – trotz Klimawandels und Personalpro­blemen – möglichst gering gehalten werden kann.