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Einer der beiden Kohlbach-Unternehmensstandorte in Bleiburg: Das Unternehmen produziert ausschließlich in Österreich © Kohlbach

Energie ist Vertrauenssache

Ein Artikel von Günther Jauk | 22.02.2017 - 14:29
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Einer der beiden Kohlbach-Unternehmensstandorte in Bleiburg: Das Unternehmen produziert ausschließlich in Österreich © Kohlbach

Mit dem Anliegen einer solchen Energieversorgung für ein Sägewerk ist Tono Bioenergy an die Kärntner herangetreten. „Der Kunde hat sich frühzeitig für uns entschieden, weil wir die an diesem Standort besonders schwierige Brennstoffspezifikation am glaubwürdigsten erfüllen konnten“, erzählt Kohlbach. Das einzige für den Kunden verfügbare Brennmaterial ist ein Gemisch aus japanischer Zedernholzrinde mit langfaserigen und kompostierten Bestandteilen in stark variierender Qualität und Zusammensetzung. Es wurde von Kohlbach hierfür eine eigens adaptierte Kohlbach K8-Feuerung mit einem 1500 kW-Dampfkessel erdacht und errichtet. Der Dampfkessel selbst wurde dazu vom hausinternen Engineering nach den geltenden japanischen Vorschriften ausgelegt, konstruiert und unter Überwachung eines für Japan akkreditierten TÜVs in Wolfsberg gefertigt und abgenommen. „Die Anlage findet großen Anklang in der japanischen Sägeindustrie und gilt mittlerweile als Visitenkarte für europäische Maschinentechnik in der Branche“, so Kohlbach.
Es ist aber nicht notwendig, nach Fernost zu blicken, um bemerkenswerte Anlagen des Kärntner Kesselspezialisten zu besichtigen. Als Beispiel nennt Kohlbach das Sägewerk Finkbeiner, Triberg/DE. Es handelt sich dabei um ein Heizkraftwerk, das mit ORC-Technologie hocheffizient Strom erzeugt und dabei die Wärmeversorgung des Sägewerks übernimmt. Kohlbach lieferte dafür seine K12-Feuerungstechnologie mit einem hydraulischen Schrägrost und stehender Nachverbrennungszone sowie einen Thermoölkessel mit 6715 kWth. Dazu kam noch die gesamte Thermoöltechnik für das ORC-Kraftwerk samt Thermoöl-Engineering. „Unser Design bietet mit aufgeteilten Strahlungs- und Konvektionsteilen eine ausgezeichnete Zugänglichkeit zu den Wärmetauscherflächen im Kessel. Das gibt dem Betreiber einen langfristig nicht zu unterschätzenden Vorteil bei der Reinigung, Wartung und Instandsetzung im Vergleich zu den herkömmlichen Thermoölkessel-designs“, informiert Kohlbach.
Die Entscheidung für die Kärntner fiel bei Finkbeiner aufgrund des besonderen Kesseldesigns und der herausfordernden Brennstofflage, die nur besonders langfaseriges Rindenmaterial verfügbar machte. Dazu kamen die beengten Platzverhältnisse am Standort, die einen hohen Planungs- und Engineeringaufwand verlangten. Gemeinsam hat man sich aber durch keinerlei Hindernisse beirren lassen – sogar ein Teil eines im Weg stehenden kleinen Berges musste der Anlage weichen.

Kleine Anfänge – große Geschichte

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Der Thermoölkessel K12 von Kohlbach erzeugt auch aus minderwertigen Biomassen elektrische und thermische Energie © Kohlbach

„Kohlbach ist seit jeher der Partner für schwierige Fälle und Individuallösungen, die Kreativität und Herzblut verlangen. Einen neuen Wert schöpfen aus augenscheinlich Wertlosem, das bedeutet für uns, Nutzen mehren – und das ist bis heute unser Gründungsgedanke und Leitmotiv geblieben“, erklärt Walter Kohlbach, Eigentümer in zweiter Generation. Mit Kreativität und Erfindergeist machte sich Unternehmensgründer Jakob Kohlbach nach dem Zweiten Weltkrieg ans Werk. Er erzeugte aus Kriegsschrott die so dringend benötigten Werkzeuge und Apparate für die lokale Landwirtschaft und die Sägewerksbetriebe der Umgebung.
Dadurch kam Kohlbach in Kontakt mit scheinbar wertlosen Holzabfällen. Seine Idee dafür war wiederum, „Nutzen mehren“. Der Reststoff sollte in eine gewerbliche Nutzung geführt werden und daraus die notwendige Prozessenergie für die lokale Wirtschaft bereitgestellt werden.
Die ersten Patente für die Gewinnung von Energie aus Holz erhielt Kohlbach 1953. Es folgten kombinierte Holzverbrennungs- und Holztrocknungsanlagen, Einblasfeuerungen, Unterschubfeuerung sowie Rostfeuerungen und Holzvergaseranlagen zur Stromproduktion. Bereits in den 1950er-Jahren wurde nach West-Europa und sogar in die verschlossenen Länder des damaligen Ostblocks exportiert. In den 1970er-Jahren gelangten Kohlbach-Produkte nach Südamerika und in den 1980ern nach Nordafrika.
Heute ist das Unternehmen aus der Szene der Biomasse-Kesselhersteller nicht mehr wegzudenken. Die Produktpalette reicht von Feuerungssystemen für Holzabfälle und agrarischen Reststoffen bis zu eigens entwickelten Kesseltypen für Wasser-, Dampf- und Thermoölsysteme von 400 kW bis 18.000 kW. Als Brennstoffe dienen alle Arten von Resthölzern, aber auch andere Biomassen.
Produziert wird in Wolfsberg und Bleiburg. Darauf ist Walter Kohlbach besonders stolz: „Wir sind ein wesentlicher regionaler Arbeitgeber. Während andere Unternehmen aus verständlichen Gründen die Produktion weitgehend an ausländische Zulieferer auslagerten, haben wir uns für den schwierigen Weg entschieden und uns bewusst diese Fähigkeiten und das eigene Produktions-Know-how erhalten.“

