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Hotspots 2016 © Holzkurier

Ein Jahr voller Veränderungen

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 04.01.2017 - 08:21
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Hotspots 2016 © Holzkurier

Die Übernahme der beiden finnischen Sägewerke von Vapo Timber durch Binderholz aus Fügen interessierte im abgelaufenen Jahr die Timber-Online-Leser am meisten. Dabei handelte es sich um das auf Fichte spezialisierte Werk in Lieksa sowie den auf Kiefer spezialisierten Standort in Nurmes. Die 100 Mitarbeiter wurden übernommen. Die Einschnittleistung von Binderholz stieg damit von 1,75 Mio. fm auf 2,55 fm/J. Vonseiten des Unternehmens führte man das Rohstoffaufkommen von Fichte und Kiefer in bester Qualität sowie die vorhandenen Erweiterungsflächen für Investitionen als Beweggründe an.
Zusätzlich startete das Unternehmen in Burgbernheim am 5. Dezember mit der BSP-Produktion. Die Umbauarbeiten von einer BSH-Anlage dauerten dreieinhalb Monate. Um die wegfallende BSH-Menge zu kompensieren, optimierte man den Standort Jenbach in Österreich.
Topartikel auf Timber-Online | 2016
RangTitel
1Neue Sägewerksübernahme
2Sägewerk wird geschlossen
3Aufstieg und Fall eines Riesen
4Beschaffung dominiert alles bei Schweighofer
5Insolvenz über Vermögen von Leimholzhersteller
6Produktionsstillstände bei German Pellets
7Verurteilungen im Schweighofer-Umfeld
8Sauna- und Infrarotkabinenbau
9Aufschwung in Sicht?
10Hasslacher übernimmt Hess Timber zu 75 %
11Leibold gründete neues Unternehmen
12Insolvenz von Martin Holz
13Pfeifer übernimmt Haas Group-Tochter
14Bald schwarze Bilanzzahlen
15RZ-Sägewerk steht endgültig zum Verkauf
16Staatsanwalt ermittelt gegen Leibold
17Hasslacher legt Standort Liebenfels still
18Mehr Nadelschnittholz für 2016 geplant
19Schleichendes Sägersterben
20„Wollen Genehmigung, aber nix ist fix“, sagt Schlögl

Weitere Übernahmen und Beteiligungen

Pfeifer Holz aus Imst unterzeichnete am 31. Mai 2016 den Kaufvertrag für die tschechische Holzindustrie Chanovice, die ein Tochterunternehmen der deutschen Haas Group war. Die Kartellbehörde genehmigte den Deal im August. Pfeifer Holz wird 35 Mio. € in das Sägewerk, die Weiterverarbeitung und die Pelletierung investierten (s. Holzkurier Heft 51–52/16, S. 30–31). Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren den Umsatz von 50 Mio. € auf 100 Mio. € zu verdoppeln. Mit der Übernahme erweiterte das Unternehmen sein Produktportfolio um KVH und mehrschichtige Massivholzplatten. Die BSH-Produktion werde eingestellt, da man das Produkt in Imst rationeller herstellen könne, erklärt Michael Pfeifer. Aus wirtschaftlichen Gründen wird das Unternehmen darüber hinaus Ende des I. Quartals 2017 den deutschen Standort in Schlitz schließen. Seit Ende der 1990er-Jahre stellt man im Werk Schalungsplatten her.
Bereits im September präsentierte Hasslacher Norica Timber die 75 %-Beteiligung an Hess Timber, Kleinheubach/DE. Die Übernahme erfolgte am 1. Januar 2017. Durch das Know-how von Hess Timber soll das Geschäftsfeld Ingenieurholzbau weiter ausgebaut werden. Zudem beteiligte man sich an SWA Systembauteile aus Graz, die auf die Errichtung von Fertigteil-Systemkellern in Trockenbauweise sowie von Wohnkellern mit Beton-Holzverbund-Fertigteilen spezialisiert ist.

