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Peter Golzar ist geschäftsführender Gesellschafter von Interwood © Interwood

Branche ist sonderintelligent

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 26.08.2015 - 16:31
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Peter Golzar ist geschäftsführender Gesellschafter von Interwood © Interwood

Holzkurier: Einmalig investieren, langfristig Nutzen ziehen – diese Dinge zählen für Unternehmern. In welchen Bereichen sind diese Ziele am einfachsten zu erreichen?
Peter Golzar: Gerade auf dem Sektor der Holzverarbeitung gibt es enormes Einsparungspotenzial. Ich denke beispielsweise an ein Unternehmen, das ich in Sachen Energieeffizienz beraten habe. Dessen Investitionskosten für ein neues Spänevortrocknungssystem mit Fotovoltaik- und Solaranlage amortisierten sich innerhalb von nur zwei Jahren. Dabei handelt es sich zugegebenermaßen um einen Spezialfall. Das gelingt nur, wenn technische und organisatorische Parameter genau ermittelt und geprüft werden. In diesem Fall passten die vorhandenen Dachflächen perfekt und die Kundenstruktur ließ ein neues Konzept zu. Rasch und effektiv gespart werden kann ebenso, indem man Prozesse strafft und somit den Vorteil einer besseren Planbarkeit betrieblicher Abläufe erlangt.

Energieeffizienzmaßnahmen rentieren sich also unangezweifelt. Wie gestaltet sich eine diesbezügliche Beratung?
Genau, jene Maßnahmen zeigen sich unmittelbar als Mehrgewinn. Da wir aus der Holzverarbeitung kommen, gestaltet sich die Kennenlernphase sehr kurz. Vorerst wird anhand von Analysen des Gebäudes, der Prozesse und des Transportaufwands laut Energieeffizienzgesetz der Verbrauch ermittelt. Dadurch erlangen wir ein gutes Bild von der Kostenstruktur. Augenmerk wird auch auf Softtasks gelegt. Finden Schulungen statt, wird das Fahrrad genutzt, sind Mitarbeiter interessiert? Anschließend werden entsprechend dieser Erstaufnahme Verbesserungspotenziale definiert. In Absprache mit dem Kunden wird festgemacht, welche Maßnahmen möglich sind.

Eine unpräzise Steuerung von Anlagen verschluckt oft unnötig Budget. Gibt es Maßnahmen dagegen?
Durch intelligente Lichtorganisation (Bewegungsmelder in Gebäuden, sektorielle Straßenbeleuchtung) kann eine Menge Energie gespart werden. Durch Beseitigung einer undichten Druckluftleitung, die korrekte Einstellung eines Schaltpunktes von Kompressoren und Ventilatoren oder eine Blindstromkompensation bei elektrischen Verbrauchern kann ebenso ohne nennenswerte Investitionen Energie gespart werden. Geringfügige organisatorische Veränderungen und die damit einhergehende Bewusstseinsbildung bringen also oft gewaltiges Einsparungspotenzial. Immer wichtiger wird Compliance Management – die richtige Handhabe von Regelwerken und Gesetzen.

Inwiefern ist das in der Holzbranche relevant?
Viele Sägewerke haben mit Anrainerbeschwerden zu tun. Wenn alle Behördenauflagen eingehalten werden, kann diesen auf fachlicher Grundlage begegnet werden. Ich erachte Derartiges im Rahmen der Betriebsanlagengenehmigung als sehr wichtig. Da sich Anforderungen ständig ändern, ist es sinnvoll, diesen Bereich an eine externe Stelle zu vergeben. Die Betreuung inkludiert dann eine auf den Betrieb maßgeschneiderte Risikoanalyse, die Unsicherheiten eliminiert.

Wie kann ein Betrieb sicherstellen, dass er alle relevanten Auflagen erfüllt?
Dringender Rat: Es muss im Unternehmen ein System aufgebaut werden, damit laufende Veränderungen in der Gesetzgebung und bei Normen nicht übersehen werden. Das kann durch wiederkehrende Abfragen bei Normungsinstituten, der Wirtschaftskammer oder anderen Informationsstellen passieren. Managementsysteme, wie FSC CoC oder PEFC CoC (Nachhaltige Waldbewirtschaftung), ISO 9000, 14000, 50000 (Qualität, Umwelt, Energie), EMAS (Umwelt), beinhalten ein „System der Sorgfaltspflicht“, wodurch sichergestellt werden soll, dass unterschiedliche rechtliche Anforderungen erfüllt, aber auch darüber hinaus Anforderungen von interessierten Kreisen, Anrainern, Kunden, Lieferanten, Personal berücksichtigt werden. Es klingt paradox, aber mit der Einführung eines Managementsystems erspart man sich sozusagen viel Organisatorisches.

Welche Gefahren lauern, wenn man sich nicht an Regeln und Gesetze hält?
Die Haftung der Geschäftsführer wird immer stärker ausgebaut. Dies stellt neben sicherheitsrelevanten Belangen die größte Gefahr dar. Darüber hinaus sind Strafzahlungen vorgesehen. Der wichtigste Aspekt ist aber sicherlich die Reputation eines Unternehmens, deshalb sollte jeder Betrieb Verhaltensregeln aufstellen, die regelmäßig auf Einhaltung zu überprüfen sind.

Zum Abschluss: Wie sehen Sie die Branche und die nahe Zukunft?
Zukunftsorientiert! Nachhaltig, innovativ, immer stärker prozessorientiert und energieeffizient. Holzverarbeitern kann eine Sonderintelligenz zugeschrieben werden. In Sachen Innovation haben sie sowieso eine Themenführerschaft. Das gibt Mut für die Zukunft.