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Josef Plank, Vorsitzender des Österreichischen Biomasseverbandes © Günther Jauk

Der Rohstoff findet seinen Weg

Ein Artikel von Günther Jauk | 24.02.2015 - 08:12
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Josef Plank, Vorsitzender des Österreichischen Biomasseverbandes © Günther Jauk

Holzkurier: Wie beurteilen Sie aus der Sicht eines Politikers das Thema Biomasse in Österreich und Europa?

Josef Plank: In meinen neun Jahren als Landesrat in Niederösterreich war Biomasse immer schon ein wichtiger Punkt. Über die Jahrhunderte spielte Biomasse eine wichtige Rolle in der Energieversorgung unserer Regionen. In den vergangenen 25 Jahren sind durch politische Weichenstellung gemeinsam mit Industrie- und Wirtschaftspartner technologische Konzepte entwickelt worden, wodurch die Biomasse ihre Rolle nicht nur halten, sondern steigern konnte. Biomasse hat es mit klaren Konzepten geschafft, am Ball zu bleiben und ihre Rolle weiter auszubauen.

Sie sind mit der Interessenvertretung der Biomasse in Österreich also zufrieden?

 Zufrieden kann man nie sein, aber man kann sehr positiv bilanzieren. In dieser technologisch schnelllebigen Welt muss man darauf achten, dass man nicht den Anschluss verliert. Das heißt von Kundenseite her: Technologien anbieten, die kostengünstig und effizient sind, und zudem den hohen Komfortansprüchen der Kunden hinsichtlich Bedienbarkeit gerecht werden. Österreich muss seinen Weg in puncto Forschung und Entwicklung offensiv weitergehen und so die Marktführerschaft bei Biomasse beibehalten.

Wie beurteilen Sie den geringer werdenden Preisvorteil von Biomasse gegenüber Heizöl?

Natürlich ist der Kostenfaktor ein Thema. Der Preisvorteil gegenüber fossilen Brennstoffen ist jedoch nach wie vor vorhanden, nur die Amortisation hat sich um ein paar Jahre verlängert. Den niedrigen Ölpreis würde ich nicht überbewerten. Der langfristige Weg ist relativ klar. Erdöl ist eine begrenzte Ressource und ein Rohstoff, den wir heute schon aus Verantwortung für Klima und kommende Generationen nicht verbrennen sollten. Es rentiert sich immer noch, in eine Biomasseanlage zu investieren.

Wie stehen Sie zur Rohstoffkonkurrenz zwischen Biomasse und der Papier- und Zellstoffindustrie?

Wir sitzen mit der Papierindustrie im selben Boot. Wir sind alle in einem Sektor tätig, in dem jeder seine Stärken ausspielen kann und Diskussionen wenig bringen, in denen es heißt: Wir schaffen uns ein Monopol in eine Richtung. Es würde in einem internationalen Markt ohnehin nicht funktioniert. Der Rohstoff findet seinen Weg. Entscheidend für Österreich ist, dass nicht überzogene Nachhaltigkeitskriterien unsere kleinbäuerliche Land- und Forstwirtschaft bremsen. Wenn es für den Produzenten uninteressant ist, sein Holz zu schlägern, verliert der ganze Sektor am meisten.

Was sind überzogene Nachhaltigkeitskriterien?

Was NGOs im internationalen Kontext aufzeigen, hat seine volle Berechtigung. Dass eine blinde Holznutzug ohne Rücksicht auf Verluste zu Problemen führt, darüber sind wir uns einig. Es kann aber nicht sein, dass gut gemeinte Normen, die im internationalen Geschäft nötig sind, über die Kleinen drübergestülpt und diese dadurch aus dem Markt gedrängt werden. Das bringt weder der Natur noch der Nachhaltigkeit etwas. Nachhaltigkeitskriterien selbstverständlich, aber es darf nicht in die Richtung gehen, dass ein Landwirt, bevor er ins Holz geht, unzählige Formulare ausfüllen muss. Eine Bereitstellung von Holz sowohl für die stoffliche als auch energetische Nutzung muss sich für den Landwirt lohnen.

In Deutschland wird mehr Holz energetisch als stofflich verwertet. Wie stehen Sie zur kaskadischen Holznutzung?

Der Biomasseverband ist für die kaskadische Nutzung. Nur darf der Rohstoffstrom nicht verordnungsmäßig kanalisiert werden. Es ist für uns nur von Vorteil, wenn mehr Holz verwendet wird. Alles Holz landet früher oder später im Ofen. Mit der Holzmenge, die für ein Holzhaus benötigt wird, kann dasselbe Haus 70 Jahre lang beheizt werden.

Die Stahl- und Betonindustrie hat für Lobbying 50-mal mehr Geld zur Verfügung als die Holzindustrie. Wie schätzen Sie das Verhältnis von Bioenergie zu fossilen Energieträgern?

Da hin gehend habe ich kein Gefühl, nur, dass es viel zu wenig ist. Starke Unternehmen und Industrien sind gut organisiert und finden Möglichkeiten, das auch in die Öffentlichkeit zu tragen. Das ist keine Kritik an jenen, sondern wirft eher die Frage auf: Warum schaffen wir es nicht? Was ich nicht verstehe, ist, dass ein um ein paar Euro höherer Holzpreis ein großes Thema ist, denn da könnten ja ein paar Forstbetriebe etwas mehr verdienen. Wir haben aber überhaupt kein Problem, wenn 14 Mrd. € im Jahr für fossile Brennstoffe in Richtung aller möglichen, nicht gerade demokratischen Strukturen gehen. Solange diese Schieflage da ist, würde ich mir von der Industrie erwarten, beide Augen offenzuhalten. Diese Ungerechtigkeit ist für mich das größte Problem.