Erneuter Rückgang in der BSH-Branche

Österreich bleibt größter BSH-Produzent Europas. Gegenüber 2013 sank die erzeugte Menge aber im Vorjahr um 8 % oder 121.000 m3. Das ist der zweite Rückgang ähnlichen Ausmaßes hintereinander. Im Vergleich zu 2012 schrumpfte Österreichs BSH-Branche um 15,6 %.

Der Grund dafür ist eine Kombination aus geringerer Auslastung und dem Wegfall mehrerer Hersteller. Stora Enso hat die Leimbinder-Fertigung in Sollenau im Vorjahr reduziert (wird im Laufe des Jahres aufgelassen). Stingl, Guttaring, fiel nach einer Insolvenz ebenso vom Markt. Die steirische Lieb Bau Weiz hörte im Vorjahr mit Verweis auf die verschlechterten Marktbedingungen ebenfalls auf, BSH selbst zu erzeugen.

Die Ursachen für die Minderproduktion zeigen sich auch in der Außenhandelsstatistik. Unter der Warennummer 44189010 (Lamellenholz, also BSH und BSP) wies die Statistik Austria von 2013 auf 2014 eine Abnahme um 7,2 % oder 88.800 m3 auf 1,145 Mio. m3 aus. Die größten Rückgänge gab es in Richtung Japan, wohin die BSH-Exporte um über ein Drittel auf 144.000 m3 schrumpften. Der traditionell wichtigste Exportpartner, Italien, nahm mit 596.000 m3 um 3,8 % weniger Brettschichtholz aus Österreich ab.

Die Lieferungen in Richtung Japan könnten noch weiter zurückgehen. Immerhin ist der Stora Enso-Standort Sollenau auf die Produktion von JAS-zertifizierten Beams für den fernöstlichen Markt spezialisiert. Das gilt auch für die beiden verbleibenden Werke des skandinavischen Konzerns, die allerdings Posts herstellen.

Solider Inlandsmarkt in Deutschland

Deutsche BSH-Hersteller verlassen sich wesentlich stärker auf ihre Inlandsnachfrage. Zahlen zum BSH-Bedarf werden statistisch nicht erfasst. Minimale Rückgänge der deutschen BSH-Produktion (–0,5 % auf 1,15 Mio. m3) und der österreichischen BSH-Exporte nach Deutschland (–1% auf 162.000 m3) lassen aber ein solides abgelaufenes Jahr vermuten. Die Baugenehmigungen boomen. Insbesondere größere Wohnbauten mit mehreren bis vielen Einheiten wachsen stark. Eine Folge: Die Investitionsneigung der BSH-Industrie ist in Deutschland aktuell sicher höher. Mehrere Großprojekte sind angekündigt oder in der Umsetzung. Die Holzwerke Ladenburger, Bopfingen, bauen ebenso eine Rotations-Kommissionspresse (von SMB Maschinenbau, Vöhringen) ein wie die Holzwerke Gebrüder Schneider, Eberhardzell. Diese Anlagen sollen den Spagat zwischen Hochleistung in industriellem Ausmaß und Kleinserienfertigung á la Losgröße 1 schaffen.

Weiters hat Binderholz nach der Übernahme von PHB, Burgbernheim, Investitionen und eine Ausweitung der BSH-Produktion um zumindest 20.000 m3/J angekündigt (s. Holzkurier Heft 32, S. 5).

Großteil bietet Kommissionen

Apropos Losgröße 1: Die Listen- oder kommissionsweise Fertigung ist längst Usus in der BSH-Branche. Über drei Viertel der (antwortenden) Betriebe meldeten, dass sie kommissionsweise Fertigung standardmäßig oder optional anbieten. Mengenmäßig ist der Anteil naturgemäß geringer. Bei containerverladener Japanware ist Listenfertigung ebenso wenig nötig wie bei klassischen 13 m-Stangen für den lagerhaltenden Holzhandel. Ein Zusammenhang zwischen Menge und angebotenen Serviceleistungen lässt sich auch nicht mehr herstellen. Selbst die größten Hersteller (Nordlam, Binderholz, Pfeifer, Mosser, Schneider) bieten allesamt ab Werk die Zusammenstellung baustellengerechter Pakete an. Viele garnieren das mit dem Angebot, sogar abgebundenes Leimholz auszuliefern. Erstmals fragte der Holzkurier in der diesjährigen BSH-Produktionserhebung ab, ob Abbund ab Werk angeboten werde. 72 % bejahten das. Insbesondere, wenn der Hersteller auch Brettsperrholz in seinem Sortiment hat, ist meist ohnehin sowohl eine Engineeringabteilung als auch das nötige Equipment vorhanden. In solchen Fällen erhöhte der stark gewachsene Brettsperrholzmarkt (mehr dazu in Holzkurier-Ausgabe 40 am 1. Oktober) die Wertschöpfungstiefe mit Brettschichtholz.

MUF hat Zweidrittelmehrheit

Beim verwendeten Leimsystem zeigt sich eine Vormachtstellung von Melaminharzen (MUF). Zwei von drei Kubikmetern BSH werden unter Verwendung des bewährten Zweikomponentenklebstoffs produziert. Zweitwichtigstes Klebstoffsystem ist EPI (Emulsionspolymer Isocyanat) – dabei kommt das nur in drei Betrieben zum Einsatz. Da es sich um den gegenwärtig größten Standort (Nordlam, Magdeburg) und die beiden erwähnten Post-Werke von Stora Enso handelt, kommt dieser Marktanteil zustande. Polyurethan-Klebstoff (PU) wird zwar von fast jedem dritten Betrieb eingesetzt. Weil sich darunter zahlreiche Kleinhersteller tummeln, beträgt der mengenbereinigte Marktanteil nur 14 %. Resorcinharze (PRF) dürfen mit einem Anteil von 2,9 % als Spezialklebstoff gelten.

Fichte macht jeder

Die Tabelle erlaubt ebenfalls eine Analyse hinsichtlich der Beliebtheit von Holzarten. Jeder BSH-Hersteller in Deutschland und Österreich bietet Fichte/Tanne an. Am zweithäufigsten wurde die Lärche genannt. Immerhin zwei von drei Betrieben bieten diese Holzart an. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen Kiefer (40 %) und Douglasie (26 %).
Damit ergibt sich bei BSH ein etwas anderes Bild als bei Konstruktionsvollholz. Dort boten zwar auch praktisch alle Hersteller (98 %) Fichte/Tanne an. Darauf folgten dort aber Douglasie (43 %), Lärche (40 %) und Kiefer (23 %; s. Holzkurier Heft 12, S. 11).

Auf maximal 25 m ausgelegt

Eine große Brandbreite gab es bei den Antworten auf die Frage nach der maximalen Produktlänge. Diese reicht von 4 m (Japan-Beams aus Brand) bis 65 m (Ingenieurholzbau-Spezialist Poppensieker & Derix in Westerkappeln). Tatsächlich scheint die BSH-Branche diesbezüglich zweigeteilt. Rund die Hälfte hat Maximallängen von unter 25 m angegeben. Am häufigsten lagen die Antworten im Bereich von 16 bis 20 m. Damit sind die Längen von klassischem, geradem BSH-Einsatz abgedeckt.
BSH für den weit spannenden Ingenieurholzbau beginnt offenbar erst wieder ab 36 m interessant zu werden.