Fragile Stabilität nah und fern

Ein Artikel von Gerd Ebner | 06.09.2016 - 16:42
Eine minimale Steigerung der europäischen Nadelschnittholz-Produktion um 0,1 % auf 81,4 Mio. m3 sagte Sampsa Auvinen, Präsident Europäische Sägewerksvereinigung (EOS), am 2. September am Holztag in Klagenfurt für 2016 voraus. Treiber der Produktionserholung ist Deutschland mit einer 5 %igen Zunahme um 1 Mio. m3 auf 21,5 Mio. m3. Schlüsselländer, wie Schweden (18 Mio. m3), Finnland (10,5 Mio. m3), aber auch Österreich (9 Mio. m3), produzieren konstant. Rumänien dürfte aufgrund der Versorgungsschwierigkeiten heuer um fast 20 % weniger erzeugen (3,4 Mio. m3), analysierte Auvinen am Holztag.
Eine gesicherte Rundholzversorgung ist in Europa angesichts sich erholender Bauzahlen essenziell. Auvinen verwies auf eine Aufwärtsbewegung nach dem Bautief mit 1,4 Millionen Einheiten auf heuer wieder deutlich über 1,5 Millionen Einheiten in Europa. 2017 und 2018 sollten noch besser werden. Der Sanierungssektor bleibe unverändert.

Bedarfstief hinter uns

„Der Bedarfstiefpunkt ist in Europa durchschritten“, prophezeite Auvinen: „Der Bedarf wird langsam wieder steigen – wenn auch sehr langsam. Erst im Vorjahr wurde in Europa die Nachfrage von 2010 erreicht. Heuer wird dieser Wert erstmals wieder übertroffen. Das ist auf einem Kontinent, der zwar 33 % der Weltproduktion, aber nur 26 % der Weltnachfrage repräsentiert, wichtig. Trotzdem bleibt vieles unsicher. Ich verweise nur auf den Brexit.“
Die Levante ist laut Auvinen „von vitaler Bedeutung für die europäische Sägeindustrie“. Die Skandinavier waren heuer von der Abwertung des Ägyptischen Pfunds massiv betroffen. Langfristig dürfte die Levante zulegen, da die junge Bevölkerung Wohnungen benötigt. Umgekehrt wird Japan langfristig wohl weniger importieren, weil die Bevölkerung langsam veraltet. 2016 ist für Österreich und Skandinavien aber ein sehr gutes Absatzjahr in Japan. Der Bedarf könnte zum Jahresende seinen Höhepunkt erreichen, so Auvinen.

Finnischer Exportboom nach China

Geradezu explodieren dürften die russischen (+40 %) und finnischen (+90 %) Nadelschnittholz-Exporte nach China. Die finnische Weißholz-Ware findet ihre Haupt-verwendung in chinesischen Kindermöbeln. „Mit dem Ende der 1-Kind-Politik scheint der Absatz in Zukunft nicht kleiner zu werden“, sagte Auvinen voraus. Die russischen Exporterfolge brachten aber die Rotholz-Preise unter Druck.“ In den USA sieht der EOS-Präsident mit der Annäherung an 1,5 Millionen Hausbaubeginne das Ende der nordamerikanischen Selbstversorgung bald gekommen: „Dann erhalten wir wieder bessere Liefermöglichkeiten.“
Von 2014 auf 2015 wiesen die börsennotierten skandinavischen Holzindustrien eine EBITA-Verbesserung um 1,3 % aus: „Von 4,2 % auf 5,5 %. 2016 sollte nicht schlechter werden: Derzeit sinken die Lager und die Preise – und die Exportorders steigen.“

Resümee von Sampsa Auvinen (EOS-Präsident)

    Mit dem Brexit ist die politische Unsicherheit in Europa zurück. Der europäische Nadelschnittholzbedarf wird steigen - wenn auch langsam. Der Übersee-Absatz wird für europäische Säger immer wichtiger. Die Währungsveränderungen beeinflussen den Absatz derzeit massiv. Die wirtschaftliche Situation der europäischen Säger hat sich 2016 verbessert – ist in einigen Teilen Europas aber unbefriedigend. Eine moderate Produktionserhöhung erlaubte der Industrie allgemein eine bessere Performance.

Italienkompensation verlangt Lob

Lob kam vom Handel an die Produzenten – Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, sieht es als große Leistung an, dass die Säger die Halbierung des italienischen Hauptmarktes anderswo kompensieren konnten.

Gute Nachfrage im Inland

Heuer hilft auch das Inland. Die österreichischen Platzholzhändler seien mit ihren Geschäften zufrieden, so Torgersen. Der große Nachbar Deutschland ist die europäische Konjunkturlokomotive. Hinzu kommen starke Wachstumsraten in Osteuropa.
Keine Absatzimpulse versendet die Levante. „Seit einem starken I. Quartal herrscht Flaute“, analysierte Torgersen. „Es bleibt die Hoffnung, dass das Schlussquartal stärker wird.“ Japan ist ein Wachstumsmarkt für die Europäer. Und in Amerika sind die Bauzahlen so hoch, dass die Eigenversorgungsmöglichkeit bald erschöpft sein wird. „Mit Chancen für Europa“, schloss Torgersen. Mit einer Einschränkung: „Der Rundholzpreis muss passen.“ //

Holztag 2016 in Klagenfurt

Die Traditionsveranstaltung wird vom Fachverband der Holzindustrie organisiert. Rund 300 Besucher kamen, um unter anderen die Aussichten für den Herbst und das kommende Jahr zu diskutieren. Eine ausführliche Zusammenfassung des Hauptreferates von Sägervorsitzendem Herbert Jöbstl folgt morgen auf Timber-Online.