Stilllegungen

Aufgrund zu hoher Ersatzinvestitionen in Liebenfels, die sich nicht rechneten, beschloss man bei Hasslacher, den Sägewerksstandort zu schließen. Die gesamte Produktion verlagerte man nach Sachsenburg.
Eine weitere Stilllegung betraf das Sägewerk der Forstverwaltung Heiligenkreuz. Am 31. Dezember schloss das Werk aufgrund der lang anhaltenden schwierigen Marktlage sowie der mittlerweile überholten Sägewerkstechnologie. Das über die Jahre entstandene Defizit in Millionenhöhe konnte vom Forstbetrieb nicht kompensiert werden, hört man aus Heiligenkreuz.
Die von der Redaktion Holzkurier gewählte Holzindustrie des Jahres 2016, Josef Schmelter, Lennestadt/DE, stellte am 30. November den Sägebetrieb im Werk in Saalhausen/DE ein. Mit der Entscheidung habe man die Weichen für die Zukunft gestellt, verlautbarte Geschäftsführer Lutz Schmelter. Die Stärke des Unternehmens sehe er in hochwertigen Produkten für den modernen Holzbau. Klassische Nadelschnittholz-Produkte, wie Kanthölzer oder Bohlen, werden dafür nicht mehr nachgefragt. Angesichts der Beschäftigungslage sowie der Perspektive im Holzeinschnitt sei dies der einzig zukunftsfähige Schritt gewesen.
Endgültig zum Verkauf angeboten wurde Anfang 2016 das RZ-Sägewerk inklusive Immobilien und der gesamten Maschinen- und Büroausstattung in Bad St. Leonhard/Wiesenau. Nach einer temporären Stilllegung im März 2015 folgte Ende Juni 2015 der Insolvenzantrag am Landesgericht Klagenfurt.

Schleichendes Sägersterben

Von einem schleichenden Sägersterben berichtete Lars Schmidt, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH). Von 2008 bis 2014 ging die Zahl der Sägewerke in Deutschland mit mehr als 20 Mitarbeitern um 19 % auf 351 Unternehmen zurück. Bereits 2015 nahm die Nadelschnittholz-Produktion um 2 % auf rund 20,3 Mio. m3 ab. 2016 rechnete er ebenso mit einer Konsolidierung. „Vom schmäleren Ende her geht es rasend schnell – kleinere Betriebe verschwinden lautlos“, bedauerte Schmidt.

Aufreger des Jahres

Für Aufruhr sorgte 2016 der Fall German Pellets, Wismar/DE. Mitte Februar stellte das von Peter Leibold geführte Unternehmen am Amtsgericht Schwerin einen Insolvenzantrag. Betroffen waren davon 17.000 Gläubiger und 600 Mitarbeiter. Rund 226 Mio. € liehen die Anleger dem Unternehmen alleine in Europa. In den USA summierten sich die Anleihen auf 480 Mio. €. Gegen Unternehmensgründer Leibold wurde von der Staatsanwaltschaft Rostock ein Ermittlungsverfahren wegen „Verletzung von Eigentumsrechten“ eingeleitet, so ein Sprecher der Rostocker Generalstaatsanwaltschaft gegenüber dem Handelsblatt.
Bereits am 6. April gründete er die US Wood Service GmbH und kehrte damit in das Pelletsgeschäft zurück. Am 28. September erfolgte eine Umbenennung des Unternehmens in Global Wood Service GmbH, machte das Amtsgericht Leipzig unter dem Aktenzeichen HRB 32387 bekannt. Mitte Oktober stellte das Amtsgericht Schwerin den offiziellen Insolvenzbericht vor. Laut Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde stehen Forderungen in Höhe von 427 Mio. € etwa 10 Mio. € als Insolvenzmasse gegenüber.
Ursprünglich gründete Leibold German Pellets 2004 und baute es innerhalb von zehn Jahren zum weltweit größten Pelletsproduzenten aus. Das Unternehmen war in Deutschland, Österreich und den USA tätig. Der Einstieg in Amerika erfolgte 2013. Um die Werke in den USA zu finanzieren, gab man die Unternehmensanleihen 2011 und 2013 im Wert von rund 150 Mio. € aus. Schon bei der Ausgabe verwiesen Wirtschaftsexperten auf die niedrige Eigenkapitalquote von unter 12 %. Als die Werte der Anleihen in den Monaten vor der Insolvenz einbrachen, verschärfte sich die Lage. Hauptgrund war für Experten die ungeklärte Refinanzierung der Anleihe 2011/16. Diese betrug 52,4 Mio. € und wäre im März fällig gewesen.
Am 10. Februar folgte der Insolvenzantrag. An diesem Termin wäre eine Gläubigerversammlung geplant gewesen, in der den Gläubigern eine Laufzeitverlängerung sowie eine Reduzierung des Zinssatzes hätten vorgeschlagen werden sollen. Bereits zwei Tage zuvor berichteten mehrere Medien über teilweise Produktionsstillstände in einigen Werken.

