14581350044491.jpg

230 Teilnehmer hörten den Ausführungen der Vortragenden am Fenster-Türen-Treff zu © Lorenz Pfungen

Breites Programm beim Branchentreff

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 16.03.2016 - 16:30
14581350044491.jpg

230 Teilnehmer hörten den Ausführungen der Vortragenden am Fenster-Türen-Treff zu © Lorenz Pfungen

Der Fenstermarkt in Europa habe seinen Tiefpunkt erreicht, berichtete Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des deutschen Verbandes Fenster + Fassade. In seinem Vortrag erläuterte er, dass das Marktvolumen 2014 in Europa bei 126,1 Millionen Fenstereinheiten (Abmessung 1,3 mal 1,3 m) lag. Er zitierte dabei aus einer 2015 veröffentlichten Marktstudie des Verbandes. 56 % davon entfallen auf die EU 28, ein Viertel alleine auf Russland und die Ukraine. Das Marktvolumen für 2013 gab er für Deutschland mit 13,1 Millionen Fenstereinheiten (FE), für Frankreich mit 10,5 Mio. FE, Großbritannien mit 9,4 Mio. FE, Italien und Polen mit jeweils 6 Mio. FE und Österreich mit 2,7 Mio. FE an. Die Besonderheiten lagen darin, dass Polen viel für den Export produzierte und Österreich eine höhere Pro-Kopf-Produktion als Deutschland hatte. Gegenüber anderen Ländern habe sich der Markt in Österreich gut gehalten.

Die rechtliche Seite von Bauaufträgen

Mit Spannung hörten die Anwesenden den Ausführungen von Christian Niemöller von SMNG Rechtsanwaltsgesellschaft aus Deutschland zu. In seinen Ausführungen ging er auf die rechtliche Lage von Haftungen bei Bauarbeiten mit und ohne Planer ein. Da ausführende Unternehmen heutzutage mehr und mehr die Rolle des Planers übernehmen, gehen diese auch dessen Haftungen ein. Gebe es bei einem Projekt einen Planer, sei der Auftragnehmer nur für Ausführungsfehler haftbar. Der Architekt oder Fachplaner hafte für Planungsfehler. Weiters beschrieb Niemöller die Prüfungs- und Hinweispflicht von Auftragnehmern. Treten Bedenken über die geplante Ausführung auf, müsse er diese dem Bauherrn (Auftraggeber) unverzüglich und schriftlich mitteilen. Auch bei fachkundigen Personen gelte die Prüfungs- und Hinweispflicht.

Dr. Walter Löbl führte die rechtlichen Unterschiede zwischen Wartung, um einem Mangel vorzubeugen, und Reparatur aufgrund eines Mangels (gemäß Gewährleistung) aus. Ersteres führe zu keiner Gewährleistung, da dabei ein Mangel bereits bei der Übergabe bestehen müsse. Es könne sich um einen offensichtlichen oder versteckten Mangel handeln. Zudem erläuterte er die unterschiedlichen Wartungsnormen.

Neuerungen bei Fenstergläsern

Vakuumglas-Systeme für die Renovierung (VIG-SYS-RENO) behandelten Peter Schober von der Holzforschung Austria und Univ.-Prof. Ardeshir Mahdavi von der Technischen Universität Wien. Bisher seien keine leistungsfähigen Vakuumgläser verfügbar gewesen. Dies habe sich nun geändert, berichtete Schober. So bieten asiatische Unternehmen Gläser mit einem U-Wert von bis zu 0,3 W/m2K an. Diese bestehen aus zwei Verglasungen. Zwischen den Scheiben werde ein Hochvakuum eingestellt. Der Abstand zwischen den Scheiben betrage 0,15 bis 0,2 mm. Aufgrund des Vakuums seien zwischen den Scheiben Abstandshalter (Piller) platziert. Für einen Laborversuch in Kastenfenstern kaufte man solche Gläser. Mechanisch sei das Vakuumglas mit den Eigenschaften von Floatglas vergleichbar. Eine Ausnahme stelle die Stoßbelastung dar. Die Piller zwischen den Scheiben erzeugen bei einer Stoßbelastung punktuell hohe Belastungen. Dies führe zum Bruch, führte Schober aus.

Bei den thermischen Versuchen erzielte das Vakuumglas sehr gute Ergebnisse. Mahdavi beschrieb die Simulation der Versuche mit Computerprogrammen. Dabei erläuterte er, dass die Methoden eine gute Übereinstimmung mit den praktischen Tests zeigten.

Zum Thema Smart Window ging Univ.-Prof. Monika Willert-Porada auf Fenster ein, die flexibel auf Einflüsse, wie Wärme, Licht, Feuchtigkeit und Lärm, reagieren. Ziel sei es, den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken und den Komfort zu erhöhen. Weitere Vortragende waren unter anderem Karin Hauer mit „Kastenfenster sanieren oder erneuern? – Bewertungskatalog als Entscheidungshilfe“, Vladimír Horák, der über Spezifika, Merkmale und Trends des tschechischen Fensterbaus referierte, sowie Christoph Rellstab. Er führte die Besonderheiten der Technik und des Marktes in der Schweiz aus.

Der Fenster-Türen-Treff 2017 findet von 9. bis 10. März statt. Der Ort wird noch bekannt gegeben.