14460179853242.jpg

Dachausbau in Wien-Fünfhaus © proHolz Austria

Erfolge und Herausforderungen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 28.10.2015 - 08:51
14460179853242.jpg

Dachausbau in Wien-Fünfhaus © proHolz Austria

Durch die kontinuierliche Kommunikationsarbeit von proHolz Austria konnte das Holz-Bewusstsein in der österreichischen Bevölkerung positiv verändert werden. Dies bestätigen in regelmäßigen Abständen durchgeführte Umfragen. Diesen zufolge genießt die Forst- und Holzwirtschaft heute gute Imagewerte. Rund 40 % der Österreicher meinen, dass die Forstwirtschaft durch fachgerechte Bewirtschaftung viel zur Erhaltung des Waldes beitrage. Etwa ein Drittel hält die Forst- und Holzwirtschaft für eine innovative, zukunftsweisende Branche.
Durch die proHolz-Kampagnen konnte eine deutlich positivere Einstellung der Menschen zur Waldnutzung bewirkt werden. Zum Start von proHolz 1990 glaubten noch 46 % der österreichischen Bevölkerung, dass der Wald bedroht sei und die Waldfläche abnehme. Lediglich 15 % sahen diese im Anwachsen. Dieses Meinungsbild konnte umgedreht werden. 2011 nahmen nur noch 24 % ein Abnehmen der Waldfläche an, 39 % hingegen glaubten an eine Zunahme.
Zuletzt war dieser Wert jedoch wieder rückläufig. Bei der Umfrage 2015 nahmen 32 % ein Abnehmen der Waldfläche an und nur noch 27 % eine Zunahme. Ebenso ist wieder ein größerer Prozentsatz, nämlich 40 % gegenüber lediglich 30 % 2003, der Meinung, dass der Wald möglichst in Ruhe gelassen werden sollte. Deshalb wird die „Holz ist genial“-Kampagne adjustiert. Der Fokus liegt auf der positiven Darstellung der nachwachsenden Rohstoffquelle Wald.

Klimafreundlicher Baustoff Holz

14460179905696.jpg

Antworten auf die GfK-Frage: Wenn Sie an die gesamte Waldfläche in Österreich denken: Glauben Sie, dass die Waldfläche eher wächst, gleich bleibt oder abnimmt? Basis: Total (2015/2011/1994/1990 n=1.000 / 2008 n=700 / 2004 n=691) | © GfK Sozial- und Organisationsforschung September 2015 © proHolz Austria

Holz wird laut den Umfragen als Baumaterial durchwegs positiv wahrgenommen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung (58 %) hält Holz für einen intelligenten und qualitativ hochwertigen Hightech-Baustoff. Holz schlägt in vielen Bereichen die Imagewerte von Beton, Ziegel oder Stahl. In puncto Brandbeständigkeit und Tragfähigkeit wird Holz gegenüber Beton oder Stahl jedoch noch immer nachteilig eingeschätzt.
Bauen mit Holz wird als relevant für den Klimaschutz eingestuft. 40 % der Bevölkerung würden durch Bauen mit Holz gerne einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Holz wurde insbesondere durch die CO2-Footprint-Kampagne von proHolz als Faktor im Klimaschutz positioniert. Der Kampagnenbotschaft (1 m3 Holz bindet 1 t CO2) stimmen 35 % der Bevölkerung voll zu und erkennen damit die positiven Wirkungen von Holz auf den Klimaschutz an. Die Kampagne erreichte in besonders hohem Maß die Meinungsbildner. Die Kampagnensujets sind 22 % der Leser von Standard und Presse (jene Medien, in denen die Schaltungen hauptsächlich erfolgt sind) bekannt.

Steigerung des Holzbauanteils

14460179814397.jpg

Der Holzbauanteil in Österreich konnte, bezogen auf die Gebäudeanzahl, binnen 15 Jahren von 25 auf 43?% gesteigert, bezogen auf das Volumen, von 14 auf 22?% vergrößert werden | © BOKU/proHolz Austria © proHolz Austria

