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"Vor allem die Ungeduld der Bauherren spielt dem Holzfertigbau in die Hände. Als schlagendes Argument kann die kurze Bauzeit gelten."Roland Suter, Präsident des ÖFV und Geschäftsführer Hartl Haus © ÖFV

Fix und fertig

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 01.04.2015 - 17:52
Beinahe jedes dritte in Österreich neu errichtete Ein- und Zweifamilienhaus ist ein Fertighaus. Auch in Deutschland boomt das Marktsegment geradezu, obwohl der Marktanteil im Nachbarland derzeit auch noch etwas niedriger liegt (2014: 16% lt. Bundesverband Deutscher Fertigbau). Auf der Suche nach Erklärungen für diese Entwicklungen und um Hintergründen und Trends in der Fertigteilhausbranche auf die Schliche zu kommen, bat der Holzkurier den Präsidenten des Österreichischen Fertighausverbandes (ÖFV), Direktor Roland Suter, zum Interview.
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"Vor allem die Ungeduld der Bauherren spielt dem Holzfertigbau in die Hände. Als schlagendes Argument kann die kurze Bauzeit gelten."Roland Suter, Präsident des ÖFV und Geschäftsführer Hartl Haus © ÖFV

Holzkurier: Der Marktanteil der Fertighäuser liegt in Österreich derzeit bei etwa 30 %. Inwiefern ist dieser Wert ausbaufähig?
Roland Suter: Realistisch gesehen, sind in den nächsten zehn Jahren 40% denkbar. Den Aufschwung im Fertighaussegment, der derzeit in Deutschland vonstattengeht, spüren wir schon jetzt deutlich im Export. Dies stimmt uns zusätzlich positiv.

Was erwarten die Bauherren heute von einem Fertighaus?
Unsere Zielgruppe ist finanziell abgesichert, nicht spekulativ veranlagt und sucht nach einer unkomplizierten Abwicklung. Am liebsten ist es unseren Kunden, wenn alles aus einer Hand kommt. Im ländlichen Bereich machen wir zusätzlich gute Erfahrungen mit Eigenleistungen.

Glauben Sie, dass die Holzbauweise dabei das entscheidende Kaufargument ist?
Zu 100%. Vor allem die kurze Bauzeit spielt dabei eine Rolle. Ich habe das Gefühl, dass die Bauherren zunehmend ungeduldiger geworden sind. Eine Bauzeit von drei bis vier Monaten bis zum Einzug wird gerade noch akzeptiert. Dieses Bedürfnis kann mittels Holzbauweise natürlich bedient werden. Dabei spielt natürlich der hohe Vorfertigungsgrad, weg von der Baustelle ins Werk, eine große Rolle.

Inwiefern gab es diesbezüglich Innovationen in den vergangenen Jahren?
Bei neuen Produktionslinien fertigen wir alles Dankbare im Werk. Die Wetterunabhängigkeit verringert Kosten. Zudem sorgen wir damit für wenige teure Montagestunden auf der Baustelle. Die Endfertigung passiert immer vor Ort, das bleibt auch so und stellt ein Qualitätskriterium dar.

Schlagen sich diese Verbesserungen in Ihrer Preispolitik nieder?
In den vergangenen Jahren mussten wir deshalb nur geringe Preisaufschläge vornehmen, weil wir diese mit Fertigungsinnovationen kompensieren konnten.

Wie gehen die Österreichischen Fertighaushersteller mit den neun verschiedenen Bauordnungen um? Inwiefern stellen sich diese als Hindernisse dar?
Wir haben uns daran gewöhnt. Außerdem macht uns nun die OIB-Richtlinie das Leben leichter. Damit einhergehend, sind die zu erfüllenden Auflagen nach oben geschraubt worden, das darf man natürlich nicht vergessen.

Wie reagieren die Mitglieder des Österreichischen Fertighausverbandes auf aktuelle Entwicklungen in Bezug auf den Plus-Energie-Standard?
Bis 2020 müssen wir sowieso dort angekommen sein. Das Niedrigenergiehaus ist bei ÖFV-Fertigteilhäusern heute schon beinahe Standard (92%). Das Passivhaus hingegen ist kaum mehr gefragt. Systeme, wie Fotovoltaikanlagen und Wärmepumpen, dagegen immer mehr. Diesem Trend werden wir weiter folgen.

Am 24. und 25. April finden „Tage des Fertighauses“ in ganz Europa statt. Was ist da geplant?
Wir haben uns heuer erstmals entschieden, bei dieser Initiative mitzumachen. 13 der 17 Mitglieder des Fertighausverbandes haben beschlossen, ihre Pforten an diesen Tagen zu öffnen und Interessierte umfassend zu informieren. Fachvorträge, Beratungsgespräche und Werksführungen stehen bei den Unternehmen am Programm.