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Die Exzellentlamelle von Hasslacher: Die Decke ist aus Fichte, die Wand aus Eiche © Hasslacher

Fest verbunden auf einen Schlag

Ein Artikel von Günther Jauk (für Timber-Online bearbeitet) | 27.10.2016 - 08:00
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Die Exzellentlamelle von Hasslacher: Die Decke ist aus Fichte, die Wand aus Eiche © Hasslacher

Schrauben und Winkel sind die wichtigsten Verbindungsmittel, um Brettsperrholz-Elemente miteinander kraftschlüssig zu verbinden. Immer häufiger kommen auch Systemverbinder auf den Markt, die eine rasche und einfache Montage ermöglichen sollen – auch diese sind in den meisten Fällen aus Metall gefertigt. „Für eine Holzindus trie war es daher nur logisch, auch bei einem Verbindungsmittel komplett in Holz zu denken“, informiert Georg Jeitler, zuständig für Innovationen, Normung und Zertifizierung bei Hasslacher. Gemeinsam mit Schilcher Trading & Engineering wurde das patentierte System X-fix bis zur Marktreife entwickelt und steht jetzt jedem Holzbauer zur Verfügung. „Unser Slogan – from wood to wonders – gilt in diesem Zusammenhang in besonderer Weise“, weiß Jeitler.

X-fix für rasche und einfache Montage

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Der X-fix C Systemverbinder aus Sperrholz: Beim Einschlagen ziehen sich die BSP-Elemente formschlüssig zusammen. © Hasslacher

Die Grundidee für X-fix lieferte der Mölltaler Josef Schilcher: ein Systemverbinder für Brettsperrholz rein aus Holz in doppelschwalbenschwanzförmiger Ausführung. Das Konzept liegt dabei in der keilförmigen Teilung, die ein einfaches Einschlagen des Verbinders bei gleichzeitigem Zusammenziehen der zu verbindenden Brettsperrholz-Elemente ermöglicht. X-fix L ist speziell für L-, T- und Längsstöße von Brettsperrholz-Wänden konzipiert. Die schwalbenschwanzförmige und keilartig geteilte Kopplungsleiste weist eine Länge von 3 m auf. Die vorgefertigten Fräsungen der zu verbindenden Wände werden zueinander gestellt und ein Teil der Kopplungsleiste wird von oben eingeführt. Danach wird der zweite Teil nachgesteckt und noch rund 30 cm mit einem Hammer eingeschlagen. Fertig ist die Verbindung. Der Vorteil liegt nicht nur in der Geschwindigkeit, sondern auch darin, dass die X-fix L-Kopplungsleiste von der Innenseite des Gebäudes montiert werden kann, ein außen liegendes Gerüst ist dafür nicht erforderlich. X-fix C wurde für die schub- und zugfeste Verbindung von Brettsperrholz-Decken entwickelt. Auch dieser schwalbenschwanzförmige Holz-Holz-Verbinder weist eine Keilform auf und folgt somit demselben Grundprinzip: einlegen des ersten Teiles in die vorgefertigte Fräsung, einlegen des zweiten Teiles und fixieren durch Einschlagen mit einem Hammer. Ein geschickter Kranfahrer kann die Platten ausreichend genau ausrichten, sodass kein Balkenzug mehr nötig ist. Dies zeigte sich bei ausgeführten Projekten, denn der X-fix C zieht dank der Keilform auch großformatige Deckenplatten selbstständig zusammen.

Präziser Abbund erforderlich

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Der X-fix L-Systemverbinder sorgt für eine kraftschlüssige und nicht sichtbare Holz-Holz-Verbindung von Brettsperrholz-Wänden © Hasslacher

Diese Verbindungsart fordert besonders präzise abgebundene Teile. Seit dem Frühjahr 2016 läuft im Werk im Mölltal ein neue Abbundanlage, welche als Doppelendprofiler konzipiert wurde. „Großformatige Bauteile mit einer Breite von bis zu 3,20 m und einer Länge von bis zu 20 m können mit einer Präzision, wie man sie sonst nur vom Möbelbau kennt, abgebunden werden“, so Gerhard Göritzer, Geschäftsführer des Tochterunternehmens der Hasslacher Norica Timber Gruppe. Sechs Frässpindeln, welche um 180° schwenkbar und mit sechs automatischen Werkzeugwechslern ausgeführt sind, bearbeiten die Schmalseiten des Brettsperrholz-Elementes und fräsen unter anderem auch die schwalbenschwanzförmigen Aussparungen für X-fix L. Die Anlage ist zudem mit einem Portal ausgestattet, welches die Platte über eine 5-Achs-Spindel von oben in der Fläche bearbeitet. Damit ist die Anlage ideal für das Einfräsen der Aussparung für X-fix C geeignet. „Mit der Inbetriebnahme der neuen Bearbeitungslinie werden nicht nur neue Abbundkapazitäten geschaffen. Wir setzen damit neue Maßstäbe in Präzision und Genauigkeit“, ergänzt Betriebsleiter Andreas Weichsler.

Drum prüfe, was sich ewig bindet

Die mechanischen Eigenschaften wurden am Kompetenzzentrum der Technischen Universität Graz untersucht und die Schub- und Zugkenngrößen sowie der Verschiebungsmodul Kser festgelegt. „Ich war überrascht von der Tragfähigkeit, Steifigkeit und Einfachheit der Montage des Deckenverbinders X-fix C“, erklärt Manfred Augustin, Geschäftsführer der holz.bau forschungs gmbh.

Ideal in Kombination mit Sichtoberflächen

X-fix fand bereits mehrfach Anwendung in Kombination mit Sichtoberflächen, insbesondere mit der von Hasslacher entwickelten und patentierten Exzellentoberfläche. Die innen liegende Kopplungsleiste X-fix L ist nach dem Einbringen nicht mehr sichtbar und daher auch bei beidseitigen Sichtoberflächen anwendbar. „Die Exzellentoberfläche ist am Markt eingeführt und erfreut sich bei Kunden und Anwendern großer Beliebtheit“, berichtet Göritzer. Die dreischichtige Exzellentlamelle ist aus einer Deckschicht, einer Sperrschicht und einer Füllschicht aufgebaut – quasi ein eigenes kleines Brettsperrholz-Element. Fugen- und Rissbildung treten aufgrund der nur wenig Millimeter dünnen Deckschicht und der darunter angeordneten Sperrschicht laut Jeitler „ausgesprochen dezimiert oder gar nicht auf“. Mithilfe der Exzellentlamelle ist es möglich, verschiedene Holzarten kostengünstig einzusetzen: Fichte, Tanne, Lärche, Zirbe, aber auch Laubholzarten, wie Birke und Eiche, sind im Programm.

Momentan arbeitet Hasslacher an weiteren Veredelungsschritten. Konkreteres möchte das Unternehmen derzeit allerdings noch nicht bekannt geben. Man darf also gespannt sein, welche Innovationen der Kärntner Brettsperrholz-Spezialist in Zukunft auf den Markt bringen wird.