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© XTU Architects

Die Vermessung der Weltexpo

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 05.05.2015 - 17:13
Von 1. Mai bis 31. Oktober findet die diesjährige Expo in Mailand statt. Dass der Holzanteil der Länderpavillons immens hoch ist, liegt auf der Hand: Einfacher Transport, kurze Aufbauzeiten und leichte Rückbaubarkeit lauten drei der schlagenden Argumente. Zudem steht die diesjährige Expo mit dem Motto „Feeding the Planet. Energy for Life“ ganz klar für ökologische Grundwerte und Nachhaltigkeit. Moderne Technologien sowie Forschungsprojekte in Sachen Nahrungsversorgung und Umweltpolitik stehen im Mittelpunkt. Natur und Fortschritt sowie Innovation und Tradition sollen in Form der Länderpavillons in Einklang gebracht werden. Rund 20 Millionen Besucher erwarten die Veranstalter. Wir haben uns auf Entdeckungsreise zur Vermessung der Weltexpo begeben und einige der herausragendsten Konstruktionen genauer unter die Lupe genommen.

Frankreich: Bon Appétit

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© XTU Architects

XTU Architects aus Paris setzen ein Statement zu Lebensmittelknappheit und präsentieren mit dem Länderpavillon „Agro-Food“ ein komplett neues Anbaumodell. Die Idee basiert auf dem Konzept einer Markthalle – modern interpretiert, versteht sich. In direkter Produktion-Konsumation-Kette werden an den Fassaden Hopfen, auf der Terrasse Kräuter und im Restaurant Gemüse zum Verzehr vor Ort angebaut. So wird der Ort der Produktion gleichzeitig zum Ort der Konsumation. Ein auf den Kopf gestellter Abbildungsversuch der hügeligen französischen Landschaft ergibt die Freiform der hölzernen Konstruktion.

Parzellengröße: 3500 m2
Architektur: XTU Architects, Paris
Verarbeitete Holzmenge: 2400 m3
Holzbau: Simonin Wood Solutions, Montlebon

China: Hoffnung

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© Studio Link-Arc

Dass Stadtleben und Natur prinzipiell in Einklang zu bringen sind, von diesem Gedanken war die Entwurfsidee des chinesischen Architektenteams Studio Link-Arc in Zusammenarbeit mit der Tsinghua Universität in Peking geleitet. Nordseitig an eine Cityskyline angelehnt, mutet der Pavillon, südseitig betrachtet, wie eine Hügellandschaft an. „Land of Hope“, lautet der Name des Pavillons und Hoffnung ist Programm. Die Hoffnung auf das harmonische Zusammenspiel zwischen den steigenden Anforderungen der Urbanität und den Konsequenzen, die daraus für die Umwelt entstehen, soll die Holzkonstruktion mit wellenförmigem Dach zum Ausdruck bringen.

Innenfläche Pavillon: 4000 m2
Architektur: Studio Link-Arc, New York
Verarbeitete Holzmenge: 267,5 m3
Holzbau: Simpson Gumpertz & Heger, New York

Malaysia: Hommage an den Regenwald

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© Hijjas Architects

Die Objektbeschreibung der malaysischen Architekten zeigt, wie wichtig den Planern historische Hintergründe sowie die Bedeutung der Natur für Malaysia bei dem Entwurf waren. Das Projektteam rund um Serina Hijjas aus Kuala Lumpur entschied sich in der Planungsphase für eine Hommage an den Regenwald in Form einer Holzkon- struktion. Deshalb haben die Pavillons die Form von Samenkörnern, die einerseits für Keime der Vielfalt des Regenwaldes und andererseits für die kulturelle Reichhaltigkeit des malaysischen Volkes stehen. Brettschichtholz konnte den technischen wie ethischen Konstruktionsansprüchen bestens gerecht werden, heißt es vonseiten der Architekten.

Fläche: 2000 m2
Architektur: Hijjas Architects+Planners, Kuala Lumpur
Verarbeitete Holzmenge: 220 m3
Holzbau: Woodsfield Glulam Manufacturing, Pasir Gudang

Österreich: 12 Bäume machen sich Luft

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© Hohensinn Architektur

Die Reinheit der Luft und naturnahe Wälder dürfen als zwei Qualitäten Österreichs gelten. „breathe.austria“, so lautet der Projektname, greift genau diese beiden Besonderheiten auf. Kein Pavillon im üblichen Sinn, sondern ein dichter Naturwald, eingefasst in ein hölzernes Konstrukt, ist Österreichs Konzept. 180 lfm BSP-Wände bilden die Gebäudehülle. Ein interdisziplinäres Projektteam sorgte für die Umsetzung des energieneutralen Konzepts, welches das Lebensmittel Luft in den Mittelpunkt rückt. Federführend dabei waren Architekt Klaus K. Loenhart, terrain: architects und Professor an der Technischen Universität Graz, sowie Bernhard Scharf, Professor am Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau an der Universität für Bodenkultur Wien. In dem Pavillon zum Durchatmen wird Waldklima simuliert. Insgesamt 60 Bäume, die bis zu 12 m hoch sind, wurden gepflanzt. Großgehölze kommen – zur Verhinderung des sonst sinnlos langen Transportweges – aus der Lombardei. Stauden und Sträucher, Moose und Flechten, teilweise von den Österreichischen Bundesforsten geliefert, werden zudem die Vielfalt an Waldökotypen verdeutlichen.

Fläche: 1000 m2
Architektur: Klaus Loenhart, terrain: architects; Hohensinn Architektur
Verarbeitete Holzmenge: 180 lfm BSP
Holzbau: Adunic AG, Frauenfeld

Slowenien: Ackerland in Giebelform

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© SoNo Arhitekti

„I feel Slovenia. Green. Active. Healthy.“, lautet der Slogan des slowenischen Länderpavillons auf der diesjährigen Weltexpo. Der Beitrag steht für ein intaktes Ökosystem, in welchem natürliche Ressourcen die Schlüssel zu nachhaltiger Ernährung und Lebensqualität darstellen. Auch im Inneren des Pavillons wird dieser Gedanke aufgegriffen. Mit der kulinarischen slowenischen Vielfalt von 24 Regionen sollen die Sinne der Besucher erobert werden. Fünf prismenförmige Giebel repräsentieren diese reiche slowenische Kulturlandschaft und deren Ackerflächen. Vorrangig aus Holz und Glas gefertigt, kombinierten die Architekten eine Holzrahmenkonstruktion mit tragenden Brettsperrholz-Elementen.

Innenfläche Pavillon: 800 m2
Architektur: SoNo Arhitekti, Ajdovšcina
Holzbau: Lumar IG, Marburg