Weitere Insolvenzen

Weitere Insolvenzen mit geringerer Tragweite waren jene der Leimholzhersteller Tecsol Holztechnik aus Hermsdorf/DE sowie der Sporrer Holzindustrie aus Rossau/DE. In Österreich betraf es Martin Holz aus Feldkrich. Das Unternehmen war auf die Herstellung von Fensterkanteln und auf Sonderzuschnitte für die Möbel- und Fensterindustrie spezialisiert. Ende Dezember folgte ein namhafter Maschinenhersteller. Die Rede ist von SMB Maschinenbau aus Vöhringen/DE. Trotz der mehrheitlichen Übernahme durch die Paul Maschinenfabrik, Dürmentingen/DE, noch im Juli, konnte die Maßnahme nicht abgewandt werden.

Schwierige Rundholzversorgung in Rumänien

Topthema im vergangenen Jahr war ebenso die Holzindustrie Schweighofer, Wien. Zu kämpfen hatte das Unternehmen wir den Anschuldigungen von Umweltschutzorganisationen, wonach illegales Holz verarbeitet wurde, und mit der Rundholzversorgung in Rumänien. Neben der Regelung, dass ein Unternehmen nicht mehr als 30 % eines Holzsortiments erhalten darf, erschwerten Anfang des Jahres hohe Rundholzpreise bei Versteigerungen die Beschaffung. Laut Unternehmensangaben entspannte sich die Situation in weiterer Folge. Bei Schweighofer ging man zu Jahresbeginn davon aus, dass der Importanteil in Rumänien 2016 auf rund 50 % steigen würde.

Positive Unternehmensentwicklung

Eine positive Entwicklung seines Unternehmens beschrieb Richard Stralz, Vorstandsvorsitzender von Mayr-Melnhof Holz, Leoben. Für das abgelaufene Jahr werde der Konzernverlust auf null gestellt. Dabei konzentrierte man sich kostenseitig auf die Logistik und das Rohmaterial. Im abgelaufenen Jahr investierte das Unternehmen rund 40 Mio. €. Die Mittel flossen unter anderem in den Ausbau der BSP-Kapazität in Gaishorn sowie in die Adaptierung der BSH-Fertigung. Letztere gleicht die Produktionsmenge des geschlossenen Standortes Kalwang aus.

Neues Sägewerk in Tschechien?

Entsteht im tschechischen Steti bald ein neues Sägewerk oder nicht? Anfang des Jahres berichteten tschechische Medien über das seit 2012 köchelnde Projekt. Die Rede ist von der Holzindustrie Maresch aus Retz. Laut Eigentümer Ernst Schlögl wurde die Baugenehmigung vor Jahren binnen vier bis fünf Monaten versprochen – ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde. Erhält man die Bewilligung, die weiterhin angestrebt wird, werde man innerhalb von drei Jahren entscheiden, ob gebaut wird oder nicht.

Bereit für 2017

Dies war ein Überblick über die wichtigsten Themen, die unsere Leser vergangenes Jahr beschäftigten, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. „2017 wird ein gutes Jahr“, prognostizieren die Interviewpartner des Holzkurier aus allen Sparten. Im heurigen Jahr werden wir Sie weiterhin mit allen wichtigen Informationen versorgen.