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Idefix IF: eine dreidimensionale, nicht sichtbare Verschraubung im Hirnholz © Sihga

Die Liebe zum Detail

Ein Artikel von Günther Jauk | 09.12.2014 - 14:37
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Der Sihga-Firmensitz in Ohlsdorf bei Gmunden © Sihga

Verpackungen für Befestigungsmittel sind bei Sihga durch große Verschlüsse fest wiederverschließbar. Eine wasserabweisende Oberfläche macht sie beständig gegenüber Sprühregen und Nebelfeuchte. Fast jeder Packung ist ein Zimmermannsbleistift beigefügt, den eine aufgedruckte Millimetermaß-Skala zum Systemstift aufwertet. Einheitliche Verpackungsbreiten- und höhen ermöglichen eine unkomplizierte Lagerung. Ausgeliefert werden die Packungen ausschließlich mit dem für die Montage benötigten Zubehör sowie einer Montageanleitung. Damit das Zubehör immer griffbereit ist, entwickelte Sihga eine in die Packung integrierte Halterung, die so platziert wurde, dass der spezielle Sihga-Bit Sihgafix auch bei verschlossener Packung einsehbar ist.
Fragt man die geschäftsführende Gesellschafterin Jane-Beryl Simmer, warum man so viel Aufwand nur in die Entwicklung der Verpackung gesteckt habe, gibt sie eine klare Antwort: „Es ist die akribische Arbeit an jedem noch so kleinen Detail, die uns von unseren Mitbewerbern abhebt und unsere Kunden an uns schätzen.“

Klares Konzept

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Bis ins kleinste Detail optimiert: Selbst die Verpackung verfügt bei Sihga über einige Extras © Sihga

Den Anstoß für die Entwicklung neuer Produkte bekommt das Unternehmen von seinen Kunden. Meist sind es Probleme oder Unzulänglichkeiten bestehender Produkte, die an einen der 30 Außendienstmitarbeiter herangetragen werden. Der Großteil dieser Mitarbeiter verfügt über eine Holzbauausbildung, wodurch die Problemstellungen sehr gut verstanden und an die hauseigenen Entwicklungsingenieure weitergegeben werden können. Die Entwicklung eines Prototyps dauert bei Sihga in der Regel ein bis drei Jahre. Danach beginnt das Prüfprozedere. Das Produkt wird zuerst intern, danach von einer externen Prüfstelle getestet. Erst dann erfolgt die Zulassung seitens einer zertifizierten Einrichtung. „Ein neues Produkt kommt erst auf den Markt, wenn wir sicher sind, dass es den hohen Qualitäts- und Funktionalitätsansprüchen unserer Kunden gerecht wird“, erläutert Simmer. Von der Idee bis zur Marktreife eines Produkts investiert Sihga nicht selten mehr als 100.000 €.
Die Produktpalette von Sihga umfasst rund 700 Produkte. Man versucht, Bedürfnisse von Holzfachleuten bestmöglich zu erfüllen, hat aber keine Intention, Komplettanbieter zu werden. Vielmehr wird darauf geachtet, nur Produkte anzubieten, die dem Unternehmensslogan „Take the best, take Sihga“ gerecht werden. Sihga lässt – wenn möglich – in Österreich produzieren. „Natürlich sind die Kosten hier wesentlich höher als in Fernost, aber das ist es uns wert. Der Umgang mit der Umwelt und den Arbeitern in diesen Ländern ist weder mit meiner noch mit der Philosophie des Unternehmens vereinbar“, erklärt Simmer.

Schwierige Verbindung

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Idefix IF: eine dreidimensionale, nicht sichtbare Verschraubung im Hirnholz © Sihga

Ein gutes Beispiel einer aufwändigen, aber gelungenen Produktentwicklung bei Sihga ist Idefix IF (s. Bild li.), eine dreidimensionale, nicht sichtbare Verschraubung im Hirnholz. Müssen im Holzbau große Lasten übertragen werden, sind Hirnholzanschlüsse aufgrund der geringeren Aufnahmefähigkeit von Zug- und Scherkräften problematisch. Die Anforderungen, die in diesem Fall an die Produktentwickler gestellt wurden, waren nicht klein. Die Verbindung sollte neben ausreichend statischen Eigenschaften leicht zu montieren, nicht zu verdrehen und jederzeit nachspannbar sein. Darüber hinaus sollte das Befestigungsmittel aufgrund konstruktiver Holzschutzmaßnahmen und Brandschutzbestimmungen nicht sichtbar verbaut werden. „Zuerst erinnerte uns das Projekt an eine eierlegende Wollmilchsau. Als wir jedoch den ersten Prototyp in der Hand hielten, wunderten wir uns, warum vor uns noch niemand auf diese Idee gekommen ist“, erfährt man von Simmer.

