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Leimholzproduzent Res Näf vor seiner neuen, äußerst flexiblen SMB-Keilzinkung © Hannes Plackner

Die flexibelsten Europas

Ein Artikel von Hannes Plackner | 13.08.2015 - 14:41
Die Lage für Schweizer Leimholzhersteller ist nicht einfach. Der Importdruck ist hoch. Hersteller aus dem angrenzenden Ausland erzeugen nicht nur größere Mengen, mit dem Ende der Eurobindung kam ein 15 %iger Preisvorteil hinzu. Dem tritt die Mannschaft von Necker Holz im Ostschweizer Bergdorf Brunnadern mit der „flexibelsten Leimholzlinie Europas“, modernen Managementmethoden (s. Kasten) und einer ordentlichen Portion „Swissness“ gegenüber. Personifiziert wird dieser Anspruch von Res Näf. Der Toggenburger ist einer, der seine Gäste mit festem Händedruck empfängt. Er besitzt und leitet mit drei Kollegen das bemerkenswerte Unternehmen Necker Holz.
Was in den 1990er-Jahren mit ein paar Hundert Kubikmetern Leimholz begann, ist heute immer noch kein Großunternehmen. „Nicht der Betrieb muss groß sein, sondern der Ertrag zufriedenstellend“, erklärt Näf den Anspruch. 6000 m3/J sind es, welche die Werkshallen verlassen und von lokalen Zimmerleuten ebenso verbaut werden wie schweizweit in Kindergärten und Schulen. Das Ziel liegt bei 8000 m3. Während anderswo die Spanne zwischen industriellen BSH-Mengen und doch noch halbwegs rascher Auftragsbearbeitung gesucht wird, schlägt Necker Holz einen anderen Weg ein: „Wir wollen die flexibelste Fertigung Europas haben.“ Das sagt Näf nicht einfach so dahin, sondern es steht groß auf einem Strategieposter im Besprechungsraum. Das war der Kernanspruch – und der wurde umgesetzt.

Schneller Leim, flexible Maschinen

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Leimholzproduzent Res Näf vor seiner neuen, äußerst flexiblen SMB-Keilzinkung © Hannes Plackner

Der Gang durch die kompakte Produktionshalle zeigt bekannte Leimholzausrüster. Die Entstapelung, die Mechanisierung und die Fehlerkappanlage lieferte Rutz, Affeltrangen/CH. Von SMB Maschinenbau, Vöhringen/DE, stammt die Keilzinkenanlage. Der Hobel kommt von Kälin, Reinach/CH. Und die Leimgebinde tragen die Logos von Henkel Purbond, Sempach Station/CH. Alles typisch, also? Keineswegs.
Ein Lager hat Necker Holz nur für die Rohware. Dort werden 60 Querschnitte vorgehalten. Die 5 m-Lamellen werden per Vakuumkram entstapelt und von einem Mitarbeiter angezeichnet. Die Fehlerkappanlage entfernt Fehlstellen. Vollautomatisch fließen die Lamellen in Richtung Keilzinkung. Die SMB-Anlage des Typs FLP verarbeitet Querschnitte für BSH und Duo-Balken (2 mal 7 cm bis 7 mal 29 cm). Sie schafft acht Takte pro Minute. Die Kompaktanlage trägt berührungslos den Loctite HB S049 Purbond-Klebstoff auf die Zinken auf (100 g/m2). Das ist eine Weltneuheit, die Applikation stammt nämlich von SMB selbst. Die Vöhringer haben mit Unterstützung des Leimlieferanten Purbond eine Applikation für den faserfreien 1-K-Polyurethanklebstoff entwickelt. Obwohl es sich praktisch um einen Prototyp handelt, ist Näf mit der Arbeit ebenso zufrieden wie die Techniker von Purbond. Das heikle Thema der Beleimung wird tadellos bewältigt. Der Klebstoff wird beidseitig aufgetragen. Jeder Auftragskopf legt Raupen im Abstand von 16 mm auf die Zinkung. Das ergibt nach der Verpressung ein 8 mm-Intervall. Da beidseitig aufgetragen wird, braucht es aufgrund der Redundanz auch keine optische Leimauftragskontrolle. Visuell kann die Keilzinkung trotzdem überwacht werden. Necker Holz ließ Glastüren in die Schallschutzkabine einbauen. Selten wird eine Holzverarbeitungsmaschine so gut präsentiert wie in Brunnadern.
Gearbeitet wird anderthalb- bis zweischichtig. Je Schicht sind nur drei Mann beschäftigt. Im ganzen Unternehmen arbeiten lediglich neun Personen – inklusive der vier Eigentümer. „Und jeder von uns hat einen entsprechenden Berufsabschluss“, sagt Näf.

Nur zwei Stunden Nachlagerungszeit

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Beim Abbinden von Polyurethan reagiert das Prepolymer mit Wasser - anschließend wird es CO2-frei, was zum typischen Aufschäumen führt. Formaldehyd gibt es bei PUR-Klebstoffen nicht © Hannes Plackner

Die Endloslamelle wird bei maximal 13,5 m gekappt. In der Fläche kommt ebenfalls ein Henkel-Klebstoff zum Einsatz, der Loctite HB S189 Purbond mit einer offenen Zeit von 18 min und einer Presszeit von 45 min (140 g/m2). „Gut bei Purbond ist, dass die Zeiten genau auf uns abgestimmt werden.“ Der 1K-PUR-Klebstoff verfügt über eine Linienzulassung, kann also minutengenau eingestellt werden. Zudem ist die Formaldehydfreiheit von Polyurethan spätestens dann ein Vorteil, wenn es um den Bau von Schulen oder Kindergärten geht. Die anfangs erwähnte Flexibilität braucht neben flexiblen Maschinen außerdem eine geringe Nachlagerungszeit. Mit zwei Stunden ist der Loctite HB S Purbond dafür bestens geeignet. Und damit schafft die Necker Holz-Mannschaft das selbst gesetzte Ziel: „Wir liefern in zwei, maximal drei Tagen.“ Das ist mal eine Ansage. //
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Gefräst wird in Brunnadern mit Zinkenfräsern von Kanefusa © Hannes Plackner

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Erstmals verbaute SMB die selbst entwickelte Beleimanlage für Keilzinken (im Bild die Dosierpumpe) © Hannes Plackner

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Der SMB-Auftragskopf besitzt Düsen im 16?mm-Abstand, welche den 1K-Klebstoff auf die Zinken spritzen © Hannes Plackner