Bestand unter Zugzwang

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Kohlbach K8-Feuerung: Eine adaptierte Anlage dieses Typs für besonders langfasrige Zedernholzrinde arbeitet seit Kurzem in einem japanischen Sägewerk © Kohlbach

„Es muss nicht immer gleich eine neue Kesselanlage sein. Wer schon bei der Anschaffung auf ein robustes Fabrikat gesetzt hat und die Wartung über die Jahre nicht vernachlässigte, der hat auch heute meist eine zukunftstaugliche Basis, auf die sich aufbauen lässt“, meint Kurt Schmerlaib, der Leiter der Kohlbach Services.
Die Kärntner bieten dazu eine Reihe von Dienstleistungen, die über Wartung und Instandhaltung hinausgehen. So führt die Kohlbach Services auch an anderen Kesselfabrikaten Umrüstungen auf moderne Steuerungssysteme durch. Ebenso werden umfangreiche Umbauten und Modernisierungen bestehender Feuerungsanlagen, die Integration zusätzlicher Wärmerückgewinnungsanlagen oder Rauchgasreinigungssysteme, die Nachrüstung automatisierter Ascheaustragungssysteme oder der völlige Umbau des Bestandes auf andere Wärmeträger angeboten. Um zu demonstrieren, was alles mit Bestandsanlagen möglich ist, verweist man gerne auf Beispiele, wie die Umrüstung der bestehenden Warmwasserkesselanlage bei Wibeba Holz auf ein neues Dampfkesselsystem oder die Optimierungen im Heizwerk Ligist. „Unsere Aufgabe ist es, das Maximum aus einer Bestandsanlage herauszuholen. Mit punktuellen Investitionen am Bestand lassen sich oft vergleichbare Ergebnisse erzielen, wie mit kompletten Neuinvestitionen – jedoch zumeist mit niedrigeren Investitionskosten und schnelleren Genehmigungsverfahren“, erläutert Schmerlaib.

„Energiepakete“

Um die Abwicklung eines Energieprojektes für den Bauherrn so leicht wie möglich zu machen, bietet Kohlbach auf Wunsch ein Paket mit seinen Kesselsystemen als Gesamtlösungen, indem die Kesseltechnik vom Silo bis zum Kamin samt allen wasser-, dampf- und thermoölseitigen Heizhausinstallationen inkludiert ist. „Kohlbach Energiepaket“ nennt das Unternehmen diese Lösung.
Ein solches „Energiepaket“ hat Kohlbach für Greenspark Energy in Großbritannien realisiert, bei dem die Kesseltechnik und die Maschinenausstattung des ganzen Heizkraftwerkes als Paket geliefert und errichtet wurden – inklusive des Thermoölsystems und der ORC-Turbine. Das Heizkraftwerk versorgt die Glashäuser des angeschlossenen Gartenbaubetriebes mit Wärme und erzeugt Strom mit einer Leistung von 1 MW.
Um die Energiepakete noch handlicher für den nicht holzaffinen Kesselbetreiber zu machen, arbeitet das Unternehmen mit Schmidmeier Naturenergie zusammen. Diese bietet besonders kompakte Gesamtlösungen mit Kohlbach-Kesseltechnologie in Containerbauweise an. Bei Bedarf wird der Betreiber sogar mit langfristigen Brennstofflieferverträgen versorgt. Diese Paketanlagen sind als Wasser- und Dampfkesselanlagen bei der Schmidmeier Naturenergie unter dem Label Susteamer LC erhältlich.
Die Mission „Nutzen mehren“ hat sich für die Wolfsberger aber noch lange nicht mit ihren „Energiepaketen“ erschöpft. Kohlbach folgt weiterhin seinem Gründungsgedanken auf der Suche nach scheinbar Wertlosem, um daraus neue Werte zu schöpfen. „Wir haben noch viele Ideen“, erklärt der Eigentümer, „mehr als genug jedenfalls, um weitere 70 Jahre zu füllen.“