Der Holzbau hat in den vergangenen 15 Jahren erheblich Marktanteile in Österreich gewonnen und ist immer öfter im städtischen Wohnbau anzutreffen. Laut Erhebungen der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien konnte der Anteil von Holzbauten an den gesamten jährlichen Bauvorhaben in Österreich, bezogen auf die Gebäudeanzahl, zwischen 1998 und 2013 von 25 auf 43 % gesteigert werden. Bezogen auf das Gebäudevolumen, konnte eine Steigerung von 14 auf 22 % erzielt werden. 2013 wurden in Österreich fast 80 % aller Hochbau-Bauvorhaben im Bereich Wohnbau umgesetzt. Gemessen am umbauten Volumen, waren 52 % Wohnbauten.
Der Holzbauanteil im Wohnbau konnte österreichweit, bezogen auf die Gebäudeanzahl, binnen 15 Jahren von 24 auf 48 % und, bezogen auf das Volumen, von 9 auf 21 % mehr als verdoppelt werden. Im Wiener Wohnbau konnte der Holzbauanteil in den vergangenen Jahren von 19 auf 29 % gesteigert werden, das Volumen wurde dabei von 4 auf 8 % verdoppelt.

Entwicklung der Bauordnungen

14460179834733.jpg

Wohnhausanlage Breitenfurter Straße © proHolz Austria

Die Überzeugungsarbeit bei den Behörden hat dazu geführt, dass sich Holz eine Rolle in der Stadt erobert hat. Änderungen in der Bauordnung haben in Wien den Weg für mehrgeschossige Holzbauten freigemacht.
2001 erlaubte die Techniknovelle der Wiener Bauordnung erstmals Holz in viergeschossigen Bauten. Vier Jahre später wurde der Wohnbau in der Spöttlgasse fertiggestellt und mit dem Holzbaupreis wienwood 05 ausgezeichnet. 2006 folgte der Wohnbau Mühlweg. 2007 wurden erstmals Rahmenbedingungen festgelegt, die das Bauen mit Holz in Gebäudeklasse 5, das heißt, bis maximal sieben Geschosse ermöglichten. Vor zwei Jahren waren die Wohnbauten Wagramer Straße und Breitenfurter Straße bezugsfertig.
Mit der im März dieses Jahres beschlossenen OIB-Richtlinie 2 Brandschutz 2015 ist die Nichtbrennbarkeit bei Gebäuden mit bis zu sechs Geschossen aufgehoben und damit eine wesentliche Erleichterung für den Holzbau geschaffen worden. Die Richtlinie muss nun noch in den Bundesländern für verbindlich erklärt werden.
Die 76 eingereichten und davon sechs prämierten Projekte beim Holzbaupreis wienwood 15 zeigen die mittlerweile gute Präsenz von Holz im Wiener Stadtbild, die nun vor allem auch in neuen Dimensionen (in großvolumigen Bauten, Wohnbauten) erfolgt.

Mehr Holz im Süden

14460179874274.jpg

Kindergarten Schukowitzgasse © proHolz Austria

proHolz Austria baut Know-how zum Holzbau auch rund um Österreich auf, um Exportmärkte zu entwickeln. Dies ist insbesondere im Hauptexportland Italien mit der Marketingkooperation promo_legno bis zu den Einbrüchen aufgrund der Wirtschaftskrise 2008 gut gelungen. Zwischen 1999 bis 2008 konnte der Pro-Kopf-Holzverbrauch in Italien von 0,09 m3/J auf 0,15 m3/J gesteigert werden. Der Einsatz von tragenden, verleimten Produkten am Bau stieg im selben Zeitraum von rund 200.000 m3/J auf rund 1 Mio. m3/J. Der Anteil von Dächern aus Holz nahm um 40 % zu. Zwischen 2005 und 2010 hat sich die Anzahl neu errichteter Wohneinheiten aus Holz in Italien von 1000 auf 5000 pro Jahr verfünffacht.
Seit 2008 sind die Bauinvestitionen in Italien um 35 % zurückgegangen: 54.000 Baubewilligungen im Wohnbau 2014 bedeuten, dass in Italien weniger Wohnungen errichtet werden als 1936. Rückläufig waren daher auch die österreichischen Holzexporte. Die österreichischen Nadelschnittholzexporte gingen von 4,1 Mio. m3 2008 auf 2,4 Mio. m3 zurück(–41 %).
Weniger betroffen war der Export verleimter Produkte aus Österreich. Italien importierte vor der Krise rund 1 Mio. m3/J verleimte Produkte, 2014 nur mehr 530.000 m3. Von diesen Importen im vergangenen Jahr kommen rund 420.000 m3 aus Österreich. Die Alpenrepublik hält somit einen Marktanteil von 80 %.
Die österreichische Holzwirtschaft hat über promo_legno Brettsperrholz in Italien eingeführt und gebrandet. Dies trug auch dazu bei, dass sich der Holzbau trotz der Krise in Italien halbwegs behaupten konnte.

