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Mit der Dampfturbine MARC2 wird MAN Diesel & Turbo SE für die Umsetzung der gewonnenen Energie in Strom sorgen. © Ingra

Fernwärme aus Waldhackgut

Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 13.08.2014 - 14:41
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Mehr als 20 m hoch ist der Kessel - er erzeugt den Heißdampf für die Strom- und Wärmeproduktion © Christoph Zeppetzauer

Ein 11 km langes Fernwärmenetz versorgt Steyr und seine Umgebung mit Energie. Unternehmen wie BMW oder MAN heizen so ihre Produktionen in der oberösterreichischen Stahlstadt. 36 Mio. € betrug das Investitionsvolumen, wobei die Errichtung in nicht einmal einem Jahr vollzogen wurde (s. Link).
250.000 srm/J Waldhackgut aus einem Umkreis von etwa 40 km werden für den Betrieb genutzt. Das entspricht etwa 3% des oberösterreichischen Holzzuwachses, womit in Steyr seinerseits etwa 3% der oberösterreichischen Bevölkerung versorgt werden können. Das Waldrestholz füllt drei große Hackschnitzelboxen und wird anschließend als Brennstoff in den Kessel gespeist. Von da an ist ausgefeilte Technik am Werk, um möglichst viel Energie aus dem Rohstoff zu gewinnen. 30.000 t CO2/J spart die Anlage durch die Nutzung erneuerbarer Energien ein.

Energie mit 106 bar

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Die Gleichenfeier der Anlage Ramingdorf fand mit großem medialen Interesse im April statt. © Ingra

Der Turbosatz MARC 2 von MAN Diesel & Turbo SE wandelt die vom Kessel gelieferte Wärme in Strom um. Träger der Wärme sind 30 t/h Frischdampf, der eine Temperatur von bis zu 540° C hat und unter einem Druck von 106 bar steht. Bei der Lieferantenwahl für Kessel und Dampfturbine war die Entscheidung schnell gefällt.
„Wir haben nicht lange überlegt, was die Ausrüstung des Kraftwerkes betrifft und uns für das Optimum entschieden, das der Markt hergibt“, erklärt Betriebsleiter Peter Eisner. Ihm ist MAN schon länger als führender Hersteller in diesem Feld bekannt. Erfahrung mit derart großen Projekten konnte das Unternehmen auch aufweisen. Zwei hatte man bereits zusammen mit der EVN realisiert. „Die Biomassekraftwerke Mödling und Baden stammen ebenfalls aus unserer Planung“, informiert die Geschäftsführung von Ingra Energie- und Umwelttechnik, Ansprechpartner für MAN Diesel & Turbo in Österreich.

Der Verfügbarkeit verpflichtet

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Das Herz der Stromproduktion: MAN Diesel & Turbo SE lieferte neben dem Generator (rot)? © Christoph Zeppetzauer

Die Anlage hatte von Anfang an viel zu leisten. Die hohe Bestandskundenzahl bei Inbetriebnahme verpflichtete zu Verlässlichkeit. Mit einer adäquaten Auslastung haben die Maschinen ihre Betreiber sowie die Verbraucher bisher nicht im Stich gelassen. Hilfreich dabei ist der angeschlossene Fernwärmepuffer mit einem Volumen von 254 m³, der Erzeugungsspitzen aufnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt abgeben kann. Der Verfügbarkeit kommt auch der Zeitpunkt für die erste Wartung der Turbinenanlage. Sie ist als kleine Revision erst nach 25.000 Betriebsstunden (rund drei Jahren) vorgesehen.
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Mit der Dampfturbine MARC2 wird MAN Diesel & Turbo SE für die Umsetzung der gewonnenen Energie in Strom sorgen. © Ingra

Zusätzlich überzeugen die autarke Turbinenregelung und -steuerung. Sie sind im Turbinenhaus untergebracht und sorgen einerseits für eine genaue Dokumentation der Energieproduktion. Außerdem ermöglichen sie, dass der Betrieb auch ohne ständige Beaufsichtigung vor Ort reibungslos abläuft. 72 Stunden darf laut Gesetzgeber der Betrieb ohne Beaufsichtigung geführt werden – laufen würde die Turbine selbstverständlich wesentlich länger. Am Wochenende kann der Aufsichthabende mittels Fernwartung in Steyr die Produktion beobachten und Einfluss auf die Prozesse nehmen. Ein echtes Plus für die Benutzerfreundlichkeit.