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Chancen in Fernost

Ein Artikel von Gerd Ebner | 21.04.2016 - 07:53
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Der Hausbau in Australien ist stark. Im Vorjahr lagen die Hausbaubeginne auf einem 15-Jahre-Hoch. Gebaut wird in einer modernen Holz-Systembauweise mit deutlich mehr Vorfertigung als etwa in Nordamerika. Und jüngst wurde auch noch die Bauordnung holzfreundlicher: Ab sofort sind achtgeschossige Holzbauten möglich (s. Link).

Alleskönner bevorzugt

Also, alle auf nach Australien? „Ganz so einfach ist es nicht“, bremst Kurt Schrammel. Er ist in der schwedischen Sägewerksgruppe Vida für den Verkauf in Asien und Ozeanien zuständig. „Die australischen Importeure verlangen praktisch einen Komplettanbieter – bis hin zu 6 m-Studs. Und über die muss man verkaufen, weil die eigentlichen Abnehmer sehr klein strukturiert sind.“ Könne man nicht alles liefern, bleibe man für die Importeure ein Lückenbüßer. Die „üblichen Verdächtigen“ der europäischen Anbieter wären mittlerweile wieder alle weg.
Außerdem ist das Importvolumen mit 500.000 bis 600.000 m3/J Konstruktions-/Framingware derzeit noch bescheiden. Davon kam 2015 der Großteil aus der EU und aus Nordamerika. Neuseeland lieferte nur noch wenig. Hinzu kamen gut 2 bis 2,5 Mio. m3/J australische Studhersteller. „Es kann sein, dass sich die Kunden weiter an die Genauigkeit der europäischen Ware gewöhnen. Dann könnte der Importanteil über das derzeitige Marktvolumen von 25 % hinauswachsen“, verweist Schrammel auf Potenziale. Die schnellwüchsigen lokalen Baumarten (Pinus radiata und Pinus elliottii) haben außerdem statische Nachteile. Schrammel erinnert das an die USA, wo die europäischen Holzarten gegenüber der Southern Yellow Pine punkten können.

Immer neue Importsperren

„Die Australier sind im Protektionismus aber sehr erfinderisch“, dämpft Schrammel Hoffnungen.
Für Brettsperrholz sei Australien ebenfalls ein interessanter Markt. Mehrere Bauten wurden realisiert. Einer der jüngsten werde bald von Binderholz in Sydney errichten. Laut Schrammel entsteht derzeit aber auch eine australische BSP-Produktion: XLAM in New South Wales. „CLT aus Slash Pine – wenn es richtig gemacht wird, könnte es passen“, urteilt Schrammel. Der Baumarkt könne aufgrund günstiger Zinsen in den kommenden Jahren noch anziehen.

Studsägewerk entsteht

ida will auf jeden Fall mit den Studs weitermachen. Dafür wird derzeit am Standort des ehemalige Moelven-Sägewerks in Nössemark ein neues Sägewerk errichtet: Rund 150.000 m3 Studs sollen dort pro Jahr erzeugt werden – unter anderem in nicht alltäglichen 8 und 9 Fuß-Längen. Zielmärkte für das neue Werk sind die USA, das UK und Australien. Weitere wichtige Nadelschnittholzquellen für die Vida-Exporte sind Deutschland und das Baltikum.

Marktchancen in Japan

Durch die derzeitige Verschiebung von Marktanteilen einiger europäischer Lieferanten ergeben sich neue Möglichkeiten in Japan. In China ist der Markt nach überfüllten Lagern im IV. Quartal 2015 nun wieder auf „aufnahmefähig“ gedreht. „China ist einfach so groß. Da ändert sich die Nachfrage sehr schnell“, weiß Schrammel von seinem jüngsten Besuch zu erzählen. Die Preise hätten sich im Vergleich zum Vorquartal um 10 bis 15 US-$/m3 erholt, parallel sanken die Frachtpreise. „So kann Europa seinen Frachtvorteil in Südchina gegenüber den russischen Anbietern noch weiter ausbauen.“

2,5 Mio. m3/J – aber da geht noch mehr

Aus europäischer Perspektive wären die 2,5 Mio. m3/J (1,5 Mio. m3 Skandinavien, 1 Mio. m3 sonstige Europäer) nicht der Plafond. Auch weil sich jüngst kanadische und US-Anbieter etwas mehr auf deren Heimmärkte fokussieren. „Von typisch low-grade ist der Markt mittlerweile auf high-grade gedreht“, meint Schrammel. Vida konzen-triert sich auf CLS (Canadian Lumber Standard) und J-grade. Ging vor zehn Jahren überhaupt nichts ohne direkte Verkaufspräsenz vor Ort, so wird China „immer mehr zu einem regulären Importmarkt“, analysiert Schrammel. Und weiter: „China wird für Europa immer wichtiger.“
Den Importbedarf könnte ein Ernteverbot in natürlichen Wäldern in China ab 2017 noch verstärken (s. Kasten S. 3). Dann erhalten die Binnensägewerke nur noch Plantagenholz.