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Manfred Sigg: "Da wir rasch abbrennbare Fichte dem Test unterzogen haben, dürfen wir auch alle anderen härteren Holzarten für Brandschutzfenster verwenden." © Sigg

Brandsicherer Durchblick

Ein Artikel von Kathrin Lanz (für Timber-Online bearbeitet) | 07.09.2016 - 08:28
Für Brandschutzfenster aus Holz kommen vornehmlich Harthölzer zum Einsatz. Dass jene auch aus Fichte und Tanne machbar sind, zeigt jetzt ein findiger Tischler aus Vorarlberg. Die neu entwickelten Fichtenholzfenster des Tischlereibetriebs Sigg, Hörbranz, verfügen über die Widerstandsklasse EI 60 – hoch feuerhemmend. Damit bleiben sie im Brandfall mindestens 60 Minuten lang voll funktionstüchtig. Laut Vorgabe müssen die Fensterflügel während dieser Dauer im Rahmen verankert bleiben, auch wenn die Beschläge nachgeben. In dieser Form ist das ein Novum am europäischen Markt.
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Strenge Prüfung am Institut für Brandschutz in Linz: Die Fichtenfenster halten den Flammen über eine Dauer von 60 Minuten Stand © Sigg

Da Weichholz schneller abbrennt als Hartholz, galt es für Brandschutzfenster der Widerstandsklasse EI 60 bisher als ungeeignet. Manfred Sigg boten Fichte, Tanne & Co. aber ein breites Forschungsfeld, in das er rund eineinhalb Jahre Entwicklungsarbeit investiert hat. „Unser Ziel war es, architektonisch schöne Fenster mit schlankem Rahmen zu entwickeln, die innen wie außen zum Gebäude passen. Im Holzbau hat der Brandschutz im Objekt- und Wohnbau an Bedeutung gewonnen, wobei die Fenster keine unwesentliche Rolle spielen“, schildert der Geschäftsführer des Familienbetriebs. Sein Vorhaben ist gelungen. Mit 98 mm bleiben die Profile der Fichtenfenster auch bei zwei- oder dreifacher Verglasung schlank und verfügen über Ug-Werte von 0,6 bzw. 1,1 W/m2K. Die Fenster sind nicht nur fest verglast erhältlich. Sie können auch geöffnet und gekippt werden, worin angesichts der schweren Brandschutzgläser die wahre Herausforderung lag. Als Träger zahlreicher Umweltpreise verarbeitet Sigg fast ausschließlich regionale Rohstoffe. Die Widerstandsfähigkeit des Fichtenfensters hat das Institut für Brandschutz in Linz geprüft. Dabei werden die Fenster nach europäischen Normen beidseitig abgebrannt, da das Brandverhalten der Innenseite mit den angebrachten Metallbeschlägen und der hölzernen Außenfront unterschiedlich ist. Das positive Prüfergebnis wirkt sich auf das gesamte Sortiment an Brandschutzfenstern der Tischlerei Sigg aus. Für ihn ist die Neuentwicklung bisweilen ein Nischenprodukt, das er weitervermarkten möchte. Deshalb ist das Fenster nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz zugelassen.
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Manfred Sigg: "Da wir rasch abbrennbare Fichte dem Test unterzogen haben, dürfen wir auch alle anderen härteren Holzarten für Brandschutzfenster verwenden." © Sigg

Im Raum Wien kam die Neuentwicklung unter anderem in einem Schulgebäude zum Einsatz. Auch aus Luxemburg liegen mittlerweile Bestellungen vor. Sigg ist vom Potenzial des Produkts überzeugt: „Bei dichter Verbauung spielt Brandschutz eine wichtige Rolle. Die gesetzlichen Bestimmungen werden dahingehend immer strenger.“