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Siegfried Rinner, Direktor des Südtiroler Bauernbundes, Josef Schmiedhofer, Präsident des Südtiroler Forstvereins, und Helga Pülzl, Universität für Bodenkultur Wien, referierten über die Forstpolitik in Südtirol und Europa © Südtrioler Forstverein

Europa und der Wald

Ein Artikel von Kurt Gadenz | 31.12.2015 - 07:35
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Siegfried Rinner, Direktor des Südtiroler Bauernbundes, Josef Schmiedhofer, Präsident des Südtiroler Forstvereins, und Helga Pülzl, Universität für Bodenkultur Wien, referierten über die Forstpolitik in Südtirol und Europa © Südtrioler Forstverein

Die nachhaltige Waldbewirtschaftung habe keine internationale Definition, erinnerte Dr. Helga Pülzl von der Universität für Bodenkultur Wien. Im pan-europäischen Kontext hingegen haben sich die Forstminister bereits 1993 auf eine Definition nachhaltiger Waldbewirtschaftung geeinigt und gehören daher zu den Vorreitern. Den Schritt von der Forst- zur Waldpolitik machte die EU.

Pülzl sieht in vielen anderen Politikfeldern der EU Bezugspunkte zur Waldwirtschaft. Auch die Ländliche Entwicklung mit Check 2016 wird am Thema Waldpolitik nicht vorbeikommen.

Bedenken gegen Waldpolitik

Eine international gültige, spezifisch rechtliche Kompetenz für Waldbewirtschaftung gibt es bis dato nicht. Pülzl sagte auch gleich, warum: 49% der für Europa wichtigen Wälder wachsen in Russland. Skandinavischer Wald sei klimatisch und vom Eigentümer her mit Mitteleuropa kaum vergleichbar und Südeuropas Wald schon vom Wachstum her eine andere Welt.

Wie auch im nationalstaatlichen Kontext gibt es viele Kompetenzen, die Einfluss auf die Waldpolitik nehmen. Bisher besteht keine Koordination der Politik, während Erwartungen und Ziele für Wälder in Europa immer mehr werden.

Seit den 1990er-Jahren treffen sich im pan-europäischen Raum die Forstminister, um Empfehlungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu verabschieden. Diesbezüglich wurden Beschlüsse zu einer großen Anzahl von relevanten Themen, wie Klima-wandel, biologischer Vielfalt, aber auch zu einer Vielzahl von sozioökonomischen Themen getroffen. Im Oktober haben sich die Minister erneut in Spanien getroffen, um weitere Maßnahmen in Bezug auf eine grüne Wirtschaft und den Waldschutz zu beschließen. Dabei wurde auch der jüngste europäische Waldzustandsbericht veröffentlicht.

Schlussfolgerungen

Zum nachhaltigen Schutz der europäischen Wälder müssen daher internationale Verhandlungen über ein rechtlich bindendes Abkommen geführt werden, meinte Pülzl.

Südtiroler Überlegungen

Landesrat Arnold Schuler sagte in seinem Referat zur forstpolitischen Ausrichtung, dass der Forstdienst nicht in den Staatsdienst eingegliedert werde. Dieser werde selbstständig bleiben und für die 23.000 Waldbesitzer die bestmögliche Leistung erbringen. Das sei auch für 25.000 Holzverarbeiter wichtig.

Um den Verbiss im Vinschgau zu verringern, müsse der Rotwildbestand um die Hälfte verringert werden. Zu Bären und Wölfen sagte Schuler, dass man rechtzeitig eine Regulierung planen müsse.
Südtirols Landesforstdirektor Dr. Paul Profanter erinnerte daran, dass der ländliche Raum von der städtischen Bevölkerung und vom Tourismus überrannt werde. Die gesellschaftliche Entwicklung zeige, dass die Probleme nicht mit Verboten lösbar seien, sondern mit intensiver Beratung und Überzeugung aller Beteiligten.

Die Wertschöpfung aus Holz sollte – in Zusammenarbeit mit dem Gewerbe – für Bau und Möbel möglichst im eigenen agrarischen Bereich verstärkt werden, sagte Bauernbunddirektor Dr. Siegfried Rinner. In der Wildstandsregulierung sei man noch nicht weitergekommen. Generell müsse der Rotwildbestand um 30% verringert werden. Zum Großwildproblem sei seiner Meinung nach ein wolffreier Alpenraum anzustreben und eine weitere Ausbreitung des Bärenbestandes einzudämmen.