Aufbauarbeit in anderen Märkten

14460179891282.jpg

Wohnhausanlage Seefeld © proHolz Austria

Vermittlungsarbeit durch proHolz Austria erfolgte ebenso in Tschechien und der Slowakei, in Kroatien und Slowenien sowie in den vergangenen Jahren verstärkt auch in Deutschland. 2010 gelang es, das Modell proHolz in Bayern zu etablieren. Seit 2014 gibt es proHolz zudem in Baden-Württemberg.

Zukünftige Herausforderungen

In der Kommunikationsarbeit zum Werkstoff Holz liegt besonderes Augenmerk auf der Vermarktung der ökologischen und gesellschaftlichen Assets von Holz sowie seinen Alleinstellungsmerkmalen gegenüber anderen Baustoffen. Als Schlagworte sind hier Ressourcen, Klima, baukonstruktive Vorzüge oder Lebensraumqualität zu nennen.
In der Breitenkommunikation gilt es weiter, die positiven Aspekte von Waldnutzung und Holzverwendung im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Ebenso kommt der Bewerbung der Branche als attraktiver Arbeitgeber weiterhin großer Stellenwert zu. Im Rahmen der Kampagne „genialeholzjobs“, die sich insbesondere an Jugendliche richtet, werden die vielfältigen Berufsbilder der Holzwirtschaft vermittelt. proHolz beabsichtigt die Erweiterung der Kampagne um eine Medienbeilage sowie einen Social Media-Wettbewerb.

Holz in der Stadt

proHolz Austria sieht künftig vor allem große Einsatzgebiete im urbanen Holzbau – national sowie international. Daher sollen die Potenziale von Holz vor allem bei Verdichtung, Sanierung, Bestandserweiterung sowie bei öffentlichen Bauten aufgezeigt werden. Besonders im Kontext grüner, smarter Städte kann Holz seine Vorteile ausspielen. Aus diesem Grund setzt proHolz auch auf die Fortsetzung der Interventionen im öffentlichen Raum und in urbanen Zentren mit der Woodbox, die weiter durch europäische Städte touren wird.
Die planende Fachöffentlichkeit bleibt eine wichtige Zielgruppe, hinsichtlich derer man die technischen Inhalte (Schallschutz, Brandschutz, konstruktiver Bereich) weiter vertiefen will. Technische Grundlagenarbeit und Kommunikation werden zusammengeführt. Zudem soll das Informationsangebot im Internet (www.proholz.at) verbessert werden.

Nachbarzielmärkte im Visier

Das internationale Programm von proHolz Austria konzentriert sich auf die benachbarten Exportmärkte Italien, Südosteuropa und Deutschland. In Italien hält man trotz des schwierigen Marktumfelds am Programm fest, um für den Zeitpunkt, an dem sich die Bauwirtschaft in Italien wieder erholt, gerüstet zu sein. Denn sobald dies der Fall ist, wird es einen Bedarf an Sanierung und Verdichtung geben. Neu im nächsten Jahr ist die Unterstützung der Universität Trient durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter im Bereich Normung.
In Slowenien und Kroatien setzt man bei den Studierenden an und möchte diese als Multiplikatoren für die Zukunft aufbauen. Dazu dient etwa die Implementierung des Prinzips der „Meisterklasse“ der TU Graz an den Universitäten. Angehende Architekten und Ingenieure befassen sich im Rahmen eines Wettbewerbs gemeinsam mit einer konkreten Bauaufgabe.
Ausgebaut werden die Kooperationen in Deutschland mit dem Ziel, verstärkte Anreize für den Dialog mit den Planern zu schaffen. In Zusammenarbeit mit proHolz Bayern wird weiterhin das Fachmagazin „Zuschnitt“ in Bayern verteilt, als Unterstützung zur Etablierung von proHolz Baden-Württemberg gibt es im September 2016 Woodbox & Wooddays in Stuttgart. Von der TU München erfolgt eine Adaptierung des Bauteilkatalogs „dataholz“ für Deutschland. Nicht zuletzt kommt die Ausstellung „Bauen mit Holz“, die proHolz Austria Ende 2012/Anfang 2013 in Wien gezeigt hat, nach Berlin. Sie wird von 21. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017 im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen sein.