Ausgewählte Partnerschaften

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Jane-Beryl Simmer, geschäftsführende Gesellschafterin, gründete Sihga vor elf Jahren © Jauk

Neben den 30 Außendienstmitarbeitern vertreibt Sihga seine Produkte über ausgewählte Holzfachhändler in Österreich und im süddeutschen Raum. „Wir haben kein Interesse daran, der tausendste Produktanbieter in einer Eisenwarenhandlung oder einem Baumarkt zu sein. Bei Holzfachhändlern hingegen sehen wir unsere Produkte gut aufgehoben“, erklärt Simmer. Seinen Holzhandelspartnern bieten Sihga eine Reihe an Vorteilen, wie etwa eine exklusive Marktstellung, eine garantierte Wertschöpfung, zuverlässige Mengenermittlungen und mitgelieferte Montagerichtlinien. Erreicht werden die exklusive Marktstellung und die garantierte Wertschöpfung durch eine selektive Auswahl der Handelspartner. „Würden mehrere Anbieter unsere Produkte im selben Gebiet vertreiben, würde dies die Gewinnmarge des einzelnen verringern“, rechnet Simmer vor.
Für die richtige Mengenermittlung von Verbindungsmittel, etwa für eine Terrasse, bietet Sihga seinen Partnern und seinen Kunden ein einfaches, praktisches System. In eine Onlineapplikation können von PC, Tablet oder Smartphone aus Parameter, wie etwa Terrassengröße, Dielenbreiten oder Dielenabstände, eingegeben werden. Die Anwendung errechnet daraus die benötigte Menge an Befestigungsmaterialien.
Durch die Kooperation mit Holzhändlern schaffte es Sihga, die Wintersohle im Holz- und Terrassenbau zu überbrücken und seine Produkte direkt an den Bauherrn zu bringen.

Keine Schraube sichtbar

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Intelligente Befestigungstechnik von Sihga leistete einen Beitrag zum Gewinn des Solar Decathlons © Sihga

Neuestes Sihga-Produkt für die Befestigung von Fassaden ist Rombo Fix. Es ermöglicht die Montage von Fassaden, Sichtschutzelementen, Zäunen und Verblendungen ohne sichtbare Verschraubung. (s. Bilder re. u.). Darüber hinaus gestattet die spezielle Geometrie des Befestigungsmittels eine Hinterlüftung der Gesamtkonstruktion, was sich positiv auf die Haltbarkeit der Fassade (Stichwort konstruktiver Holzschutz) auswirkt. In puncto Langlebigkeit von Terrassenbefestigungsmitteln bietet Sihga eine in der Branche einmalige Garantie von 23 Jahren. Zusätzlich wurden in Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria und dem Verband der Europäischen Hobelindustrie Produkt- und Montagehinweise erarbeitet. Ausschlaggebend dafür war das Nichtvorhandensein von Normen in diesem Gebiet.

Steile Erfolgskurve

Simmer gegründete Sihga vor elf Jahren mit nur drei Mitarbeitern. Mittlerweile ist der Personalstand auf 60 Personen angewachsen. Letzter Zugang war Helmut Klausner. Der zuvor als Geschäftsführer bei Jeld-Wen Türen tätige Vertriebs- und Marketingexperte unterstützt Simmer als zweiter Geschäftsführer. Für den Aufbau und den Erfolg des Unternehmens erhielten Sihga und Simmer bereits eine Reihe an Auszeichnungen, wie etwas Leitbetrieb-Austria, Leitbetrieb-Deutschland oder Unternehmerin des Monats. Darüber hinaus wurden Sihga-Produkte im Gewinnerhaus des Solar-Decatlons L.I.S.I. eingesetzt.
Neben den drei klassischen Geschäftsbereichen Holzbau, Terrassen und Fassaden entwickelt Sihga gerade einen vierten Zweig – den Wasserbau. „Stegasan wird die Renovierung von Holzstegen wesentlich vereinfachen“, blickt Simmer in die Zukunft. Details wollte sie noch nicht verraten.