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235.000 Besucher zählte die Bau 2013 in München © DI Martina Nöstler

Dem Holzbau geht‘s gut

Ein Artikel von DI Hannes Plackner, DI Martina Nöstler und DI Michael Reitbauer aus München | 29.01.2013 - 13:50
Gute Stimmung herrschte bei den Holz verarbeitenden Ausstellern auf der Bau 2013 Mitte Januar in München. Der Grad der Zuversicht variierte aber nach Branchen. Dämm- und Dichtmittelhersteller profitieren vom Energiesparboom und dem Megatrend Nachhaltigkeit. Daran hängt freilich auch die Holzbranche mit ihren Säge- und Leimholzwerken. Trotzdem wurden die Erwartungen für den Jahresverlauf vorsichtiger formuliert als Anfang 2012 auf der Dach+Holz in Stuttgart. Dabei scheint die Ausgangsituation heuer ähnlich. Doch die nicht erreichten Preisvorstellungen des Vorjahres stecken noch in den Knochen. Zudem kommen nun laufend neue Kapazitäten bei BSH und KVH auf den Markt.

Halber BSH-Markt vertreten

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235.000 Besucher zählte die Bau 2013 in München © DI Martina Nöstler

In der Halle B5 und am angrenzenden Freigelände waren die Leimholzhersteller angetreten. Mit über 1,5 Mio. m3/J BSH-Produktionskapazität war mehr als die Hälfte des Marktes in München präsent. Brettsperrholz und KVH waren ebenfalls prominent vertreten. Innerhalb weniger Minuten waren gezählte 19 Hersteller von BSH, 14 KVH-Produzenten und sogar zwölf Erzeuger von Brettsperrholz beziehungsweise massiven Holzbauelementen erreichbar. Eigentlich fehlte nur ein großer, internationaler Holzkonzern. Der wird seine Abwesenheit aufgrund des guten Messeerfolges seines Mitbewerbs aber eventuell überdenken („rethinken“).
Alle Aussteller bestätigten hohe Frequenz, gute Kontakte und eine optimistische Stimmung. Diese sollte sich etwa bei KVH schon Ende Februar in ersten Preiserhöhungen umsetzen lassen, erfuhr man. Andere Leimholzsortimente „müssen“ folgen, wie viele Gesprächspartner wörtlich meinten. Die jetzt anvisierten Preiserhöhungen werden aber nicht zu fetten Gewinnen führen, sondern die Marge zunächst einmal auf ein „halbwegs erträgliches Niveau heben“.

Preiserhöhungen in aller Munde

Im Vorjahr wurden die auf der Dach+Holz vollmundig angekündigten Preis- und Margenvorstellungen nicht erreicht. Im Gegenteil: Zu Jahresende 2012 wurden zunehmend die berühmten 10 € beklagt, die für ein auskömmliches Wirtschaften fehlen würden. Interessanterweise gilt das für 10 €/fm einkaufsseitig bei Rundholz ebenso wie für 10 €/m³ (oder – je nach Gesprächspartner – auch 15 bis 20 €/m³) beim Leimholzverkauf. Zumindest bei KVH hat sich die Rohware im Januar bei Neuverträgen schon über die 200 €/m3-Marke (KD, franko, 6er-NSi) geschoben. Entsprechend reagieren die Weiterverarbeiter. Preiserhöhungen waren auf der Bau in aller Munde, tatsächliche Abschlüsse aber eher die Ausnahmen. Die Messe wird als Repräsentationsveranstaltung gesehen. Zahlreich waren Geschäftsführer und Eigentümer bedeutender Unternehmen anzutreffen – darunter viele Händler.

Knapp am Rekordbesuch

235.000 Besucher strömten auf das Münchner Messegelände – trotz Schneechaos in Österreich und Deutschland sowie einer Sperre des Flughafens München. Der Rekordwert von 2011 (238.000) wurde nicht ganz erreicht. Dagegen registrierten die Veranstalter mit 60.000 einen Höchststand an internationalen Gästen, darunter 2900 aus Russland, 1100 aus China und 750 aus Japan. Damit gelingt der Bau in München eine spürbar andere Ausrichtung als der Dach+Holz in Stuttgart, die vor allem das deutschsprachige Zimmererhandwerk anspricht.
50.000 Besucher kamen aus Architektur und Planung. Das freute insbesondere die BSP-Hersteller, welche ihren (immer noch) innovativen Baustoff bei den Entscheidern präsentieren konnten.
Die Zahlen sind ein Indiz dafür, dass in München von Trübsal blasen, Geschäftseinbußen oder sogar negativen Aussichten für die Baubranche – wovon man 2012 vielerorts las und hörte – keine Spur zu finden war. Laut Messeveranstalter beurteilten 83 % der Messebesucher die Situation der Branche als „ausgezeichnet bis gut“. 45 % glauben an eine weitere Verbesserung.

Einige wenige Neuheiten

Mit dem Thema Innovation tut sich die Leimholzbranche weiterhin schwer, wenngleich es Lichtblicke gibt. BSP erregt nach wie vor Interesse als Baustoff, der die Möglichkeiten im Hochbau erweitert, zuletzt etwa beim 100 m-Windkraftturm Timbertower in der Nähe von Hannover. Abgesehen davon waren wenige Neuheiten an tragenden Holzprodukten zu sehen. Eine Ausnahme bildete Pollmeiers Furnierschichtholz, welches mit hohem Interesse registriert wurde. Andere Stände mit offensiv präsentierten Leimholzinnovationen waren die Haas Gruppe (Buchen-BSH, Fachwerkträger mit BSP-Stäben) und jener von Schaffitzel (Accoya- und Buchen-BSH).

Fußböden ebenfalls positiv

Ein Blick in die Fußbodenhallen zeigte, dass auch Laminatboden- und Parketthersteller optimistisch sind. „2012 ist gut verlaufen, insbesondere das 1. Halbjahr“, lautete eine häufige Rückmeldung der Aussteller. Obwohl die Bodenhersteller mit den wirtschaftlichen Schieflagen in südeuropäischen Ländern zu kämpfen hatten und haben, ist man für 2013 optimistisch.
Eiche bleibt Trendholzart Nummer 1. Das gilt bei Parkett ebenso wie bei Laminat. Das Hartholz lässt sich farblich so flexibel gestalten, dass Tropenholz für viele kein Thema mehr ist. Der „Alpenlook“ mit sehr strukturierten Oberflächen ist nach wie vor ein Renner, ebenso wie die großformatigen Dielen. Immer mehr Parkett- und Laminatbodenproduzenten gehen in Richtung Vollsortimenter und haben Vinylböden oder besonders ökologische und gesundheitlich unbedenkliche elastische Beläge ins Programm aufgenommen.

Branche ist optimistisch

Zusammengefasst lässt sich die Stimmung in der Baubranche Anfang 2013 als „überdurchschnittlich gut“ beschreiben. Viele sprechen von außergewöhnlich vollen Auftragsbüchern. Bleibt zu hoffen, dass die Bauwirtschaft als Schlüsselbranche heimischer Volkswirtschaften auch weiterhin von privaten Eigenheiminvestoren profitieren kann. Laut einer deutschen Studie wird das zumindest für den Holzbau zutreffen. Denn der soll auch im Falle einer Baurezession Anteile dazugewinnen.