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Mit Engagement von Josef Essl, Han ­Rechner und Johann Blinzer (v. li.) konnte die ­berufsbegleitende Werkmeisterschule ins Leben gerufen werden © Birgit Fingerlos

Führungskräfte von morgen

Ein Artikel von Birgit Fingerlos aus Kuchl | 04.01.2016 - 11:04
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Studenten des ersten Semesters der Werkmeisterschule am HTK mit Lehrkräften © HTK Kuchl

„Mir ist es wichtig, dass ich am Arbeitsmarkt attraktiv bin. Ich möchte mir meinen Arbeitsplatz sichern und Aufstiegschancen ermöglichen. Ich war schon lange auf der Suche nach einer zu meinem Beruf passenden Weiterbildungsmöglichkeit. Mit der Ausbildung zum Werkmeister habe ich das Richtige für mich gefunden“, erklärt Franz Christian Scharf, Jahrgangssprecher des ersten Semesters der Werkmeisterschule am Holztechnikum Kuchl. Tischler, Zimmerer, Holz- und Sägetechniker, Fertigteilhausbauer, Tischlereitechniker, Holztechniker – also all jene aus der Holzbranche, die einen Lehr- oder Fachschulabschluss haben, können an dieser berufsbegleitenden Ausbildung teilnehmen. Die Werkmeisterschule wird seit diesem Schuljahr erstmals in Österreich angeboten. „Die Lehre ist damit attraktiver geworden, sie ist keine Einbahnstraße mehr. Wer engagiert ist, hat jetzt eine Möglichkeit, sich weiterzubilden“, argumentiert Lehrgangsleiter Johann Blinzer. Aber nicht nur für die Absolventen der Lehre und Berufsschule, vor allem auch für die Unternehmen ist die Werkmeisterschule interessant. „Die heimischen Industriebetriebe sind ständig auf der Suche nach guten Führungskräften. Die künftigen Werkmeister können Verantwortung übernehmen. Sie sind die idealen Kandidaten, wenn es darum geht, eine Stelle, beispielsweise als Schnittholzplatzleiter oder Schichtleiter, zu besetzen“, verdeutlicht Blinzer.

Von Burgenland bis Niederösterreich

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Mit Engagement von Josef Essl, Han ­Rechner und Johann Blinzer (v. li.) konnte die ­berufsbegleitende Werkmeisterschule ins Leben gerufen werden © Birgit Fingerlos

Das Unterrichtskonzept wurde am Holztechnikum Kuchl in enger Zusammenarbeit mit der Praxis entwickelt. „Wir wollen Unternehmen und deren Mitarbeiter für diese Weiterbildungsmöglichkeit begeistern. Wir haben es geschafft, dass die Werkmeisterschule berufsbegleitend möglich ist – egal, ob man in Vorarlberg oder Niederösterreich zu Hause ist“, veranschaulicht Studienkoordinator Josef Essl. Die Werkmeisterschule dauert zwei Jahre. Es sind verpflichtend 1040 Unterrichtsstunden zu absolvieren. Die Ausbildung erfolgt nach dem System des „blended learnings“: Zu Beginn des Semesters gibt es einen viertägigen Einführungsblock. Während des Semesters werden maximal sechs Präsenztermine, jeweils Freitag und Samstag, abgehalten. 40 bis 50 % des Stundenausmaßes erfolgen mittels Fernlernens zu Hause. Dabei ist mit einem wöchentlichen Aufwand von sieben bis acht Stunden zu rechnen. „Wir sind alle berufstätig. Die Fernlernstunden muss man sich gut einteilen. Wir werden aber von den Lehrern wirklich gut betreut“, bestätigt der Jahrgangssprecher.

Praxisnaher Unterricht

Das Fernlernen wird durch geeignete Medien und Plattformen, etwa einen eigenen Chatroom, unterstützt. Die Aufgaben in diesen Individualphasen werden möglichst praxisnahe gestellt. „Die Werkmeisterschüler müssen zum Beispiel die Arbeitsvorbereitung bei deren Arbeitgebern analysieren. In der Präsenzphase bekommen sie Input, woraufhin sie Verbesserungsvorschläge erarbeiten können. Wenn die Unternehmen davon profitieren, wissen wir, dass unser Konzept greift“, verdeutlicht Essl. „Meine Arbeitskollegen kriegen das natürlich mit. Es gibt schon einige, die sich kommendes Jahr für die Werkmeisterschule anmelden möchten“, beobachtet Scharf, der bei Stora Enso in Bad St. Leonhard beschäftigt ist.
Für die Kompetenzerweiterung werden fünf Vertiefungsfächer angeboten: Säge- und Holzbearbeitungstechnik, Möbel- und Innenausbau, Holzbau, Holzwerkstoffe sowie Produkt- und Materialprüfung. Die Ausbildung schließt mit einer Werkmeisterarbeit und einer kommissionellen Prüfung ab. Als Schulbeitrag sind 1300 € pro Semester zu bezahlen. „Es gibt je nach Bundesland unterschiedliche Fördermöglichkeiten“, erläutert Essl.

Servicestelle für Unternehmen

Dienstleistung und Erwachsenenbildung werden am Holztechnikum Kuchl stetig ausgebaut. „Wir möchten die Holzwirtschaft als Servicestelle unterstützen“, verdeutlicht Blinzer. Das Angebot umfasst neben der neuen Werkmeisterschule unter anderem auch Kurse und Seminarreihen. Ab Januar wird mit „Warenkunde für Holzkaufleute“ eine weitere Seminarreihe angeboten.
Am 16. Januar gibt es am Holztechnikum Kuchl ein Tag der offenen Tür. „Von 11 bis 13 Uhr findet auch eine Infoveranstaltung für die Werkmeisterausbildung statt“, kündigt Johanna Kanzian, ­zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, an.