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Wärme für 350.000?m2 Produktionsfläche: Das Heizwerk befindet sich in nächster Nähe zur Produktionsstätte des Airbus A 350 © Polytechnik

Energie zum Abheben

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer (für Timber-Online bearbeitet) | 02.04.2014 - 16:36
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Wärme für 350.000?m2 Produktionsfläche: Das Heizwerk befindet sich in nächster Nähe zur Produktionsstätte des Airbus A 350 © Polytechnik

22.000 t Hackschnitzel-Lieferungen jährlich – diese Menge setzt Airbus in Toulouse ein, um seine selbst gesetzten ökologischen Strategien zu erfüllen. Auf einer Produktionsfläche von 350.000 m2 (Montagehallen sowie Lackierstationen des A 350) sorgt nun mehrheitlich die Wärme eines Sattdampfkessels von Polytechnik, Weißenbach, für eine massive Einsparung an Gas und in weiterer Folge eine Reduktion des CO2-Ausstoßes. Bei der Versorgung des Kessels mit Brennmaterial besteht eine Kooperation zwischen Airbus und der forstlichen Genossenschaft COFOGAR (Union von Forstverwaltungen Südwest-Frankreichs), einem der größten Holzbereitsteller dieser Region. 70 % des benötigten Aufkommens stammen aus den Wäldern der COFOGAR-Mitglieder sowie aus Kurzumtriebsplantagen, meist Eukalyptus- oder Robinienwäldern. Die restlichen 30 % stammen aus regionalen Sägewerken.

Inhomogener Brennstoff kein Problem

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Automatische Reinigung der Kesselrohre © Polytechnik

Die vielen Ursprungsquellen des Brennstoffs bedingen eine Bandbreite an Qualität und Restfeuchte. Der Restwassergehalt im Hackgut erstrecke sich von 20 bis 55 %, informiert Polytechnik. Trotz erheblicher Schwankung des Heizmaterials bezüglich Feuchte, Korngröße und Feinanteil gelangen ohne Probleme eine präzise Einstellung und eine fortlaufende Überwachung der thermischen Leistung der Anlage. Das für die Betreibung des Kessels verantwortliche Personal wurde ausgiebig geschult, um ihnen das „Geheimnis“ des optimierten Betriebes näherzubringen.

Kompaktheit als erste Prämisse

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Wärme für 350.000?m2 Produktionsfläche: Das Heizwerk befindet sich in nächster Nähe zur Produktionsstätte des Airbus A 350 © Polytechnik

Bei der Planung des Heizwerkes wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Kompaktheit des Gesamtsystems zu gewährleisten. Vor allem die Kosten des Hoch-Tiefbaus sollten nicht ausufern. Um dennoch die vorhergesehene Kesselleistung erbringen zu können, mussten einige Zusatzinstallationen erfolgen. Eine betraf zum Beispiel die Heizmaterial-Zulieferung. Sie erfolgt über einen aktiven Silo, welcher mittels Schubboden den Brennstoff austrägt. Der aktive Silo ist an einen passiven Silo gekoppelt, der Brennstoff für drei Betriebstage beherbergt. Ein Greifbagger erledigt das Beschicken der Silos mit Heizmaterial. Eine Besonderheit des Kessels in Toulouse stellt eine Notfalls-Kühleinrichtung dar. Diese erlaubt es, die Energie im Notfall aus dem Generator auszuscheiden, sobald eine Notabschaltung im Gasheizwerk eintritt und auf den Biomasseheizkessel überzugreifen droht.

Grenzwerte souverän im Griff

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Die Feuerungsanlage © Polytechnik

Um das bei der Verbrennung entstehende Rauchgas optimal zu reinigen, durchläuft das Gas einen Multizyklon- sowie einen Elektrofilter. Der behördliche Grenzwert von 20 mg/Nm3 wird somit problemlos unterschritten. Die anfallende Reststaubmenge im Regelbetrieb wird mit 2 bis 8 mg/Nm3 beziffert. Die gemessenen NOx- sowie CO-Werte bewegen sich gegen null. Erreicht wird dies durch eine fast vollständige Verbrennung des Hackguts. Das restliche Rauchgas wird über Saugzuggebläse in den Schornstein geleitet. Dieses Verbrennungskonzept wirkt sich ebenso auf den Gesamtwirkungsgrad aus: Dieser wird mit > 90 % beziffert. Der Lieferumfang von Polytechnik beinhaltete neben dem Kessel samt Silo und Zuführung sämtliche Filter und wurde 2013 übergeben.Die Umsetzung des Projektes bedeutet für Airbus nicht nur einen Wärmegewinn, sondern auch einen finanziellen. Mit der Installation des Polytechnik-Kessels spart man jährlich CO2 im fünfstelligen Tonnenbereich ein. Dies bedeutet ein Freiwerden von CO2-Zertifikaten, die anderweitig genutzt werden können. Für die Investition in einen Biomasseheizkessel wurde Airbus außerdem von der französischen Umweltagentur ADEME bezuschusst. Die aus dem Verbrennungsprozess entstehende Asche ist übrigens kein Sondermüll: Sie wird nach entsprechender Aufbereitung als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Darüber hinaus spart Airbus im laufenden Betrieb mit Holz gegenüber Gas rund 50 % der Brennstoffkosten ein.

In Frankreich gut im Geschäft

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© Polytechnik

Mit der Niederlassung in Portes/FR ist Polytechnik für den französischen Markt gut gerüstet und kann bereits auf einige Referenzen in diesem Land verweisen. Im Holzkurier wurde beispielsweise bereits das Projekt Saint Alban sur Limagnole (s. Holzkurier Heft 17/13, S. 37) ausgiebig vorgestellt. Nicht weit davon entfernt, im Département Lozère, installierte man allein 2009 drei Anlagen. Insgesamt kann Polytechnik in Frankreich bereits auf sehr viele Projekte stolz sein. Um die gute Marktposition weiter auszubauen, ist Polytechnik auf sämtlichen relevanten Energie- und Holzbearbeitungsmessen vertreten.